Wie ein Handy zur Messerstecherei führte – das sagt man am Bahnhof Feldkirch

Vorarlberg / 14.02.2025 • 12:45 Uhr
Wie ein Handy zur Messerstecherei führte - das sagt man am Bahnhof Feldkirch
Zengin und Moran kennen den Bahnhof Feldkirch. Nach und nach kommen die Hintergründe der Bluttat vom Donnerstag an die Oberfläche. VN/Rauch, Leservideo VOL

Ein Telefon und sein Aufenthaltsort waren die Grundlage für eine Messerstecherei. Opfer und Täter sind entfernte Verwandte, zeigen Nachfragen der VN.

Feldkirch Am Tag danach erinnert am Bahnhof Feldkirch nichts daran, dass er hier am Vorabend zu einer Messerstecherei kam. Nach dem aktuellen Ermittlungsstand der Polizei stach ein 21-jähriger, in Baden-Württemberg lebender türkischer Staatsbürger auf den 46-jährigen, in Vorarlberg lebenden Türken mit einem Messer ein. Er erlitt einen Bauchstich, befindet sich aber nicht in Lebensgefahr. Grund war “Uneinigkeit über den Verbleib eines Mobiltelefons”. Was geschah wirklich?

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Bei dem 46-jährigen türkischen Staatsbürger handelt es sich um den Betreiber eines Imbisslokals westlicher Ausrichtung im Bahnhofsareal. Beim Besuch der VN und Rückfrage nach den Hintergründen der Tat spricht man dort von einer unerklärbaren, dummen Sache: Bei dem späteren Täter handelt es sich um einen entfernten Verwandten, der sein Telefon im Zug vergessen hatte. Jemand fand das Telefon, über einige Anrufe fand dieses so seinen Weg zum “Onkel” in Feldkirch. Dieser kümmerte sich darum, dass das Mobiltelefon seinen Weg zurück nach Hause fand und brachte es auf die Post.

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Der Bahnhof am Tag nach der Tat. VN/Rauch

Die entsprechende Information gab er auch nach Deutschland, wurde aber scheinbar missverstanden. Daher stand plötzlich der 21-Jährige vor dem Lokal, um das bereits verschickte Telefon abzuholen. Wie es daraufhin zur Eskalation kam, kann sich niemand am Bahnhof Feldkirch erklären. Eine Unternehmerin im Umfeld wurde nur auf den plötzlich verwundet auf einer Sitzbank liegenden 46-Jährigen aufmerksam. Was zuvor geschah, sah sie nicht. “Bei mir ging plötzlich das Telefon, jeder wollte wissen, ob es mir gut geht”, wurde Sebnem Zengin erst von Familie und Freunden auf die Bluttat aufmerksam. Als sie nach draußen trat, war bereits überall Polizei.

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Zengin wurde von der Familie auf den Polizeieinsatz aufmerksam gemacht. Sie betreibt ein Fachgeschäft für E-Zigaretten. VN/Rauch

Zengin betreibt seit Mai 2024 ein Fachgeschäft für E-Zigaretten, Liquids und Zubehör im Hauptgebäude des Bahnhofs. Von ihrem Lokal hat sie kein direktes Blickfeld auf den Busbahnhof und Bahnhofsvorplatz. Solche Situationen und Eskalationen kennt sie am Bahnhof Feldkirch sonst nicht. “Natürlich ist die Klientel am Bahnhof anders als in der Innenstadt, in der wir zuvor waren”, räumt die 52-Jährige ein. So kennt auch der Bahnhof seine Dauergäste aus dem Drogen- und Obdachlosenmilieu. Nicht jeder von ihnen ist angenehm. “Aber ich und die von der Bäckerei gegenüber, wir haben ein Auge aufeinander”, betont Zengin das gute Miteinander. “Aber ich bin Alleinunternehmerin, bin allein im Geschäft. Da fühlt man sich nicht immer wohl.”

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Silvia Moran betont, dass es am Bahnhof Feldkirch meist ruhig zugeht. VN/Rauch

Natürlich gibt es auch am Bahnhof Feldkirch Security der ÖBB, wie auch an den anderen größeren Bahnhöfen wie Dornbirn. Doch wie auch in Dornbirn haben diese keine Handhabe, um Personen aus dem Bahnhofsareal zu entfernen. “Es ist hier aber ruhiger als in Dornbirn”, betont nicht nur Silvia Moran. Die 52-Jährige fährt für Taxi Mücke, sie wartet auf den neuen Taxistellflächen auf Fahrgäste. “Untertags ist fast nie etwas, vielleicht dass einmal jemand rumschreit.” Es sei schon so, dass die Nachtschicht mehr zu erzählen habe, aber nichts allzu Dramatisches. Normalerweise auch dann kein Vergleich mit Dornbirn.