“Tierisch interessant”: Brauchen wir den Hundeführerschein?

Reaktionen auf diese Frage reichen von „Völliger Blödsinn!“ bis hin zu „Unbedingt!“. Das Tierschutzgesetz schafft ab Mitte nächsten Jahres endlich Klarheit.
Vandans Labradorhündin Nala kam über eine Tierschutzorganisation zu Julia Liebl nach Vandans. Längst sind die beiden ein eingespieltes Team. Zu allen wichtigen Fragen machte sich Julia Liebl im Vorfeld auf eigene Faust kundig, die Entscheidung fiel gründlich durchdacht. Beste Voraussetzungen für ein glückliches Miteinander.

Viele Menschen sind hundeverrückt und können sich ein Leben ohne Hund gar nicht vorstellen. Aber es gibt auch andere. Längst nicht jeder freut sich darüber, von einem fremden Hund beschnüffelt zu werden, es gibt Beschwerden über Belästigung oder über Hundekot auf Gehwegen. Und manche Menschen haben einfach Angst.

Hundehaltung ist ein gesellschaftliches Reizthema. Die große Frage lautet: Wie lässt sich das Miteinander regulieren? Und vor allem: Wie lässt sich sicherstellen, dass niemand durch einen Hund verletzt oder im schlimmsten Fall sogar getötet wird? Bislang war diese Fragestellung Ländersache. Daraus entstand in den vergangenen Jahren ein wildes Durcheinander verschiedener Maßnahmen und Auflagen quer durch Österreich. Salzburg, Ober- und Niederösterreich, die Steiermark und Wien haben sich für verschiedene Varianten eines Hundeführerscheins, „Sachkundenachweis“ genannt, entschieden. Eines haben sie gemeinsam: Jeder (!) Hundehalter ist verpflichtet, diesen Nachweis zu erbringen.

Das sorgte anfangs für teils heftige Widerstände. Einzelne Politiker waren strikt dagegen, dass – Originalzitat – „nun jede Oma mit einem Dackel plötzlich einen Kurs absolvieren muss“. (Wahrscheinlich wussten die Entscheider nicht, dass Dackel in den Beißstatistiken vor allem bei Kindern auf den vorderen Plätzen rangieren.) Auch aus den Reihen der Hundeliebhaber selbst kamen Proteste. Einzelne Menschen mit Hundeerfahrung glauben, sie wüssten eh über alles Bescheid und hätten keinerlei Schulung nötig. Solche Aussagen kenne ich auch aus Erfahrung. Ich halte seit 13 Jahren Sachkundekurse in Salzburg. Wie schön, wenn im Nachhinein die meisten zugeben, dass sie doch Neues dazulernen konnten. Nobody is perfect und vieles, das vor 20 Jahren galt, ist heute überholt.
In Vorarlberg gibt es bislang keinen Hundeführerschein. Stattdessen haben wir eine Liste mit Hunderassen (vom Rhodesian Ridgeback bis zum AmStaff), für deren Haltung man eine Bewilligung benötigt. Diese Bewilligung wird von Mitarbeitern der Städte und Gemeinden erteilt. Eine schwierige Aufgabe, denn die Gefährlichkeit eines Hundes einzustufen, benötigt viel Fachwissen. Und dann wären da noch die vielen Mischlinge.
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Am 1. 7. 2026 wird alles anders. Dann kommt der neue, bundesweit einheitliche Hundeführerschein. Dieser soll dazu beitragen, die Zahl der Bisse zu verringern (übrigens passieren fast 90 Prozent aller in Spitälern behandelten Hundebisse mit dem eigenen Hund), dient aber zusätzlich auch dem Wohl der Tiere. Welcher Hund passt zu mir? Woher bekomme ich ihn? Wie geht Hundeerziehung? Welche Pflichten und Rechte habe ich in der Öffentlichkeit? Warum sind zu kurze Schnauzen Tierquälerei? Wie viel kostet ein Hund über die Jahre? Es gibt zahllose Fragen, die für ein glückliches Hundeleben wichtig sind. Und wegen etwas Bildung fällt niemandem ein Zacken aus der Krone.

Sie sind schon Experte und kennen sich in allen Lebenslagen aus? Dann machen wir den Test: Sie kommen an einem verregneten Tag vom Spaziergang mit dem Hund heim und rubbeln sein Fell trocken. Plötzlich knurrt der Hund Sie an. Wie reagieren Sie? E-Mails willkommen (info@docwarter.com).
Die Serie „tierisch interessant“ wird unterstützt vom Land Vorarlberg