Bürgermeister legt sich quer: Angelika Benda sorgt sich um ihre Hütte am Rohrspitz

Vorarlberg / 12.03.2025 • 08:30 Uhr
Bürgermeister legt sich quer: Angelika Benda sorgt sich um ihre Hütte am Rohrspitz
Die Gemeinde Fußach will den 2027 auslaufenden Pachtvertrag für das Grundstück am Rohrspitz nicht mehr verlängern. VN/Steurer

Nach über 70 Jahren muss Familie Benda ihr Freizeit-Idyll am Fußacher Rohrspitz verlassen. Die Gemeinde will den Pachtvertrag nicht mehr verlängern.

Fußach Angelika Benda versteht die Welt nicht mehr. “Das soll es also gewesen sein?” Einsam und idyllisch steht die kleine Hütte mit Terrasse an einem der schönsten Flecken des Landes, direkt am Rohrspitz. Seit vier Generationen nutzt die Familie den Ort als Freizeit-Domizil. Der Pachtvertrag für das Grundstück sei von der Gemeinde Fußach immer wieder für 20 Jahre verlängert worden. Eine Art Automatismus sei das gewesen. Damit dürfte jetzt allerdings Schluss sein.

Bürgermeister legt sich quer: Angelika Benda sorgt sich um ihre Hütte am Rohrspitz
Seit mehr als 70 Jahren nutzte die Familie die Hütte am Rohrspitz als “zweite Heimat”. VN/Steurer

“Freundlicherweise teilen wir Ihnen mit, dass der Pachtvertrag nicht weitergeführt wird”, zitiert die 58-Jährige ein Schreiben der Gemeinde, das sie vor ein paar Wochen erhielt, aus dem Gedächtnis. Was daran freundlich sein soll, kann sie ebenso wenig verstehen wie die Tatsache selbst. Angelika Benda geht mit Bürgermeister Thomas Fitz hart ins Gericht. Mit der Hütte nehme man ihr und ihrer Familie ein Stück Heimat. Eine nachvollziehbare Begründung habe sie keine erhalten, vielmehr sei sie vor vollendete Tatsachen gestellt worden.

Bürgermeister legt sich quer: Angelika Benda sorgt sich um ihre Hütte am Rohrspitz
Für Angelika Benda ist die Entscheidungen des Fußacher Bürgermeisters “ein Stich ins Herz”. VN/Steurer

Tatsächlich macht Bürgermeister Fitz mit einer langen Tradition Schluss. Es sei ein Versäumnis der früheren politischen Verantwortlichen gewesen, dieses Grundstück nicht längst der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, sagt er im Gespräch mit den VN. “Fußach hat nur 350 Meter Seezugang. Da können wir doch keine Flächen an Private verpachten”, argumentiert der Gemeindechef.

Der neue Fußacher Bürgermeister Thomas Fitz. - Wahl Bürgermeister Fussach - Fußach, Wahl, Thomas Fitz
Bürgermeister Thomas Fitz stellt klar, dass der Zugang zum See für die gesamte Bevölkerung geöffnet werden muss. “Fußach hat nur 350 Meter Seezugang. Da können wir doch keine Flächen an Private verpachten”.

Angelika Benda bricht es fast das Herz. All die Jahre hätten ihre Eltern und später auch sie so viel Herzblut, aber auch finanzielle Mittel in ihr Freizeit-Idyll investiert. Auch jetzt wollte sie die Terrasse sanieren. Ein entsprechendes Ansuchen bei der BH sei bewilligt worden. Die Arbeiten hätten im Februar erfolgen können. “Dann kam der Brief der Gemeinde, indem es sinngemäß hieß: Ihr wollt renovieren, wir sind so nett und sagen euch vorzeitig, dass der Pachtvertrag nicht verlängert wird”, schüttelt Benda den Kopf. 2027 soll endgültig Schluss sein.

Bürgermeister legt sich quer: Angelika Benda sorgt sich um ihre Hütte am Rohrspitz
Angelika Benda macht ihrem Unmut beim Lokalaugenschein der VN Luft. VN/Steurer

Ein persönliches Gespräch mit dem Bürgermeister habe nicht zum Ziel geführt. In ihrer Wahrnehmung sei er herablassend gewesen, über alles einfach drübergefahren, so Angelika Benda. Thomas Fitz sieht das freilich anders. Man wollte, dass die Betroffenen frühzeitig über das Auslaufen des Pachtvertrags informiert werden, damit sie nicht unnötig Geld in die Renovierung stecken, so der Bürgermeister. “Wir haben höflich darauf aufmerksam gemacht, dass wir den Zugang zum See für die Bevölkerung öffnen wollen”, widerspricht er.

Bürgermeister legt sich quer: Angelika Benda sorgt sich um ihre Hütte am Rohrspitz
Die Hütte befindet sich gut 20 Meter vom Ufer entfernt. “Das Argument, dass es für die Öffentlichkeit nicht zugänglich ist, stimmt nicht”, sagt sie. VN/Steurer

Da die Hütte gut 20 Meter vom Ufer entfernt steht und es keine bauliche Hindernisse gibt, war der Zugang freilich schon bisher gewährleistet. Fitz kritisiert allerdings, dass eine Beschilderung zeitweise den Eindruck erweckt habe, dass es sich um Privatgrund handle.

Rohrspitz
Siegfried Benda hat sich Jahrzehnte um den Uferschutz gekümmert. Eine Plakette erinnert an die unermüdliche Arbeit. VN/Gasser

Die Fronten scheinen jedenfalls verhärtet. “Mir geht es nicht um Politik, aber so geht man nicht mit unbescholtenen Bürgern um”, ärgert sich Angelika Benda. Praktisch in Sichtweite stehen zwei weitere Hütten am See. “Die haben das Glück, dass sie sich auf Höchster Boden befinden”, ist der Unmut groß. Wie es weitergeht? “Abreißen oder stehen lassen, dass ist Ihnen überlassen”, habe ihr der Bürgermeister salopp gesagt. Der widerspricht auch in diesem Punkt. Man habe auch über eine Ablöse gesprochen. “Die Hütte könnte später von der Gemeinde, beispielsweise für Ausflüge des Kindergartens, genutzt werden”, so Fitz.