Ein Angebot mit Strahlkraft und viel Kritik

Vorarlberg / 12.03.2025 • 18:24 Uhr
Ein Angebot mit Strahlkraft und viel Kritik
Ein Nischenprodukt – international mit viel Freunden, in Vorarlberg überwiegen scheinbar die Kritiker. VN/Steurer

Für Heliskiing wird nicht zuletzt mit seiner Strahlkraft argumentiert, von der der Wintertourismus in Vorarlberg profitiere.

Bregenz, Lech Bis zum 31. Mai 2027 dürfen in Vorarlberg wieder Hubschrauber Wintersportler auf die Berggipfel bringen. Erlaubt ist es Montag bis Freitag – ausgenommen Feiertage – von 8 bis 17 Uhr, angeflogen werden die Gipfel “Schneetäli” und “Mehlsack”. Bebaute Gebiete, öffentliche Verkehrswege und Skipisten dürfen nur auf kürzestem Wege überflogen werden.

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Begründet wird die Genehmigung mit dem öffentlichen Interesse der internationalen Positionierung des Skigebietes, von der das gesamte wintertouristische Angebot Vorarlbergs profitiere. Befürworter werden sich von einem VN-Bericht von 1994 bestätigt fühlen: Damals wusste man zu berichten, dass Prinzessin Caroline von Monaco mit ihrem Privat-Skilehrer am besagten Mehlsack per Heli-Skiing unterwegs war. Und auch Bürgermeister Gerhard Lucian betont, dass es ein wertvolles, wenn auch nicht finanziell ausschlaggebendes Zusatzangebot sei – vergleichbar mit einem Hallenbad im Hotel, das längst nicht von jedem genutzt werde, aber ausschlaggebend für eine Buchung sein könne.

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“Das Angebot ist bei unseren Gästen bekannt und wurde bei entsprechender Schnee- und Wetterlage auch nachgefragt”, betont Markus Hahn, Stv. Geschäftsführer von Lech Zürs Tourismus, auf VN-Anfrage. Lech Zürs müsse sich als international bekannte Destination mit Zermatt (Schweiz) und Whistler (USA) messen, die ein Heliskiing-Angebot im Offpiste-Bereich haben. Und das Publikum werde internationaler: “Amerikanische und australische Gäste (größte Zuwächse im Dezember und Jänner) kommen auf Grund unseres vielfältigen Wintersportangebots nach Lech Zürs am Arlberg.” Letztlich bleibe es aber ein Nischenprodukt, das über die Skischulen angeboten werde. Diese stellen den für das Heliskiing notwendigen Bergführer.

Wenig Handhabe dagegen

Die Störungen der Fauna sei nicht so schwerwiegend wie befürchtet. Auch Naturschutzanwältin Katharina Lins räumt ein, dass die jüngsten Erhebungen kein klares Bild zeichnen. “Es gab dort oben immer Störungen. Die Frage ist, welchen Anteil das Heliskiing hat”, erklärt sie. Und die Ergebnisse lassen Interpretationsspielraum. Noch prüft sie ihre Möglichkeiten, doch ist der Erfolg einer Beschwerde nicht in Stein gemeißelt.

Die Gegnerliste ist lang: Der Alpenverein verweist nicht erst seit gestern auf die von Österreich unterzeichnete Alpenkonvention, die eine nachhaltige und umweltfreundliche Entwicklung des Tourismus vorschreibt. Explizit umfasst dies eine Einschränkung motorisierter Tourismusangebote. Eine gemeinsam mit dem Naturschutzbund eingebrachte Beschwerde scheiterte 2022 – die Naturschutzorganisationen waren keine Partei des Verfahrens und hatten daher keine Beschwerdemöglichkeit. Der aktuelle Bescheid zeige, dass das Geld wichtiger sei – ungeachtet des Klimawandels, der im Sommer die Arlbergstraße verlegte und die Wintersaison spürbar verkürze.

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Kritik an der Fortführung kommt auch aus dem Oppositionslager. “Kein einziger Vorarlberger und keine einzige Vorarlbergerin profitieren von diesem Unsinn”, ärgert sich der Grüne Umweltsprecher Daniel Zadra. Schwarz-Blau stehe offenbar für “Elite-Programme wie Heliskiing, Hunderte Millionen in die Tunnelspinne und gleichzeitig Kürzungen bei Therapieangeboten für Kinder.” Er kann keine Aufwertung des Vorarlberger Tourismusangebots durch die Helikopterflüge für die Wohlbetuchten erkennen.

“Während ganz Österreich Heliskiing längst verboten hat, hält ausgerechnet Vorarlberg an dieser rückständigen Praxis fest”, kritisiert der SPÖ-Landtagsabgeordnete Reinhold Einwallner. “Daran zeigt sich einmal mehr, dass die schwarz-blaue Landesregierung keine klare Haltung für den Umwelt- und Naturschutz in Vorarlberg einnimmt.” Heliskiing sei mit dem angestrebten sanften Tourismus nicht vereinbar. Die anderen österreichischen Bundesländer würden aufzeigen, dass nachhaltiger Wintertourismus auch ohne Heliskiing funktioniere.