„Man kommt sich selbst ganz nah“ – Warum das Pilgern in Vorarlberg besonders ist

Susanne und Walter Elsner haben mit „Pilgern in Vorarlberg“ ein Buch über spirituelle Wanderungen durch das Ländle geschrieben. Im Gespräch erzählen sie von stillen Kapellen, bewegenden Begegnungen – und der Kraft, die entsteht, wenn man einfach losgeht.
Schwarzach Vorarlberg – malerische Berglandschaften, stille Kapellen, alte Wallfahrtsorte. Wer hier pilgert, findet nicht nur Natur und Kultur, sondern oft auch ein Stück zu sich selbst. Davon sind Susanne und Walter Elsner überzeugt. Das Ehepaar aus München hat mit „Pilgern in Vorarlberg“ ein Buch veröffentlicht, das 30 besondere Pilgerziele im Ländle vorstellt – von der schlichten Stofelkapelle bei Damüls bis zum Gedenkort für Carl Lampert in Göfis.

Vom Wandern zum Pilgern
Die Elsners verbindet weit mehr als die Leidenschaft fürs Schreiben. Seit ihrer Jugend in der katholischen Gemeinde sind sie gemeinsam unterwegs – zu Fuß, mit Rucksack und offenem Herzen. Was als Familienwanderung begann, wurde später zur spirituellen Reise. „Beim Pilgern fällt der Alltag ganz schnell von einem ab“, sagt Susanne Elsner. „Man kommt zurück zu den eigenen Grundbedürfnissen – Gehen, Essen, Schlafen – und das reicht oft schon, um zur Ruhe zu finden.“ Die beste Art von Entschleunigung, die die beiden kennen.


Neben Pilgerwegen in Vorarlberg haben die beiden auch internationale Routen beschritten, etwa den Olavsweg in Norwegen oder den Franziskusweg in Italien. Dort erlebten sie unvergessliche Momente der Gastfreundschaft – wie ein Spaghetti-Essen unter freiem Himmel oder als die Gastgeberin schon mit warmen Waffeln mit Moltebeeren nach einem langen Tag auf sie wartete. „Diese Begegnungen bleiben“, erzählt Walter Elsner. „Da entstehen wirklich Momente für die Ewigkeit.“

Vorarlberg neu entdeckt
Doch im Mittelpunkt ihres neuen Buches steht ganz bewusst Vorarlberg. Die beiden Autoren haben über drei Jahre lang recherchiert, Wanderungen unternommen, Kirchen besucht, fotografiert – alles nebenberuflich. Susanne Elsner ist Lehrerin für Latein und katholische Religionslehre, Walter arbeitet beim Finanzamt. „Wenn’s ums Wetter geht, musste oft alles ganz schnell gehen“, schmunzeln sie. „Denn gute Bilder brauchen Sonnenschein – und den gibt’s nicht immer in den Schulferien.“

Für ihr Buch haben sie sich bewusst auf Tagesetappen konzentriert – ideal für Menschen, die Pilgern einmal ausprobieren wollen. Ihre Routen führen zu bekannten Orten wie Bildstein, aber auch zu verborgenen Schätzen. „Besonders die kleinen, schlichten Kapellen in Vorarlberg haben uns beeindruckt“, so Susanne Elsner. Wer kunsthistorische Orte en masse abklappern möchte, ist hier falsch. “Dass man dennoch höchst qualitative Kirchenkunst auch in den abgelegensten Dörfern wie beispielsweise in Damüls findet, mag überraschen, gehört aber auch zu Vorarlberg wie die einzigartige Symbiose von Kultur und Natur.”
Mit leichtem Gepäck
Wer pilgern möchte, braucht keine besondere Ausrüstung, nur Offenheit für Bewegung und vielleicht ein bisschen spirituelle Neugier. „Pilgern ist keine Leistungsschau, sondern eine Einladung, sich selbst zu begegnen“, sagen die Elsners. Und Vorarlberg, das geben sie unumwunden zu, sei ihnen dabei besonders ans Herz gewachsen.




Nach zwei intensiven Buchprojekten gönnt sich das Ehepaar nun eine kreative Pause. Neue Ideen haben sie viele, aber für den Moment genießen sie einfach wieder das Unterwegssein – ohne Notizblock, aber mit offenen Augen.
