Das Echo des Eulenbachs

Vorarlberg / 23.04.2025 • 17:17 Uhr
[Dornbirn, Eulental, Firma FM Hämmerle]
Dornbirn, Eulental mit Firma FM Hämmerle, 1959. Alpine Luftbild GesmbH & Co Innsbruck, Volare

Geschichte eines Dornbirner Industrie-Denkmals.

Dornbirn Einst brummten hier die Maschinen, und das Wasser des Eulenbachs in Dornbirn trieb das Wachstum einer ganzen Industrie an. Heute zeugen nur noch wenige Bauwerke von der glanzvollen Vergangenheit des Eulental-Gebiets. Als Franz Josef Hilbe im Jahr 1850 die kleine Nadelfabrik am Eulenbach erwarb, konnte er kaum ahnen, welchen Wandel das Tal in den kommenden Jahrzehnten durchleben würde. Die Wasserkraft des Eulenbachs, einst genutzt von einer Hammerschmiede und einer Gerbmühle, sollte zum Motor eines aufstrebenden Industriegebiets werden. Zusammen mit den Cousins Winter und Romberg legte Hilbe den Grundstein für eine florierende Textilproduktion.

Eulenbach
ehemalige Fabrik Eulental, heutiges Weppach, 2013. Böhringer

Konstante Wasserversorgung

Josef Andre Winter übernahm bald die Führung und trieb die Modernisierung voran. Mit Schönfärberei, chemischer Bleiche und Appretur erlangte der Betrieb überregionale Bedeutung. Der entscheidende Fortschritt kam jedoch mit der Installation einer Wasserturbine 1854, die eine konstante Energieversorgung sicherte. Der Betrieb expandierte rasant, doch die Natur setzte Grenzen: Als die Wasserkraft nicht mehr ausreichte, mussten Dampfmaschinen und Kohleöfen einspringen.

Eulenbach
Fabrik Eulental vor der Jahrhundertwende. Grossindustrie Österreichs, Stadtarchiv Dornbirn

Mit der Errichtung neuer Fabrikgebäude, darunter ein eindrucksvoller Webereibau mit 200 Webstühlen, erlebte das Eulental seine Blütezeit. Arbeiterwohnungen und repräsentative Gebäude zeugten vom wirtschaftlichen Erfolg. Doch der plötzliche Einbruch der Baumwollimporte während des Amerikanischen Sezessionskriegs ließ die Zukunft des Unternehmens wanken. Nach Jahren des Wachstums kam 1906 das Aus – die Firma Winter ging bankrott. Die traditionsreiche Fabrik fiel in die Hände einer namhaften Konkurrenz: F.M. Hämmerle übernahm das Gelände und führte die Textilproduktion bis 1989 fort.

Eulenbach
Blick vom Zanzenberg auf das Eulental um 1950. Grossindustrie Österreichs, Stadtarchiv Dornbirn

Wohnanlagen statt Industrie

Heute sind die Hallen verschwunden, die Spuren der Textilindustrie längst verweht. Wohnanlagen prägen das Bild, und nur noch vereinzelt erinnern Gebäude an die industrielle Blütezeit. Doch das Echo des Eulenbachs erzählt leise weiter – von einer Zeit, in der Wasser und Dampf das Schicksal eines ganzen Tals bestimmten. Wenn man an einem stillen Abend entlang des Eulenbachs spaziert, kann man sich die Geräuschkulisse von damals fast vorstellen: das rhythmische Klappern der Maschinen, das Rauschen der Turbinen, das geschäftige Treiben der Arbeiter. Die Natur hat sich das Tal zurückerobert, doch unter der Oberfläche bleibt die Erinnerung lebendig. Die alten Mauern, die verbliebenen Wasserspeicher und die wenigen erhaltenen Gebäude erzählen eine Geschichte von Ehrgeiz, Wandel und der Vergänglichkeit einstiger Größe. Das Eulental ist heute ein Ort des Wohnens und der Ruhe, aber sein industrielles Erbe bleibt spürbar. MEC