“Für mich ist das ein Skandal” – ÖGK in Vorarlberg warnt vor drei Monaten Wartezeit

Wer derzeit eine Rechnung bei der Österreichischen Gesundheitskasse einreicht, muss sich offenbar auf lange Wartezeiten einstellen.
Darum geht’s:
- Wartezeit für ÖGK-Rückerstattung kann bis zu 16 Wochen dauern.
- Betroffener kritisiert Verzögerungen als Skandal.
- Personalengpässe in Dornbirn als Ursache angegeben.
Dornbirn Am 10. April reichte Kuno Riedmann eine Wahlarztrechnung bei der ÖGK in Dornbirn ein. Am 26. Mai erfolgte die Eingangsbestätigung – und der Hinweis, dass die Bearbeitung der Wahlarztrechnung derzeit 13 bis 16 Wochen in Anspruch nehmen kann. Man bittet ihn daher um Geduld – für bis zu einem Vierteljahr Wartezeit.

Wartezeit hat Folgen
“Für mich ist das für eine öffentliche Einrichtung, die als solche auf Service ausgerichtet sein sollte, ein Skandal”, moniert der frühere Wirtschaftskammerpräsident und ADEG-Aufsichtsratspräsident. Hier gehe es aber nicht um ihn persönlich, sondern um zahlreiche Patientinnen und Patienten von Fachärzten. Es sei schließlich kaum möglich, einen Facharzt mit Kassenvertrag zu finden, der noch Patienten annimmt.

Eine denkbare Wartezeit von drei Monaten und mehr für die Bearbeitung eines Wahlarzthonorars kann für viele drastische Auswirkungen haben. Schließlich müssen die Untersuchungen grundsätzlich auf Vorkasse selbst bezahlt werden. Erst wenn der Vergütungsbeitrag der gesetzlichen Krankenkasse ergeht, kann man die Rechnung bei der eigenen Privatversicherung einreichen. Bis dahin trägt man die teils beachtlichen Kosten selbst.
Personalnot als Begründung
Der Pensionist wandte sich auch an die Ombudsstelle der ÖGK. Diese räumte auch ein, dass die ÖGK hier vor Herausforderungen stehe. Die Krankenkasse, bei der knapp 7,5 Millionen Österreicherinnen und Österreicher versichert sind, bearbeite pro Jahr 36 Millionen Vertragsarztrechnungen. Hinzu kämen pro Monat 375.000 Wahlarztrechnungen, weiters Honorarnoten von Zahnärzten oder Therapeuten. Hier erhoffe man sich vom 2024 eingeführten WAH-Online weitere Verbesserungen, bei der die Wahlärzte ihre Honorarnoten selbst direkt bei der ÖGK einreichen. “Dieses System mag in Wien gut funktionieren, wenn man direkt nach der Behandlung wie bei der Supermarktkasse zahlt”, zweifelt Riedmann. In Vorarlberg sei es aber nicht unüblich, es im Nachhinein einzuzahlen. “Dann müsste ich mich mit der Zahlungsbestätigung ein zweites Mal auf den Weg machen, das funktioniert doch nicht.”
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Vonseiten der ÖGK räumt man die Verzögerungen ein. Grund für die Verzögerungen bei der Bearbeitung von Kostenerstattungen seien personelle Engpässe am Standort Dornbirn. Hier sei man mit Hochdruck daran, diese rasch und nachhaltig zu beheben, versichert der gesetzliche Versicherungsträger. Das Ziel sei, die Bearbeitungszeit in Vorarlberg auf 14 Tage zu drücken, dies sei der Standard in den anderen Bundesländern.
Frage des Prinzips
Für Riedmann dauerte es schlussendlich tatsächlich keine 13 Wochen, sondern überschaubare zwei Tage. Ihm geht es aber ums Prinzip. “Vor der Fusion dauerte es in der Norm vier bis fünf Wochen, vergangenes Jahr sechs”, erinnert er sich. Er befürchtet, dass der Personalnot tatsächlich ein organisatorisches Problem zugrunde liegt. “Irgendwo in dem System ist ein Knopf drinnen.” Schließlich stiegen in den vergangenen fünf Jahren die Verwaltungskosten der Krankenkasse je nach Rechenweise mindestens um die Teuerungsrate. Und nach Effizienzgewinnen sehe für ihn die angedrohte Wartezeit von drei Monaten auch nicht aus.