Nachruf auf Walter Bertel: Vom Kraftfahrer zum Priester

Pfarrer i. R. Walter Bertel (90) war der erste ständige Diakon in Österreich und zuletzt als Krankenhausseelsorger in Hohenems tätig.
Von Ernest Enzelsberger
Hohenems An seinem 90. Geburtstag fand mit dem Tod von Pfarrer Walter Bertel ein erfülltes Priesterleben seinen irdischen Abschluss. Besonders der Schutz des ungeborenen Lebens lag ihm am Herzen.
In seinem Testament schrieb er u. a.: „Ich hinterlasse all das, was ich mit dem Beistand der Gottesmutter wirken und empfangen durfte und ich bitte um Vergebung, falls ich jemanden verletzt haben sollte.“ Es war sein Wunsch, in Dornbirn-Schoren an der Seite von Kaplan Emil Bonetti beerdigt zu werden.

Pfarrer Bertel wurde am 27. April 1935 in Blons geboren und besuchte die Volksschule Blons-Valentschina. Zusammen mit vier Brüdern wuchs er in bescheidenen Verhältnissen auf. 1953, ein Jahr vor der Lawinenkatastrophe im Großwalsertal, verließ die Familie Blons und fand in Hohenems eine neue Bleibe. Als Walter Bertel zehn Jahre alt war, starb seine Mutter. Seine erste Arbeitsstelle trat er 1952 im Jesuheim in Lochau an, wo er bis 1953 in der Landwirtschaft tätig war. Die nächste Stelle fand er in der Stickerei Karl Benzer in Hohenems.

Schon früh verspürte der Verstorbene den Ruf, Priester zu werden, und so schloss er sich der Brüdergemeinschaft der Frohbotschaft von Dr. Edwin Fasching an, der am 11. Juli 1957 mit 48 Jahren starb. Ein Projekt von Edwin Fasching war das „Haus der jungen Arbeiter“ in Dornbirn, das er als Rohbau von Kaplan Emil Bonetti übernahm. Walter Bertel war dort 13 Jahre Hausmeister und Lkw-Fahrer.

Da sein Versuch, in der Aufbaumittelschule Horn die Voraussetzungen für seine Zulassung zum Theologiestudium zu erlangen, scheiterte, bereitete er sich darauf vor, ständiger Diakon zu werden. So wurde er am 21. Dezember 1969 in der Pfarrkirche Schoren von Bischof Bruno Wechner zum ersten ständigen Diakon in Dornbirn geweiht.

Als allerdings in Schwaz in Tirol ein Bildungsweg für Männer geschaffen wurde, die Priester werden wollten, aber keine Matura abgelegt hatten, eröffnete sich für Walter Bertel eine neue Chance. So erreichte er am 21. Juni 1975 sein großes Ziel, in der Pfarrkirche Schoren zum Priester geweiht zu werden. Sein Primizspruch war: „Herr, nimm mich, wie ich bin, und mache mich so, wie Du mich haben willst.“

1976 bis 1982 war Walter Bertel als Kaplan in Gisingen eingesetzt. Hier wirkte er an der Seite von Pfarrer Armin Michler und unterrichtete Religion. Im Anschluss war er ab 1982 als Pfarrer in Laterns tätig. Die Dienststelle in Laterns wurde für ihn jedoch zu einer großen Herausforderung und durch wachsende Spannungen sah er sich 1993 veranlasst, die Pfarre zurückzugeben. Nach einem Sabbatjahr wurde Pfarrer Walter Bertel Krankenhausseelsorger im Spital in Hohenems. Er erinnerte sich: „Diese Aufgabe hat mich mehr als alle anderen Tätigkeiten mit großer Freude erfüllt.“ 2009 trat er in den Ruhestand.
Nebenbei begleitete er viele Gläubige auf Pilgerfahrten. Sein Wirken wurde auch durch die Marianische Priesterbewegung mitbestimmt und viele Jahre war er mit der geistlichen Familie „Das Werk“ verbunden.
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