Warum ist die Karrenseilbahn in den Sturm gefahren, Herr Kaufmann?

Am Tag nach dem Seilbahnunglück in Dornbirn macht man sich auf die Spurensuche.
Dornbirn Per Aushang am Eingang werden die Besucherinnen und Besucher der Karrenseilbahn über den Status quo informiert: Derzeit sind weder die Seilbahn noch die Gastronomie an der Bergstation geöffnet. Letztere kann ohne die Seilbahn nicht versorgt werden, daher bleiben die Türen des Panoramarestaurants geschlossen.

Sieben Stunden dauerte es, bis alle 19 Fahrgäste und ein Hund aus über 60 Meter Höhe aus der Gondel gerettet werden konnten. Es war gegen 15 Uhr die letzte geplante Fahrt vor dem erwarteten Unwetter, versichert der Geschäftsführer des Stadtmarketings und der Seilbahn Herbert Kaufmann. “Es war noch heiterer Himmel, unsere Windwächter haben keine Warnung gegeben”, betont Kaufmann, dass das Unglück sich vor dem eigentlichen Gewitter ereignet habe. Auch die vorliegenden Prognosen hätten lokal keine solch starken Windereignisse angekündigt. “Wir haben auf alle Parameter geachtet, die es gibt. Es war kein Anlass gegeben, dass wir nicht fahren dürften”, betont er. “Die Bahn ist an sich auf ganz andere Bedingungen ausgelegt. Es galt daher als unproblematisch, den Fahrbetrieb aufrechtzuerhalten.”

Ein Starkwindereignis vor dem Gewitter hatte man nicht erwartet, während des Gewitters wäre die Bahn allein schon aufgrund der Blitzschlaggefahr nicht gefahren. Es wäre damit die letzte Fahrt vor der Betriebseinstellung gewesen. “Es war ein so nicht bekannter Vorbote”, stellt sich Kaufmann vor sein Personal. Es seien routinierte Mitarbeiter gewesen, aber es habe einfach keine Vorwarnung gegeben.
Ermittlungen im Gange
Derweil läuft die Schadenserhebung und die Abstimmung mit dem zuständigen Bundesministerium für Innovation, Mobilität und Infrastruktur als oberster Seilbahnbehörde. Der Betrieb der Karrenseilbahn ist aufgrund des Vorfalls auch durch die Behörde untersagt, ein entsprechender Bescheid erging am Dienstag. Auf Basis der vorliegenden Informationen gilt das Unglück bei der Sicherheitsuntersuchungsstelle des Bundes (SUB) nicht als “schwerer Unfall”, sondern entweder als “Unfall” oder “schwere Störung”, abhängig vom Sachschaden. Das Ministerium hat einen Amtssachverständigen mit der Ursachenfeststellung beauftragt. Nun sei es an der SUB, die zur Wiederherstellung eines sicheren Betriebs notwendigen Maßnahmen festzustellen und anzuordnen, bevor per Bescheid der Betrieb der Karrenseilbahn wieder genehmigt werden kann.
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Parallel ermittelt die Bundespolizei zu den Ursachen des Unfalls. Am Dienstag prüften Teams der Karrenseilbahn noch die technische Situation, angefangen von der Seilführung in der Bergstation über die Stütze bis zu den Spanngewichten in der Talstation. Auch der Amtssachverständige habe den Montag für einen Lokalaugenschein genutzt.
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Trag- und Zugseil hängen seit dem Unglück außerhalb ihrer Führungen, haben sich teilweise überschlagen und müssen wieder eingesetzt werden – keine leichte Aufgabe bei den tonnenschweren Metallseilen. Zuvor müssen jedoch noch die beiden Kabinen wieder in die Stationen gezogen werden können. Wie das gelingen kann, ist derzeit noch offen. “In ein bis zwei Tagen sollten wir ein klareres Bild haben. Aber auf jeden Fall kurzfristig wird eine Betriebsaufnahme leider nicht möglich sein.”