Luxus-Männerquartett bei der Schubertiade

Vorarlberg / 15.07.2025 • 14:49 Uhr
I. Arcayürek, J. Prégardien, K. Krimmel, T. Berndt
Tenöre Ilker Arcayürek und Julian Prégardien und die Baritone Konstantin Krimmel und Tobias Berndt wurden von Daniel Heide am Klavier begleitet. Schubertiade

„Unser aller Großpapa/ bleibe noch recht lange da.“

Hohenems Wann kann man schon vier Männerstimmern dieser Qualität zusammen singen hören? Und mit einem solchen Klavierbegleiter? Am Sonntagabend gaben die Tenöre Ilker Arcayürek und Julian Prégardien und die Baritone Konstantin Krimmel und Tobias Berndt, begleitet von Daniel Heide, in Hohenems einen Schubert-Liederabend. Das Besondere am Programm lag darin, dass die Sänger sowohl Kompositionen für Männerquartett darboten als auch einzeln auftraten. Schuberts Männerquartette findet man nicht oft im Konzertprogramm; in dieser Vollendung hat sie Schubert selbst sicher nie gehört.
Zu Beginn erklangen zwei Quartette: Zuerst der „Beitrag zur fünfzigjährigen Jubelfeier des Herrn von Salieri“, eine kleine Kantate, die der 19-jährige Schubert für seinen Kompositionslehrer nicht nur komponiert, sondern auch gedichtet hat, mit Versen wie „Unser aller Großpapa/ bleibe noch recht lange da.“ Nach einem Klaviervorspiel gab es eine feierlich-getragene Einleitung im Quartett a cappella, eine kleine Arie und einen Kanon zum Schluss. Vom ersten Ton an überzeugten die vier Herren durch perfekte Intonation und Artikulation, runden Gesamtklang und hörbare Freude. Arcayürek mit seiner hellen Stimme sang Tenor 1, Prégardien konnte sich in der Arie profilieren und alle vier hatten sichtlichen Spass am Abschlusskanon. Goethes „Gesang der Geister über den Wassern“ entwickelte sich in großer Intensität vom Piano-Beginn über den bewegten Mittelteil bis zum in mystischer Stille verklingen Schluss.

I. Arcayürek, J. Prégardien, K. Krimmel, T. Berndt

Als erster Solist trat Arcayürek auf, der im Juni in Schwarzenberg mit einer exzeptionellen „Winterreise“ (mit Bushakevitz am Klavier) überzeugt hatte. Für diesen Abend hatte er das kurze Liebeslied „Der Jüngling an der Quelle“ gewählt, bei dem er einer angebeteten „Luise“ mit betörend schönem Stimmklang nachseufzte. Durch starke Gestaltung bewegte der „Wanderer“, der in der aktuellen Situation auch an die vielen heimatlosen Flüchtlinge denken ließ.
„Im Gegenwärtigen Vergangenes“ nach Goethe brachte wieder das reizvolle Spiel zwischen Einzel- und Doppelpartien und dem runden Gesamtklang des Quartetts zur Geltung. Tobias Brandt setzte in seinem Schubertiade-Debut seinen schönen, in allen Lagen gut klingenden Bariton in einer tiefsinnigen Interpretation von „Daß sie hier gewesen“ ein; „Im Frühling“ blieb dagegen etwas blass. Beim Quartett „Grab und Mond“ mit seinen ppp-Stellen hielt man den Atem an vor Intensität; „Der Gondelfahrer“ geleitete mit seinem schaukelnden Rhythmus schwungvoll in die Pause. Nach den Quartetten „Geist der Liebe“ und „La pastorella al prato“ punktete Julian Prégardien mit einem intensiv erzählten „Schäfers Klagelied“ und begeisterte dann mit einer hinreißenden Interpretation von Goethes „Willkommen und Abschied“. Das a cappella weich gesungene Quartett „Die Nacht“ leitete über zum „Nachtstück“, bei dem Konstantin Krimmel seinen Bariton in einer ergreifenden Interpretation strömen ließ, bevor ihm in „Prometheus“ eine packende Gestaltung des sich gegen Zeus auflehnenden Halbgottes gelang. Noch zwei idyllische Quartette, „Naturgenuß“ und „Das Dörfchen“, gelangen abwechslungsreich.

I. Arcayürek, J. Prégardien, K. Krimmel, T. Berndt

Doch was wären all diese Spitzensänger ohne ihren kongenialen Partner am Klavier gewesen, Daniel Heide, der, stets präsent, impulsgebend und farbenreich artikulierend begleitete! Bei der zweiten Zugabe, „In einem kühlen Grunde“ ließ er sein Instrument im Stich und gesellte sich zu den Baritonen.

Ulrike Längle