“Den Blumenstrauß habe ich von Frau Wallner bekommen”

Mit Pauken und Trompeten, Blumen oder Hut – die Eröffnung der Bregenzer Festspiele ist auch für die Zaungäste ein Fest.
Bregenz Als Ella und Martin kurz vor 9 Uhr auf dem Platz der Wiener Symphoniker vor dem Festspielhaus ankommen, wissen sie noch nicht genau, was heute auf sie zukommt. „Sie sind beide das erste Mal dabei. Sie überreichen den Blumenstrauß“, erläutert Ingeborg Linder, die Leiterin der Kindertrachtengruppe Bregenz.

Ob sie nervös ist? „Ein bisschen“, sagt Ella und grinst. Die Sechsjährige hat für ihren Auftritt ein besonderes Outfit bekommen: eine Bregenzer Tracht, die der Biedermeiertracht um etwa 1850 nachempfunden ist und die Kinderform der Bodensee-Radhaube, die 2010 als erstes Vorarlberger Kulturgut in das immaterielle Kulturerbe der UNESCO aufgenommen wurde. „Das Wichtigste ist, dass die Tracht passt. Es ist immer eine Herausforderung, bis wir alle Teile zusammenhaben, alle Teile passen und alle hergerichtet sind“, merkt die Leiterin der Trachtengruppe an.



Zur selben Zeit haben die beiden Spürhunde ihre Arbeit im Haus bereits erledigt. „Wenn hochrangige Staatsgäste vor Ort sind, dann werden im Vorfeld immer Vorbereitungen hinsichtlich Sprengstoffs getroffen und die Gebäude untersucht. Wir haben keine Hinweise auf eine Gefährdungslage. Trotzdem sind wir für alle Eventualitäten gerüstet“, erläutert Polizeisprecher Fabian Marchetti.





Während der Eröffnung gilt auf dem See ein Fahrverbot rund um die Seebühne. Der Zustrom zum Festspielhaus wird von der Verkehrspolizei überwacht. Wie viele uniformierte und zivile Polizisten an diesem Mittwochvormittag im Einsatz sind, verrät die Polizei nicht. „Es ist eigentlich wie jedes Jahr. Das Sicherheitskonzept, das wir gemeinsam mit den Festspielen, der Stadt und der BH erarbeitet haben, wird umgesetzt. Vordergründig wird auf dem Vorplatz geschaut, dass der Zustrom der Gäste und der Schaulustigen geordnete Bahnen einnimmt, und natürlich schauen wir auch auf die Sicherheit der Menschen am Vorplatz“, führt der Polizeisprecher aus.



Wie die Bregenzer Festspiele sind auch die Einsatzkräfte durch und durch international. Neben zwei deutschen Polizisten ist Jürg Thöni von der Kantonspolizei St. Gallen im Einsatz. „Ich weiß gar nicht, wie oft ich schon hier war, aber es waren sicher zwischen fünf- und zehnmal. Nächstes Jahr komme ich noch einmal, dann gehe ich in Pension. Es ist immer toll, andere Leute kennenzulernen und sich mit anderen Polizeien auszutauschen“, berichtet er.

Kurz nach 9.30 Uhr läuft die Militärmusik mit Pauken und Trompeten auf dem Platz ein. Hanni Enkel-Sommer und ihr Begleiter verfolgen das Geschehen von einem Stuhl am Teich. Dass die gebürtige Wienerin mit Wohnsitz Bregenzerwald einen Hut trägt, ist kein Zufall. „Ich bin schon mit Hut auf die Welt gekommen und ich habe mein Leben lang vom Hut gelebt. Ich kann also nicht ohne Hut“, sagt sie und lacht. Auch die Eröffnungsfeier ist bei Hanni Enkel-Sommer jedes Jahr fix eingeplant. „Ich gehe schon seit 50 Jahren zur Eröffnung, weil ich seit damals Mitglied bei den Freunden der Bregenzer Festspiele bin. Ich glaube, ich habe noch nie eine ausgelassen“, erzählt sie.


Während die letzten geladenen Gäste im großen Saal im Festspielhaus Platz nehmen, steht Eva Gmeiner an einem Stehtisch auf dem Vorplatz und strahlt. Die Wolfurterin kommt mit ihren Freundinnen Dorle Orzech, Traudi Schaper und Margit Scheiber seit gut 20 Jahren zur Eröffnung. Heute kann sie sich über ein besonderes Geschenk freuen. „Den Blumenstrauß habe ich von Frau Wallner bekommen. Sie ist hergekommen und hat ihn mir gegeben. Er würde zu mir passen”, erklärt sie. Um 10.30 Uhr heißt es schließlich: Vorhang auf für die 79. Bregenzer Festspiele. Die Eröffnung kann beginnen.

















