“Man muss die Dinge mit Hausverstand entscheiden, aber trotzdem mit Mut in die Zukunft schauen”

Bianca Moosbrugger-Petter ist die erste Obfrau der Regio Bregenzerwald.
Reuthe Die Anfrage kam unverhofft: Die Stelle müssen wir neu besetzen; das könntest eigentlich du machen. „Das war bei einem spontanen Mittagessen mit drei Regio-Vorstandsmitgliedern. Wir haben uns bei einem Markt in Bezau zufällig getroffen“, schildert Bianca Moosbrugger-Petter (48). Sofort zugesagt hat sie nicht. „Aber es hat mich natürlich gefreut, dass man an mich gedacht und gesagt hat, wir trauen dir diese Aufgabe zu“, sagt sie und lacht. Die Bestätigung folgte Ende Juni in der Regio-Vollversammlung, als die 48-Jährige einstimmig zur neuen und zugleich ersten Obfrau der Regio Bregenzerwald gewählt wurde.

2015 war das ganz ähnlich. Damals wurde in Reuthe ein neues Gemeindeoberhaupt gesucht. Bianca Moosbrugger-Petter hat nicht kandidiert, wurde aber trotzdem Bürgermeisterin. In Reuthe gilt das Mehrheitswahlrecht. Jeder Wähler kann selbst entscheiden, welche Namen er auf den Stimmzettel schreibt. Bianca bekam am meisten Stimmen. Für sie war klar: „Das ist der Wählerwille. Ich möchte mich der Aufgabe stellen“, blickt sie zurück. Die damalige Gemeindesekretärin wurde von der Gemeindevertretung einstimmig zur ersten Bürgermeisterin der knapp 700-Einwohner-Gemeinde gewählt.

Die Gemeinde Reuthe steht gut da. Im aktuellen Bonitätsranking des Zentrums für Verwaltungsforschung (KDZ) landete die Bregenzerwälder Kommune auf Platz 1 in Vorarlberg, im Österreich-Vergleich auf Platz 36. „Zum einen haben wir sehr gute Betriebe. Bei uns gibt es für jeden, der arbeiten könnte, einen Arbeitsplatz. Das beschert uns schon fast 900.000 Euro an Kommunalsteuer. Zum anderen konnten wir in den letzten Jahren ein bisschen was ansparen, aber es stehen in nächster Zeit größere Ausgaben an“, erläutert die 48-Jährige. Das Wasserwerk muss saniert werden. Die Gemeindeverwaltung soll in ein neues Gebäude ausgelagert werden, um mehr Platz für die Kinderbetreuung zu schaffen.


Eines der ersten Projekte, denen sich Bianca Moosbrugger-Petter vor zehn Jahren als Bürgermeisterin angenommen hat, war die Baurechtsverwaltung Bregenzerwald, erzählt sie. Im Vorjahr folgte die Gründung einer Finanzverwaltung im hinteren Bregenzerwald. „Wir müssen schauen, dass wir uns breiter aufstellen, um diese Themen zu bewerkstelligen. Nicht jeder kann alles machen. Das wird zu viel“, unterstreicht die 48-Jährige.

In der Regio sind für die neue Obfrau derzeit die explodierenden Kosten ein großes Thema. „Es ist mir ein großes Anliegen, dass wir bestehende Angebote weiterhin erhalten können. Das ist unsere Stärke, wenn 24 Gemeinden gebündelt was machen“, merkt sie an. Das inoffizielle Motto der Bregenzerwälder lautet: “Meor ehrod das Ault, meor grüoßod das Nüund blibod üs sealb und dor Hoamadtrü.” Bianca Moosbrugger-Petter unterstreicht: „Man muss die Dinge mit Hausverstand entscheiden, aber trotzdem mit Mut in die Zukunft schauen, neue Projekte gut abwägen, aber trotzdem offen für Neues sein. Stillstand ist meiner Meinung nach nicht gut für eine Regio.“

Neben all den beruflichen Verpflichtungen ist Bianca Moosbrugger-Petter auch die Freizeit wichtig. Ausgleich findet sie beim Häkeln und Stricken, das sie in der Coronazeit wiederentdeckt hat („da bin ich im Kopf total woanders“) oder als aktives Mitglied des Musikvereins Reuthe, wo sie Trompete spielt. „Ich habe das Privileg, dass ich meine Freizeit doch noch gut gestalten kann. Mein Sohn ist mittlerweile 31. Mein Mann ist viel auf Montage, und wenn er nicht auf Montage ist, ist er viel zu Hause ist. So können wir uns die gemeinsame Zeit gut einteilen.“
Zur Person
Bianca Moosbrugger-Petter
Bürgermeisterin von Reuthe und Obfrau der Regio Bregenzerwald
Geboren 18. Jänner 1977
Familie verheiratet, ein Sohn
Hobbys Musikverein (Trompete), Skifahren, Handarbeiten (Stricken und Häkeln)