„Frankenstein“ wirkt harmlos

Corona: Herbstwelle mit neuer Variante und vorerst mildem Verlauf in Vorarlberg.
SCHWARZACH. Für Christoph Scheffknecht, dem Leiter des Umweltinstitutes des Landes, ist Corona nach wie vor ein Thema. Aufgrund der Auswertung von Abwasserproben ist er über das Infektionsgeschehen so gut informiert wie sonst niemand in Vorarlberg; oft stellen ja nicht einmal Betroffene selbst fest, dass es sie erwischt hat: Derzeit gebe es eine steigende Tendenz, berichtet Scheffknecht. Das deute auf ein erhöhtes Infektionsgeschehen hin.
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Vor allem im weitläufigen Einzugsgebiet der ARA Ludesch, also im Raum Bludenz und im Klostertal mit über 30.000 Einwohnern, dürfte das zumindest in Teilen der Fall sein. Bei dieser Abwasserreinigungsanlage (ARA) sei die Virenkonzentration zuletzt jedenfalls besonders stark gestiegen.

Wirklich wahrnehmbar ist das für eine Masse jedoch nicht. Es ist Corona und kaum jemand merkt es: Die Zahl der Spitalsaufnahmen mit einer Infektion ist pro Woche nach wie vor einstellig in Vorarlberg. Im vergangenen Jahr ist sie um diese Zeit um bis zu vier, fünf Mal größer gewesen. Extremer noch sind die Unterschiede bei den Krankenstandsmeldungen: 28 zählte die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) hierzulande in den sieben Tagen bis einschließlich 21. September. 2024 hatte es sich in der gleichen Kalenderwoche um 197 gehandelt.
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Das ist umso bemerkenswerter, als die bestimmende Corona-Variante „XFG“ bzw. „Stratus“ auch als „Frankenstein“ bezeichnet wird. Sie hat die Variante „Nimbus“ abgelöst, für die rasierklingenartige Halsschmerzen kennzeichnend sind. Ihr Anteil im Land beträgt laut Scheffknecht gut 90 Prozent. Zu den Symptomen zählt – neben üblichen wie Fieber und Gliederschmerzen – Heiserkeit.
Der Verlauf auch in Vorarlberg könnte laut dem Komplexitätsforscher Peter Klimek, der aufgrund seiner Analysen in der Corona-Zeit 2021 zum Österreichischen Wissenschaftler des Jahres gekürt worden ist, darauf hindeuten, dass „XFG“ weniger schwere Erkrankungsverläufe verursacht. Das sei vorerst aber nur eine Erklärungsmöglichkeit, fügt er hinzu.
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Belegt sei noch nichts: Die Weltgesundheitsorganisation WHO gehe in einer ersten Risikoeinschätzung zwar nicht davon aus, dass die Variante aggressiver ist als bisherige, es gebe aber auch noch keine Studie, die eine Veränderung in die eine oder andere Richtung nahelegen würde.
Schon in den nächsten Tagen und Wochen könnte es sich zeigen. Bei Rückschlüssen aus Vergleichen mit dem Vorjahr muss man laut Klimek vorsichtig sein: „Jetzt aktuell stehen wir am Anfang einer Welle, 2024 befanden wir uns zu diesem Zeitpunkt da und dort schon im Abschwung.“ Wichtiger: Zu Infektionen komme es zunächst typsicherweise bei Jüngern, die in Schulen, bei der Arbeit oder in Lokalen mit relativ vielen Menschen zusammenkommen. Bei ihnen gebe es auch eher „a- oder wenig-symptomatische Verläufe“.

Erst mit Fortdauer einer Welle treffe es zunehmend Ältere, die mit größerer Wahrscheinlichkeit schwerer erkranken. Insofern könnte es in den nächsten Wochen deutlich mehr Spitalsaunahmen wegen Corona geben, so Klimek: Andernfalls, also wenn das nicht passiert, „könnten wir es diesmal tatsächlich mit einer milderen Variante zu tun haben“.