Ein “Pionier der Menschlichkeit” mit Makel

Vorarlberg / HEUTE • 15:05 Uhr
Ein "Pionier der Menschlichkeit" mit Makel
Hermann Gmeiners Lebenswerk half tausenden Kindern auf der ganzen Welt. Doch neue Vorwürfe werfen ein Schatten auf sein Gedenken. APA, VN

96 Nominierungen für den Friedensnobelpreis, eine Perspektive für tausende Kinder. Neue Vorwürfe stellen das Erbe Hermann Gmeiners infrage.

Alberschwende, Dornbirn Der am 23. Juni 1919 in Alberschwende geborene Mann galt bisher als “Pionier der Menschlichkeit”. 1949 gründete Gmeiner mit knapp 30 Jahren den Verein Societas Socialis (SOS), der später in SOS-Kinderdorf umbenannt wurde. Im Alter von 66 Jahren starb er im April 1986 in Innsbruck an Krebs, auf seinen Wunsch hin wurde er im Kinderdorf Imst begraben. Imst war das erste von hunderten SOS-Kinderdörfern. Seit Jahren ist es auch ein möglicher Tatort, SOS-Kinderdorf arbeitet seit Jahren den Vorwurf von Misshandlungen in Imst auf – nun gibt es auch Vorwürfe gegen Gmeiner persönlich.

Ein "Pionier der Menschlichkeit" mit Makel
Hermann Gmeiner soll zu Lebzeiten allein 96-mal für den Friedensnobelpreis nominiert worden sein. SOS Kinderdorf

1986, im Todesjahr Gmeiners, gab es 233 Kinderdörfer in 85 Ländern, in denen 40.000 Kinder versorgt wurden. Heute leben an die 65.000 Kinder in 137 Nationen in SOS-Kinderdörfer. Der Gründer wurde mit öffentlichen Ehren geradezu überschüttet. Der SOS-Kinderdorf-Webseite zufolge erhielt er 146 Auszeichnungen, darunter 1980 der Dr.-Toni-Russ-Preis, und soll zu Lebzeiten 96-mal für den Friedensnobelpreis nominiert worden sein. Er pflegte Freundschaften mit internationalen Größen wie dem Dalai Lama und Mutter Teresa. In Österreich wurden zudem zahlreiche Schulen, Straßen und Parks nach Gmeiner benannt. Im Wiener ersten Bezirk steht auch ein Hermann-Gmeiner-Denkmal. 1994 widmete ihm die Österreichische Post eine Sonderbriefmarke.

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Hermann Gmeiner und Vorarlberg

Das Land Vorarlberg verlieh ihm 1974 das Goldene Ehrenzeichen des Landes. Hermann Gmeiner ist Ehrenbürger seiner Geburtsgemeinde Alberschwende. Eine Gedenktafel an seinem Geburtshaus, eine Büste und der Hermann-Gmeiner-Saal erinnern an den berühmten Sohn der Gemeinde. Auch in Dornbirn, von 1966 bis 2014 Standort eines Kinderdorfs am Knie, ist ihm ein Park gewidmet.

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VNIn Dornbirn ist ein Park Hermann Gmeiner gewidmet.

“Die Vorwürfe sind auch für Dornbirn neu und vollkommen überraschend”, betont Stadtsprecher Ralf Hämmerle gegenüber den VN. Die Stadt werde sich mit dieser Situation intensiv auseinandersetzen. Vonseiten der Gemeinde Alberschwende lag am Donnerstag noch keine Stellungnahme zu den unerwarteten Vorwürfen vor. Eine posthume Aberkennung des Goldenen Ehrenzeichens ist nicht möglich – eine Rechtslage, die die Grünen aktuell auch im Falle der Dichterin Natalie Beer kritisieren. Diese machte aus ihrer Sympathie für den Nationalsozialismus zeitlebens kein Geheimnis.

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