“Lokal zu viel Rotwild” – Vorarlbergs Jäger greifen nun bei Jagd auf TBC massiv in Bestand ein

Oft ist die Einschätzung der Jäger zur Größe des Rotwildbestands korrekt. Im Silbertal zeigt sich aber, dass dies nicht der Fall war. Entsprechend hat sich die Jagd verändert.
Lustenau “Im vergangenen Jagdjahr haben wir wirklich große Sorgen gehabt mit Tuberkulose”, räumt Landesjägermeister Christoph Breier ein. Seitdem hat sich jedoch viel getan, betont er das Engagement der vergangenen Wochen. Und auch wenn der Dezember, in dem üblicherweise mehr Tuberkulosefälle als in anderen Monaten festgestellt werden, noch aussteht – die Richtung scheint zu stimmen. “Im Moment sind wir bei ungefähr 750 beprobter Stücke und unter 30 sind tuberkulös”, rechnet Breier vor. Im Vorjahr waren es bei etwa 1000 Stück beinahe 90 infizierte Tiere.
Lokal zu viel Wild
Der Fokus der Jagdorgane liegt auf den beiden TBC-Kerngebiete: Der Bereich Bartholomäberg-Silbertal ist bereits länger auf der Agenda. Hier hielt sich der Erreger, nachdem er über das Lechtal im Norden nach Vorarlberg einwanderte. Seit heuer gibt es mit dem Bereich westlich von Bezau ein weiteres Kerngebiet. Und auch wenn die Abschusszahlen in einzelnen Jagdrevieren im Kerngebiet übererfüllt werden, muss Breier einräumen: “Wir haben in Summe nicht zu viel Rotwild. Aber wir haben regional und lokal Bereiche, wo wir viel zu viel Rotwild haben.”

Schuld daran sei aber weder Absicht noch faule Jäger, stellt sich Breier vor seinen Stand. “Es gibt derzeit keine gesicherte Methode, mit dem man einen richtigen Rotwildbestand erheben kann”, erklärt der Jägermeister. Sprich, oft genug müsse man indirekt über Verbiss oder Zählungen bei Fütterungen den Bestand schätzen. In anderen Räumen, etwa dem Ebnit, belegten teure DNA-Analysen, dass diese Schätzungen recht punktgenau sein können. In weitläufigen Jagdgebieten, in denen auch im Winter dank des Klimawandels ganzjährig Futter zu finden ist, werde es entsprechend schwierig.
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“Wenn du 400 Stück Rotwild hast, dann ist es enorm schwierig, da nicht zu schlaues Wild heranzuziehen”, ergänzt Geschäftsführer Gernot Heigl. “Wenn du einem Tier ein Kalb wegschießt, dann wirst du das Tier die nächsten fünf, sechs Jahre auf dieser Fläche nicht mehr sehen.” Also je größer der Bestand, umso schwieriger die Bejagung und Regulierung.
Massive Eingriffe in Bestand
Inzwischen greift man vor allem im und rund um das Silbertal stärker in den Bestand ein. Sprich, statt den einjährigen Nachwuchs auszudünnen, sollen bewusst verstärkt mehrjährige geschlechtsreife Tiere geschossen werden. Da diese über die Jahre eher Kontakt mit TBC hatten, werden mehrere von ihnen auf den Erreger anschlagen – auch ohne Krankheitssymptome, also latente Infektionen. Bei einer Schwächung ihres Immunsystems kann die Tuberkulose jedoch ausbrechen, ihre Entnahme schützt damit die nachrückenden Jungtiere und senkt langfristig die Erkrankungsrate.
An beiden Kernzonen sind die Vorzeichen gut: Südlich der Ill wurden keine weiteren Infektionen nachgewiesen, auch das Jungwild im Bregenzerwald scheint keine Infektionen aufzuweisen. 25 Infektionen sind es bislang im Süden, nur drei erwachsene Tiere im Bregenzerwald. “Wenn wir einige Jahre lang an den Fütterungen keine Infektionstätigkeit feststellen, haben wir dieselbe Prävalenz wie im restlichen Land”, ist Breier hoffnungsvoll.
TBC-Bekämpfungszonen
