So will sie Maria Ebene in ein ruhigeres Fahrwasser führen

Vorarlberg / 28.11.2025 • 17:00 Uhr
So will sie Maria Ebene in ein ruhigeres Fahrwasser führen
Simone Bratl im Interview mit den VN. Sie wird die erste Primaria von Maria Ebene. Fotos: VN/Serra

VN-Interview: Simone Bratl (45) über ihre neue Rolle als Chefärztin der Maria Ebene. Mit ihr beginnt am 1. Dezember im Suchtkompetenzzentrum Maria Ebene eine neue Ära.

Darum geht’s:

  • Simone Bratl übernimmt ärztliche Leitung des Suchtkrankenhauses.
  • Allgemeinmedizinerin und Psychiatriefachärztin.
  • Bratl will wertschätzende Primaria und Führungskraft sein.

Frastanz Mit Simone Bratl, Allgemeinmedizinerin und Fachärztin für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin, übernimmt eine Frau die Leitung der in Turbulenzen geratenen Einrichtung. Die gebürtige Grazerin kennt das Haus aus ihrer Zeit als Assistenzärztin. Simone Bratl möchte eine “wertschätzende Primaria mit Führungskraft” sein.

So will sie Maria Ebene in ein ruhigeres Fahrwasser führen
„Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit mit dem Team“, sagt Simone Bratl, die ab 1. Dezember die ärztliche Leitung der Maria Ebene übernimmt. Fotos: VN/Serra

Sie übernehmen das Suchtkompetenzzentrum Maria Ebene in einer sehr unruhigen Zeit. Wie geht es Ihnen dabei?

Bratl Einerseits empfinde ich eine große Vorfreude, andererseits habe ich aber auch großen Respekt vor dieser Position. In erster Linie freue ich mich jedoch auf die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen dort.

Die Unruhe irritiert Sie nicht?

Bratl Diese Unruhe wird eher von außen hineingetragen. Ich war in letzter Zeit sehr häufig in Kontakt mit verschiedenen Personen und habe den Eindruck, dass das Team und die Arbeit sehr gut funktionieren. Die Berichterstattung suggeriert mehr Unruhe, als tatsächlich herrscht.

Aktuell sorgte der Vorwurf, Patienten würden sediert, für Aufregung. Können Sie erklären, was das in Ihrem Arbeitsbereich bedeutet?

So will sie Maria Ebene in ein ruhigeres Fahrwasser führen
Als Assistenzärztin war Bratl bereits auf der Maria Ebene tätig – jetzt kehrt sie als Chefärztin zurück. „Ich habe nur die allerbesten Erinnerungen.“

Bratl Man muss sich Folgendes vorstellen: Unsere Patienten betäuben sich oft jahrelang mit unterschiedlichen Substanzen. Werden die entzogen, kommen oft traumatisierende Erlebnisse wieder hoch. Es sind aber nicht nur psychische, sondern auch körperliche Symptome. Es kann zu Zittern, Schwitzen, hohem Blutdruck bis hin zu wirklich gefährlichen Situationen kommen. Auch epileptische Anfälle sind möglich. Damit Patienten diese Entzugserscheinungen nicht zu stark spüren, setzen wir eine sogenannte State-of-the-Art-Entzugsbehandlung ein, die entweder Benzodiazepine oder niedrig potente Neuroleptika beinhaltet.

Das heißt, es braucht diese Behandlung, um überhaupt eine Therapie beginnen zu können?

Bratl In vielen Fällen ist es so, ja.

Sie waren schon als Assistenzärztin im Suchtkrankenhaus Maria Ebene. Welche Erinnerungen haben Sie an diese Zeit?

So will sie Maria Ebene in ein ruhigeres Fahrwasser führen
Bratl möchte zu 100 Prozent vor Ort sein.

Bratl Nur die allerbesten. Ich bin damals tatsächlich wegen der Arbeit nach Vorarlberg gekommen.

War das mit ein Grund, dass Sie sich jetzt um die Stelle einer Chefärztin beworben haben?

Bratl Ja. Die vergangenen Jahre habe ich als Oberärztin im Ambulatorium Rorschach der Psychiatrie St. Gallen gearbeitet. Inzwischen wohne ich in Vorarlberg, und es war schon länger mein Wunsch, auch beruflich wieder hierher zurückzukehren.

So will sie Maria Ebene in ein ruhigeres Fahrwasser führen
Manfred Brunner, Präsident der Stiftung Maria Ebene, die neue Primaria Simone Bratl und Vorstandsvorsitzende Greti Schmid.

Sie hatten bereits Kontakt mit den Mitarbeitenden. Wie haben Sie das gegenseitige Kennenlernen empfunden?

Bratl Es ist sehr freundlich und sehr empathisch abgelaufen. Ich denke, das Team freut sich auch, dass jetzt wirklich mehr Klarheit und Kontinuität in den Arbeitsablauf kommt.

Die Erwartungen an Sie sind hoch. Sie sollen das Schiff sozusagen wieder in ruhiges Fahrwasser bringen. Wie gehen Sie die Sache an?

Bratl Unter anderem werde ich zu 100 Prozent der Maria Ebene zur Verfügung stehen. Ich will präsent sein für Mitarbeitende und Patienten. Sie sollen mich jederzeit ansprechen können. Ein großer Wunsch wäre auch, eine Tagesklinik zu etablieren, um Patienten nach ihrer Entlassung weiterhin eine Tagesstruktur zu ermöglichen. Das ist es, was vielen danach fehlt.

Wie wichtig ist es für ein Suchtkrankenhaus, dass die Chefärztin wirklich da ist?

Bratl Ich denke, es ist sehr wichtig, als Ansprechperson vor Ort zu sein. Meiner Ansicht nach wirken sich Absenzen von Chefärzten, egal ob in einem Suchtkrankenhaus oder in einem anderen Spital, generell negativ aus.

Welche Anforderungen stellen Sie an sich selbst?

Bratl Ich möchte eine sehr wertschätzende Primaria sein, aber natürlich Führungskraft zeigen, um ein homogenes Arbeitsumfeld für alle zu schaffen, vor allem auch für unsere Patienten, damit sie sich sicher und wohlfühlen.

Das Spitalswesen ist gerade im Umbruch, das wird auch die Maria Ebene treffen. Was wünschen Sie sich von den Verantwortlichen?

Bratl Ich wünsche mir eine klare Kommunikation und Transparenz, damit man weiß, wie es weitergeht. Dieser Dialog muss gemeinsam geführt werden.

Wie wollen Sie mit Zurufen von außen umgehen?

Bratl Ich nehme sie zur Kenntnis.

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Iframely angezeigt.

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Iframely angezeigt.