Hunderte Mafiosi vor Gericht

In Italien hat Megaprozess gegen ’Ndrangheta gestartet.
Lamezia Terme Im süditalienischen Lamezia Terme hat am Mittwoch einer der größten Mafiaprozesse der vergangenen 30 Jahre begonnen. Angeklagt bei dem Verfahren sind mehr als 300 mutmaßliche Mitglieder und Helfer der Organisation ’Ndrangheta. „Dieser Prozess ist ein Meilenstein im Kampf gegen die ‚Ndrangheta“, so der ermittelnde Oberstaatsanwalt von Catanzaro, Nicola Gratteri.
Für die Verhandlungen wurde extra ein Gebäude als riesiger Hochsicherheitsgerichtssaal hergerichtet. Darin können nach offiziellen Angaben rund 1000 Beteiligte mit dem nötigen Coronaabstand Platz finden. Angekündigt sind etwa 900 Zeugen, darunter ehemalige Mafia-Leute. Rund 90 Angeklagte hatten Medienberichten zufolge Vorwürfe der Justiz zugegeben und sich für ein Schnellverfahren entschieden. Für sie soll es am 27. Jänner vor Gericht losgehen. Den Beschuldigten werden unter anderem Mafia-Zugehörigkeit, Mord, illegaler Waffenbesitz und Drogenhandel vorgeworfen. Zum Prozessauftakt am Mittwoch wurden keine Kameraleute zugelassen, es galten schärfste Sicherheitsvorkehrungen. Erwartet wird, dass auch 58 Kronzeugen aussagen.
Die Fahnder konzentrierten sich für den ’Ndrangheta-Prozess auf den Clan der Familie Mancuso aus der Provinz Vibo Valentia und befreundete kriminelle Gruppen. Gratteri und andere Mafia-Experten erwarten, dass das Verfahren verstärkt ans Licht bringt, wie eng die Beziehungen zwischen Teilen von Politik und Wirtschaft mit der ’Ndrangheta sind.
Die ’Ndrangheta gehört zu den mächtigsten Mafia-Organisationen der Welt. Experten schätzen, dass die ’Ndrangheta jährlich einen weltweiten Umsatz zwischen 50 und 100 Milliarden Euro macht.
Das Verfahren gegen die ‚Ndrangheta erinnert an Italiens ersten „Maxi-Prozess“, der 1986/87 in Palermo gegen die sizilianische Cosa Nostra geführt worden war. Damals wurden 338 Angeklagte verurteilt.