Angeklagter vor Gericht: “Ich habe ein Problem mit Kindern”

27-Jähriger googelte gezielt nach Kindesmissbrauchsbildern und bedrohte Eltern eines Mädchens.
Feldkirch Dem 27-jährigen, am Landesgericht angeklagten Mann wurde unter anderem vorgeworfen, im vergangenen Jahr mehrere Monate lang bildliches, sexualbezogenes Kindesmissbrauchsmaterial besessen sowie versucht zu haben, im Internet darauf zuzugreifen. Was die Missbrauchsbilder betrifft, zeigt sich der Angeklagte vor Gericht reumütig. Viel anderes bleibt ihm auch nicht übrig, nachdem die Bilder auf seinen zwei Handys gesichert worden sind.
In der Suchmaschine Google hatte er eindeutige Begriffe wie “Kinder nackt baden” und dergleichen eingegeben. “Ich habe ein Problem mit Kindern, das weiß ich jetzt und möchte damit abschließen. Deshalb habe ich bereits vor dem Prozess einen Termin beim Psychiater und Psychotherapeuten vereinbart, der Termin ist nächste Woche”, so der Angeklagte.
40 Tage in U-Haft
Als zweiten Vorwurf lastet die Staatsanwaltschaft Feldkirch dem Unterländer eine versuchte Nötigung an. Und die hat einen Hintergrund, bei dem es nach wie vor viele Fragezeichen gibt. Der Handwerker passte auf ein junges Mädchen auf, war quasi als “Babysitter” für den Teenager engagiert worden. Plötzlich erzählte das Kind von einer Vergewaltigung. Eltern, Schule und Mädchen überlegten zunächst, wie sie mit der Situation umgehen sollten.
Während diese Vorwürfe im Raum standen, ging der junge Mann selbst freiwillig zur Polizei und gab an, dass er verleumdet werde. Er wollte klarlegen, dass seiner Meinung nach nichts an der “Geschichte” dran sei. Er wollte die Eltern des Mädchens zwingen, die Sache zu besprechen. Anderenfalls bekämen sie “eine auf die Zwölfe”, so die Drohung. Weiters sagte er in mehreren Sprachnachrichten, dass sich ihr Wunsch zu sterben erfüllen werde und dass sie sich auch nicht sicher sein könnten, ob die Obsorge ihres Kindes bei ihnen bliebe. Mit Letzterem brachte der Drohende den Verdacht auf, dass allenfalls mehrere Personen in die Sache verwickelt sein könnten. Die Bezirkshauptmannschaft wurde aktiv, Unruhe und Sorgen belasteten die Familie. Der Elektriker wurde daraufhin für 40 Tage in U-Haft eingeliefert.
Plötzlich zurückgerudert
Bei der Verhandlung kam es zu einer üblichen, kontradiktorischen Einvernahme des mutmaßlichen Opfers. Der Angeklagte im Nebenraum, unsichtbar für den Teenager. Dann die überraschende Aussage: Das Mädchen gab vor Richterin Silke Wurzinger plötzlich an, dass alles nicht stimme, es habe nie eine Vergewaltigung oder einen Missbrauch gegeben. Der Beschuldigte wurde sofort enthaftet.
Anschließend deutete das Mädchen allerdings wiederum an, es habe Angst gehabt, weil der Beschuldigte bei der Verhandlung im Zimmer nebenan saß. Alles in allem blieb ein Fragezeichen, was wirklich passierte oder nicht passierte. Der Elektriker wurde wegen der Drohungen gegen die Eltern und des Kindesmissbrauchsmaterials zu vier Monaten Haftstrafe auf Bewährung sowie 1080 Euro Geldstrafe verurteilt. 350 Euro Verfahrenskosten kamen dazu. Zudem wurden Bewährungshilfe und eine Weisung zur Psychotherapie ausgesprochen. Wegen der bereits abgesessenen U-Haft wurden von der Geldstrafe rund 400 Euro abgezogen. Der Mann akzeptierte das Urteil.