Freizeittrend für Hartgesottene

Eisbaden ist „in“, aber nicht ganz ungefährlich.
berlin Viele Menschen in Europa haben in diesem Winter das Eisbaden für sich entdeckt. Bei eisigen Temperaturen ins Wasser zu gehen, scheint gerade in Zeiten des Corona-Lockdowns für manche eine Art Medizin geworden zu sein. Doch ganz ungefährlich ist der neue Trend nicht.
Dass beim Bad in vereisten Gewässern Vorsicht geboten ist, zeigte sich dieser Tage in Berlin. Dort starb ein Mann, nachdem er mit mehreren Begleitern in den vereisten „Karpfenteich“ im Treptower Park gestiegen und plötzlich verschwunden war. Erst zweieinhalb Stunden später fanden Rettungstaucher den vermissten 43-Jährigen – er überlebte nicht. Auch vorgestern verstarb ein Mann beim Eisbaden im oberbayerischen Landkreis Eichstätt. Der 39-jährige Mann hatte zwei Löcher ins Eis geschlagen, um in dem kalten Wasser zu baden. Beim Versuch von einem Loch zum anderen zu tauchen, ertrank der Mann. „Das Baden im Eis ist lebensgefährlich“, warnte die Feuerwehr.
Interesse stark gestiegen
Winterschwimmen und Eisbaden locken offensichtlich immer mehr Interessenten an. Zwar habe es bereits vor der Coronapandemie verstärkte Anfragen gegeben, sagt Jelena Bundesmann von den „Berliner Seehunden“. „Aber wir sehen auch, dass derzeit noch mehr Menschen ins kalte Wasser gehen. Das Interesse ist gestiegen. Vielleicht auch, weil die Freizeitmöglichkeiten eingeschränkt sind und die Menschen mehr Zeit haben und raus wollen.“
Eine Art Guru der Szene ist Wim Hof. Der niederländische Extremsportler alias „The Iceman“ zeigt sich bei Instagram im Spagat im Schnee oder im Lotussitz auf zugefrorenen Seen, die Hände vorm Herz. Er sei kein Superheld, schreibt er über sich selbst, jeder könne so sein wie er.
Dieses Versprechen hat Hof mittlerweile über 1,7 Millionen Follower und Unmengen an Nachahmern beschert. Auch Winterschwimm-Vereine wie die „Rostocker Seehunde“ verzeichnen im Corona-Winter einen „riesigen Mitgliederzulauf“. Jelena Bundesmann von den „Berliner Seehunden“ sagt, dass das Gesundheitsbewusstsein eine Rolle spiele. „Manche sagen, das Eisbaden tue ihnen gut, sie hätten weniger Erkältungen und seien besser durchblutet. Oder es hilft gegen Rückenschmerzen.“ Sie rät Anfängern, langsam mit der Gewöhnung an das kalte bis eiskalte Wasser zu beginnen und vorsichtig zu sein: „Nicht alleine schwimmen, nicht direkt ins ganz Tiefe reingehen und nicht ohne Sicherung in Löchern im Eis baden.“