Eine Idee wird 100 Jahre alt

Welt / 29.07.2022 • 22:49 Uhr
Das Pfahlbaumuseum Unteruhldingen, das im Bodensee steht, feiert heuer sein 100-jähriges Bestehen. APA, DPA/Kästle
Das Pfahlbaumuseum Unteruhldingen, das im Bodensee steht, feiert heuer sein 100-jähriges Bestehen. APA, DPA/Kästle

Am 1. August feiert das Pfahlbaumuseum am Bodensee sein großes Jubiläum.

Uhldingen-Mühlhofen Das Freilichtmuseum wurde 1922 durch die Initiative von Geog Sulger und vier weiterer Männer gegründet. Sulger war begeisterter Pfahlbauforscher und Bürgermeister der kleinen Bodenseegemeinde, in der er von 1867 bis 1939 lebte. Der Pfahlbauspezialist Sulger, der schon als Kind zahlreiche prähistorische Funde von einem hölzernen Badezuber aus im See entdeckt und im Privathaus gesammelt hatte, meinte, er traue es sich zu, diesen Bildern Leben einzuhauchen, „ein Pfahlbaudorf zum Leben zu erwecken und die hierfür notwendigen Gelder zusammenzubringen“. Die Idee war geboren.

Die Initiative wollte die Zeit der Pfahlbauten wieder lebendig machen, nicht nur die Funde zeigen. Darum wurden am 1. August 1922 in Unteruhldingen am Rande des Sees die ersten beiden Häuser eröffnet. Das Museum war gleich im ersten Jahr ein voller Erfolg. Über 6000 Besucher wollten die beiden Steinzeithäuser sehen, und das in einer wirtschaftlich schweren Zeit, mitten in der Weimarer Republik. Nur wenige Jahre nach der Eröffnung wurde 1926 der erste Spielfilm „Natur und Liebe“ der UFA Studios Berlin in den Pfahlbauten gedreht. Dies führte dazu, dass die Pfahlbauten plötzlich in ganz Deutschland bekannt wurden. Mehr als 15,6 Millionen Besucher haben die Freiluftanlage seit seiner Gründung besucht. Damit ist das Pfahlbaumuseum das älteste archäologische Freilichtmuseum Europas.

Das Museum ist seither kräftig gewachsen – aus zwei Pfahlbauten wurden 23. Der Grund für die Bedeutung der Pfahlbauten sind die einzigartigen Erhaltungsbedingungen der Funde unter Wasser. Sie haben dazu geführt, dass sich Brote, Netze, Hüte und Steinzeitkaugummis und vieles mehr Jahrtausende lang erhalten haben. Daher wurden die „Pfahlbauten“ von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.