Siamesische Zwillinge getrennt

Welt / 02.08.2022 • 22:54 Uhr
Die knapp vierjährigen Zwillingsbrüder Bernardo (l.) und Arthur können sich jetzt nach der OP in Brasilien anschauen. AFP/RIO DE JANEIRO STATE HEALTH DEPARTMENT/ A. PEREIRA
Die knapp vierjährigen Zwillingsbrüder Bernardo (l.) und Arthur können sich jetzt nach der OP in Brasilien anschauen. AFP/RIO DE JANEIRO STATE HEALTH DEPARTMENT/ A. PEREIRA

Letzte der neun Operationen dauerte für am Kopf verbundene Brüder über 20 Stunden.

Rio de Janeiro In Brasilien sind am Kopf miteinander verbundene siamesische Zwillinge erfolgreich voneinander getrennt worden. “Es war die schwierigste, komplexeste und herausforderndste Operation meiner Karriere”, sagte der Neurochirurg Gabriel Mufarrej vom Hirnzentrum IECPN in Rio de Janeiro am Montag über die Trennung der dreijährigen Zwillinge Arthur und Bernardo Lima. “Anfangs hat niemand gedacht, dass es möglich ist. Beide zu retten war eine historische Errungenschaft.”

Die 2018 geborenen Geschwister aus dem nordbrasilianischen Bundesstaat Roraima, die bald vier Jahre alt werden, waren sogenannte Craniopagus-Zwillinge. Das bedeutet, dass sie am Kopf verbunden waren, was sehr selten ist. Um sie zu trennen, waren insgesamt neun Operationen nötig, die letzte dauerte 23 Stunden. Das Ärzteteam hatte fast 100 Mitglieder. Erschwert wurde der Eingriff durch die Tatsache, dass die Zwillinge wichtige Gehirngefäße teilten.

Zur Vorbereitung der Eingriffe nutzten die Chirurgen auch virtuelle Realität. Mit Gehirn-Scans erschufen sie eine Art Karte der Köpfe. Der an dem Projekt beteiligte britische Chirurg Noor ul Owase Jeelani sprach von “Weltraum”-Technologie. “Es ist wundervoll, die Anatomie zu sehen und die Operation (virtuell) vorzunehmen, bevor die Kinder irgendeinem Risiko ausgesetzt werden.”

Nach den erfolgreichen Operationen veröffentliche Fotos und Videos zeigen die Geschwister in einem Krankenbett, wie sie sich an den Händen halten. Die Buben erholen sich von den Eingriffen, außerdem könnten künftig zusätzliche Operationen nötig sein. So hat Bernardo motorische Defizite an der rechten Körperhälfte. “Es wird Zeit brauchen, bis sie da sind, wo wir sie haben wollen”, sagte Chirurg Mufarrej. “Aber ich glaube an sie.”