Kleiner Akt mit großer Wirkung

Stefanie Gaßner hat einer schwerkranken jungen Frau Hoffnung auf Leben geschenkt.
RANKWEIL Sandra, 39, Mutter von zwei kleinen Kindern, leidet an Leukämie. Ebenso Alina, die vor Kurzem einen Sohn zur Welt gebracht hat. Die 18-Jährige ist zum zweiten Mal erkrankt. Enes, 30, kämpft gegen eine besonders aggressive Form von Blutkrebs. Für ihn zählt jede Minute.

Die drei Vorarlberger gehören zu den rund 1000 Menschen, die in Österreich jährlich an Leukämie erkranken und deren größte Hoffnung es ist, weiterleben zu dürfen. Eine Stammzellspende könnte ihre Rettung sein. Der Verein „Geben für Leben – Leukämiehilfe Österreich“ organisiert Typisierungsaktionen, um Stammzellspender zu finden. Von den mittlerweile zig Tausenden in der Spenderdatei registrierten Personen haben bislang mehr als 700 Frauen und Männer mit ihren gesunden Stammzellen Hoffnung gegeben.

Die 700. Spenderin war Stefanie Gaßner. Die 27-jährige Pädagogin aus Rankweil hat 2016 an einer Typisierungsaktion teilgenommen. Damals war sie noch Schülerin der HLW Feldkirch, danach studierte sie Erziehungswissenschaften mit Bachelor-Abschluss. Derzeit ist sie in einer Kinderbetreuung beschäftigt. „Am 9. April dieses Jahres wurde ich von ‚Geben für Leben’ kontaktiert und gefragt, ob ich bereit sei, Stammzellen zu spenden. Ich sei der genetische Zwilling einer schwerkranken Frau in Nordamerika“, erzählt Stefanie. Überrascht war sie, dass man sich nach so vielen Jahren bei ihr meldete, „aber ich habe mich gefreut, helfen zu können und sagte sofort zu.“ Ein weiterer Bluttest und eine gründliche Untersuchung bestätigten ihre Eignung.

In mehr als 90 Prozent der Fälle gewinnt man Stammzellen aus dem Blut. Der Vorgang ist ähnlich einer Blutwäsche. Nur in jedem zehnten Fall werden die Stammzellen aus dem Knochenmark am Beckenkamm entnommen. Dazu ist eine Operation mit Narkose nötig. „Ich gehörte zu den zehn Prozent“, sagt Stefanie.

Das Knochenmark wurde am 21. Mai in der Asklepios-Klinik in Gauting bei München entnommen. Etwa eine Stunde dauerte der Eingriff. „Danach waren meine Eisenwerte im Keller. Das führte zu Kreislaufproblemen“, erinnert sich Stefanie. „Nach ein paar Tagen hatte ich mich schon wieder erholt.“ Eine Nacht blieb sie zur Beobachtung in der Klinik. Dann fuhr sie mit ihrem Partner Florian wieder nach Hause. Mit ihm lebt sie in Rankweil. „Florian bekam als mein Begleiter ein Hotelzimmer nahe der Klinik. Das – überhaupt alles – hat ‚Geben für Leben‘ sehr gut organisiert“, versichert Stefanie. „Ich wurde intensiv aufgeklärt und sehr gut betreut. Und nach dem Eingriff haben sich Klinik und Verein mehrfach erkundigt, wie es mir geht.“ Eine schöne Wertschätzung sieht Stefanie in der Urkunde für außergewöhnlichen Einsatz, die sie von „Geben für Leben“ bekommen hat.

Mit ihrer Knochenmarkspende hat die empathische junge Frau einer anderen jungen Frau Hoffnung auf Leben geschenkt. Wie fühlt sich das an? „Gut. Es ist ein schönes Gefühl, jemandem helfen zu können. Auch wenn man die Person nicht kennt.“ Sie betont jedoch: „Für mich war das nichts Besonderes, sondern selbstverständlich. Denn ich weiß, wie es ist, wenn man einen geliebten Menschen verliert.“ Zwei Jahre ist es her, als ihr Bruder an einem Herzstillstand starb. Er war 28 Jahre jung.

Stefanie ist jederzeit bereit, wieder zu spenden, sollten ihre gesunden Stammzellen noch einmal benötigt werden. Ihr Aufruf an andere jungen Leute: „Lasst euch typisieren und in der Spenderdatei registrieren. Es ist ein kleiner Akt mit großer Wirkung. Und ihr habt die Möglichkeit, Leben zu retten.“ Leben von Menschen wie Sandra, Alina und Enes. Die Zeit läuft. HRJ
ZUR PERSON
STEFANIE GAßNER
GEBOREN 25. Oktober 1997
WOHNORT Rankweil
LAUFBAHN HLW Feldkirch, Studium Erziehungswissenschaften mit Bachelor-Abschluss, Kinderbetreuung in Dornbirn
HOBBYS Wandern, Klettersteige begehen, Reisen – am liebsten irgendwohin, wo man Wandern und Baden kombinieren kann
FAMILIE Partnerschaft mit Florian
GEBEN FÜR LEBEN www.gebenfuerleben.at