Polizist erschießt 17-Jährigen

Vorfall löst schwere Krawalle in Pariser Vororten aus. Sicherheitsvorkehrungen erhöht.
nanterre Im Pariser Vorort Nanterre hat ein Polizist einen 17 Jahre alten Autofahrer bei einer Verkehrskontrolle erschossen und damit schwere Krawalle in der Nacht zum Mittwoch ausgelöst. Eine Motorradstreife hatte den mit drei Personen besetzten Wagen am Dienstagmorgen gestoppt. Als der 17-Jährige unvermittelt wieder losfuhr, fiel der tödliche Schuss.
Wie Innenminister Gérald Darmanin am Mittwoch sagte, wurde der Beamte in Polizeigewahrsam genommen. Gegen ihn wird wegen Totschlagsverdacht ermittelt. Dem 38-Jährigen drohe die Suspendierung. Ein vom Sender France Info verifiziertes Video zeigt, wie der Beamte seine Waffe bei der Kontrolle auf Höhe der Fahrertür in das stehende Auto richtete. Als der 17-Jährige am Steuer plötzlich fuhr, feuerte der Beamte aus nächster Nähe auf den Jugendlichen und traf ihn tödlich in die Brust. Ein Mitfahrer wurde festgenommen und später wieder freigelassen, ein dritter ergriff laut Staatsanwaltschaft die Flucht. Laut France Info hatten die beiden Streifenpolizisten zunächst ausgesagt, der Jugendliche habe sie überfahren wollen. Später seien sie von dieser Version wieder abgerückt und hätten erklärt, er habe ihren Anordnungen keine Folge geleistet und dann plötzlich Gas gegeben – von einer Tötungsabsicht war keine Rede mehr.
Die Unruhen, die am Dienstagabend mit einer Demonstration vor der Polizeiwache von Nanterre begonnen hatten, griffen in der Nacht auf angrenzende Orte über. Mülltonnen, Autos, eine Grundschule und der Anbau eines Rathauses wurden von aufgebrachten Menschen in Brand gesetzt, Einsatzkräfte mit explodierenden Feuerwerkskörpern beschossen. Nach Angaben des Innenministers wurden 31 Menschen festgenommen und 24 der insgesamt 1200 eingesetzten Polizeibeamten verletzt. Rund 40 Autos seien ausgebrannt.