Mehr als 90 Tote bei Anschlag in Moskau

Welt / 23.03.2024 • 07:00 Uhr
Russia Shooting
AP Photo

Moskau Bei dem Terroranschlag auf eine Veranstaltungshalle am Stadtrand von Moskau sind am Freitagabend mehr als 90 Menschen getötet worden. Mehrere Unbekannte hätten die Crocus City Hall kurz vor einem Konzert der Rockgruppe Piknik gestürmt und das Feuer eröffnet, teilte die russische Generalstaatsanwaltschaft mit. Zu dem Anschlag bekannte sich die Terrormiliz “Islamischer Staat”. Nach russischen Angaben wurden bisher elf Verdächtige festgenommen.

Um wie viele Angreifer es sich handelte, ist vorerst nicht bekannt. Auf Videos ist zu sehen, wie Menschen um ihr Leben rannten. Auch die Hintergründe des Angriffs sind noch unklar. Der IS reklamierte den Anschlag für sich, wie das IS-Sprachrohr Amak am Freitag im Internet unter Berufung auf nicht näher genannte Quellen meldete. Experten gehen davon aus, dass das Bekennerschreiben echt ist.

Unter den jetzt Festgenommenen seien vier Personen, die im Verdacht stünden, direkt in den Angriff verwickelt gewesen zu sein, meldete die Nachrichtenagentur Interfax am Samstag unter Berufung auf den Kreml. Man sei dabei, weitere Komplizen zu identifizieren.

Westliche Botschaften hatten zuletzt vor Terroranschlägen in Moskau gewarnt. Der Kreml hatte das als Provokation des Westens bezeichnet, kritisiert aber jetzt, dass genauere Informationen nicht mit Russland geteilt wurden.

Das russische Zivilschutzministerium teilte mit, dass das Gebäude, in dem auch eine Konzerthalle mit Tausenden Sitzplätzen ist, auf einer Fläche von 13.000 Quadratmetern in Flammen stand. Auch Löschhubschrauber waren im Einsatz. Das Dach soll eingestürzt sein. Die Zahl der Toten ist nach Angaben von Russlands staatlichem Ermittlungskomitee auf mindestens 93 geklettert. Die Zahl werde voraussichtlich noch weiter ansteigen. Das russische Gesundheitsministerium sprach von 145 Verletzten, zu denen auch Kinder zählten. 115 von ihnen seien in Krankenhäuser gebracht worden. Unter den Toten sind demnach auch mindestens drei Kinder. Die Behörde rief die Menschen auf, Blut für die Verletzten zu spenden. Es wurden mehrere Stellen dafür eingerichtet.

Das ukrainische Außenministerium wies den Verdacht einer ukrainischen Verwicklung zurück. Die USA mahnten in einer ersten Reaktion ebenfalls, keinen Zusammenhang mit der Ukraine herzustellen. “Es gibt keine Hinweise darauf, dass die Ukraine oder Ukrainer mit den Schüssen zu tun hatten”, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats der USA, John Kirby, in Washington.

Die Europäische Union verurteilte den Angriff. Die EU sei schockiert und entsetzt, schrieb EU-Kommissionssprecher Peter Stano auf der Plattform X (früher Twitter). Die EU verurteile jegliche Angriffe auf Zivilisten. “Unsere Gedanken sind bei allen betroffenen russischen Bürgern.” UNO-Generalsekretär António Guterres und der UNO-Sicherheitsrat verurteilten den Anschlag ebenfalls.

Als Konsequenz des Anschlags bleiben am Wochenende alle Theater und Museen in Moskau geschlossen, darunter weltberühmte wie die Tretjakow-Galerie und das Puschkin-Museum. Zuvor hatte der Moskauer Bürgermeister Sergej Sobjanin gesagt, dass alle Großveranstaltungen in Europas größter Stadt abgesagt seien. Auch im Moskauer Umland sagten die Behörden Massenveranstaltungen ab.

2002 hatten tschetschenische Bewaffnete 850 Menschen in einem Musical-Theater in ihre Gewalt gebracht. Am vierten Tag des Dramas betäubte der Inlandsgeheimdienst die Geiselnehmer und die Geiseln mit einem Gas. Die Terroristen wurden erschossen. 135 Geiseln kamen ums Leben, die meisten von ihnen durch unzureichende medizinische Versorgung. (APA)