Jede Facette des Lebens

Der Dornbirner schrieb ein Buch für seine Enkelkinder über seine 98 Lebensjahre.
Dornbirn. (VN-bem) Für sein Bucheinband hat er sich ein strahlendes Gelb ausgesucht. „Gelb drückt etwas Positives aus. Genau wie ich mich zeitlebens gefühlt habe. Mein Lebensrezept: Ich habe nie etwas Negatives an mich heran gelassen. Ich bin ein Optimist“, sagt Jakob Ritter und fasst damit die Stimmung seiner 98 Lebensjahre kurz und knapp zusammen.
Dass sein Leben nicht kurz und knapp war, verraten die 156 Seiten seines Buches: Eine Autobiografie über das Leben eines Bregenzerwälder Kaufmannes, der nach Dornbirn kam, um sein Glück zu finden. „Wenn man Geld verdienen wollte, musste man den Bregenzerwald verlassen. Ich kam 1952 mit meiner Frau Ortlinde und unseren Habseligkeiten, die alle in einem Leiterwagen Platz fanden, in Dornbirn an. Dann begann ich mit dem Export von Holz und Stickereien nach Deutschland und dem Import von Uhren und Elektrogeräten nach Vorarlberg“, beschreibt er die Anfänge. Seine sieben Enkelkinder haben ihn öfters ermutigt, seine „G’schichtn“ von früher, die er ihnen im Familienkreis erzählte, aufzuschreiben, damit sie nicht verloren gehen. „Seit ich 14 Jahre alt war, habe ich mich für Hypnose interessiert. Damals war ich an der HAS in Lustenau. Wir machten einen Ausflug ins Schweizer Au, wo ein Fakir auftrat, der hypnotisierte. Ich war fasziniert. Diese Kunst brachte ich mir autodidaktisch bei und kann sie bis heute“, erzählt er und lässt seinen Blick aus dem großen Wohnzimmerfenster über das verschneite Dornbirn schweifen.
Seine abwechslungsreiche Lebensgeschichte tatsächlich aufzuschreiben, fiel ihm leicht. „Da ich immer noch ein gutes Gedächtnis habe, konnte ich die vielen Lebensabschnitte und die insgesamt 98 Jahre in rund zwei Monaten niederschreiben. Einige Geschichten habe ich ja auch öfters erzählt.“ Er habe chronologisch mit der Kindheit begonnen und sich nach und nach durch sein Leben „geschrieben“. Für die Bildauswahl benötigte der gebürtige Auer weitere zwei Monate. Versiert am Computer, hat er Texte und Bilder anschließend zu einem Buch zusammengestellt. „Ich habe mich immer mit neuen Techniken auseinandergesetzt und daher kenne ich mich mit dem Thema Computer auch gut aus“, sagt er und lächelt.
Im Sommer letzten Jahres waren die ersten Exemplare fertig. Er hat sie ohne Verlag in Eigenregie drucken lassen. Verwandte und Bekannte haben seither sein unverkäufliches „Lebenswerk“ mit dem sonnigen Titel „Das Leben ist schön“ gelesen. „Die meisten haben begonnen und es nicht mehr aus der Hand gegeben“, freut sich der 98-Jährige über die positiven Reaktionen.


Zur Person
Johann Jakob Ritter
schrieb für seine Enkelkinder seine Lebensgeschichte auf 156 Seiten auf.
Geboren: 25. März 1914
Beruf: Kaufmann
Hobbys: Golf, Tennis, Hypnose
Familie: verwitwet, drei Töchter, einen Sohn, sieben Enkelkinder