Ein ungebetener Fremder

Wetter / 10.04.2013 • 20:12 Uhr
Zum heutigen Welt-Parkinson-Tag kann Helmut Schatz eine neue Informa­tionsbroschüre für Betroffene und Angehörige präsentieren. VN/Steurer
Zum heutigen Welt-Parkinson-Tag kann Helmut Schatz eine neue Informa­tionsbroschüre für Betroffene und Angehörige präsentieren. VN/Steurer

Helmut Schatz leidet an Parkinson, führt aber engagiert eine Selbsthilfegruppe.

Wolfurt. (VN-mm) Parkinson: Helmut Schatz bekam die Diagnose mit 51. „Ausgerechnet ich? Warum muss ich das sein mit dieser unheilbaren Krankheit? Ich bin doch noch so jung!“ Solche Gedanken schossen ihm und seiner Frau damals durch den Kopf. „Es war für uns beide ein Schock“, erzählt der Wolfurter. Eine schwierige Zeit begann. Allein drei Jahre dauerte es, bis der gelernte Koch die Berufsunfähigkeitspension zuerkannt bekam. Inzwischen hat sich Helmut Schatz mit dem Schicksal versöhnt.

Vorurteile ausräumen

Mehr noch. Als Obmann einer Selbsthilfegruppe versucht er, Betroffenen und Angehörigen Unterstützung zukommen zu lassen und in der Öffentlichkeit mehr Verständnis für sie zu wecken. Denn noch immer bestehen Vorurteile gegenüber Leuten mit Schüttellähmung. Aussagen wie „der ist betrunken“ oder „so läuft doch kein normaler Mensch“ sind gang und gäbe. Der Grund liegt für Schatz auf der Hand: „Man weiß kaum etwas über diese Erkrankung.“ Selbst die Neurologen befassen sich seiner Ansicht nach zu wenig damit. So haben auch die Parkinson-Betroffenen im Land – die Zahl wird mit etwa 700 angegeben – ihre Ansprechpartner zur Hauptsache in der Uniklinik Innsbruck.

Dabei ist Parkinson eine der häufigsten Erkrankungen des Nervensystems. Der Mangel an Dopamin verursacht eine fehlerhafte Aktivität von Nervenzellen und nachgeschalteter Nervenzellgruppen im Gehirn. Die Ursache ist nach wie vor ungeklärt.

Berufliche Belastungen

Helmut Schatz meint, dass bei ihm berufliche Belastungen die Erkrankung ausgelöst haben. Zu jener Zeit arbeitete er in einem Restaurant in der Schweiz. „Etwa ein halbes Jahr vor der Diagnose bemerkte ich, dass meine Bewegungen unter Stress eingeschränkt waren und ich langsamer wurde“, schildert Schatz die Anfänge. Dazu kamen Ungeschicklichkeit, rasche Ermüdbarkeit sowie ein verändertes Gangbild. Nach der ärztlichen Abklärung stand fest: Morbus Parkinson im Frühstadium. „Pension? In meinem Alter?“, fragte sich der Koch. Nein, das wollte er nicht. Helmut Schatz arbeitete noch fast zwei Jahre weiter. Doch letztlich zwang ihn die Erkrankung in die Knie.

Parkinson: Er bestimmt seitdem das Leben von Helmut Schatz. Täglich muss er 8 bis 12 Tabletten schlucken, um Symptome wie das typische Zittern unter Kontrolle zu halten. Ein Stück Lebensqualität sichern ihm Therapien. Und doch: „Ich bin soweit zufrieden“, sagt er. Es geht ihm gut, wenn die Medikamente wirken, oder „mies“, wenn sie nachlassen. Dann hofft er, dass die nächste Tablette nützt. Ein „Leben zwischen On und Off“ nennt er es. Aber: „Der Mensch gewöhnt sich an vieles.“

Nach Resignation klingt der Satz nicht. Im Gegenteil. In der Leitung der Selbsthilfegruppe hat er eine Aufgabe gefunden, die ihn trägt. Jetzt will er die Aktivitäten verstärken. Parkinson, den ungebetenen Fremden, hat er als Begleiter akzeptiert.

Zur Person

Helmut Schatz

Geboren: 24. März 1955 in St. Pölten

Wohnort: Wolfurt

Familienstand: verheiratet, 1 Tochter, 1 Enkelkind

Hobbys: Spaziergänge, Radfahren mit dem E-Bike