Rein beruflich unter Dampf

Darum beneiden ihn viele: Adolf Konstatzky ist Kapitän auf der Hohentwiel.
Hard. (VN-tm) Er hat schon als Bub auf ihr rumgeturnt. Schlich sich durch den maroden Schiffskörper und riskierte vom Bug aus den einen oder anderen Köpfler in den Bregenzer Segelhafen. Sehr zum Leidwesen des Hafenmeisters. Und völlig ahnungslos, dass er 40 Jahre später den Raddampfer Hohentwiel als Kapitän über den See steuern würde. Adolf Konstatzky zupft die blaue Krawatte und den blütenweißen Hemdkragen zurecht. Und auch sein Schiff hat sich bekanntlich gemausert.
Zum Neubeginn angeheuert
Wer die Hohentwiel heute als schönstes Schiff am Bodensee beschreibt, erntet im Publikum nur ein müdes Lächeln. Seit 1990 hat das Dampfschiff schließlich ein Anrecht auf den Titel. Seit der Lindauer Landrat Klaus Henninger und der Harder Kapitän Reinhard Kloser mit unverwüstlichem Optimismus den alten abgewrackten Kahn wieder flott gemacht haben. Da ging auch Konstatzky erneut an Bord. Vorbei die Kindertage, inzwischen hatte er eine Bootsbauerlehre hinter sich „und ein wenig die Welt bereist“. Und auch wenn ihm Kapitän Kloser damals keine großartige Karriere in Aussicht stellte – „vielleicht fahren wir überhaupt nur ein Jahr lang“ – Konstatzky heuerte an.
Versah Decksdienst als Matrose. Wurde zum Bootsmann befördert. Spürte als Steuermann zum ersten Mal das leichte Erzittern, wenn die Maschine dem Befehl des Ruders Nachdruck verlieh. Und wurde am 1. Jänner 2004 zum Kapitän befördert. Reinhard Kloser war frühzeitig in Pension gegangen. Nun stand Konstatzky auf der Brücke. Und im Büro. Das sollte er bald merken. So ideal die Kombination der Positionen von Kapitän und Geschäftsführer sein mag, für Seefahrerromantik bleibt da wenig Platz. Erst recht, seit Hohentwiel und Heino Huber eine eigene Gastronomiegesellschaft gegründet haben.
Sechsmal um den Erdball
Mit dem noblen schwarz-weißen Schiffskörper liegt da ein ganzes Unternehmen im Harder Heimathafen vertäut: 22 Menschen leben davon, dass die Hohentwiel so wie im Vorjahr 183 Mal in See sticht und 20.000 Fahrgästen pro Jahr unvergessliche Stunden beschert. „Wir haben inzwischen 239.000 Kilometer zurückgelegt“, zieht Konstatzky stolz Bilanz. Die Hohentwiel ist somit im übertragenen Sinn sechsmal um den Globus gedampft.
Zuletzt hat ihr Kapitän sie 2010 in die Werft nach Romanshorn gesteuert. Auch Dampfer müssen mal zum TÜV. Aber der deutsche Lloyd hatte nichts zu beanstanden. Die Hohentwiel geht kerngesund in ihr 100. Betriebsjahr.
Schon allerhand erlebt
Und am Maschinentelegrafen auf der Brücke steht auch heuer Adolf Konstatzky. Er will die Hohentwiel auch weiterhin durch die Untiefen eines Dampferlebens steuern. Sei’s nautisch – „vor zwei Jahren hat uns beim Anlegemanöver in Nonnenhorn ein Sturm erfasst und die Hohentwiel regelrecht gegen den Steg geworfen“, sei’s wirtschaftlich. Die Hohentwiel fährt im Hochpreissegment. Und Konstatzky weiß nur zu gut, wie schnell man da Kundschaft verlieren kann.
Sagt’s und lässt den Blick über die blitzblanken Planken des tadellosen Oberdecks schweifen. Die Sonne bringt poliertes Messing zum Glänzen. Die Saison darf beginnen.
Ich kann mir gut vorstellen, auf der Hohentwiel als Kapitän einmal in Pension zu gehen.
Adolf Konstatzky
Zur Person
Adolf Konstatzky
fährt als Kapitän auf dem Schaufelraddampfer Hohentwiel.
Geboren: 30. Juli 1965
Ausbildung: Lehre als Bootsbauer, Maschinenbaustudium im zweiten Bildungsweg
Laufbahn: seit 1990 auf der Hohentwiel, seit 2004 Kapitän und Geschäftsführer