Mit 72 Jahren beim Ironman

Hermann Hartsleben startet am Sonntag auf der Langstrecke beim Triathlon in Klagenfurt.
Bregenz. (VN-akp) „Jemandem zu erklären, warum man das macht, ist nicht möglich. Es ist eine Leidenschaft und ich gehe mit Vorfreude und Respekt in den Wettkampf“, beschreibt Hermann Hartsleben. Der Bregenzer tritt am Sonntag in Klagenfurt zu seinem 14. Ironman-Bewerb an, und das mit 72 Jahren. Drei Starter haben sich für die Altersklasse 70 bis 74 Jahre gemeldet. „Es ist klar, dass die Konkurrenz nicht mehr so groß ist, denn viele tun sich das nicht mehr an“, meint er lachend. 3,8 Kilometer Schwimmen im Wörthersee, 180 Kilometer Radfahren und ein Marathon über 42,195 Kilometer warten auf den rüstigen Senior des Vereins Trigantium Bregenz. „Während des Wettkampfs geht einem das halbe Leben durch den Kopf. So lange Distanzen zu bewältigen ist eine mentale Geschichte. Man darf nur positive Gedanken zulassen“, beschreibt der ehemalige Berufsschullehrer, der oft zur Arbeit nach Dornbirn gejoggt ist. Sein Ziel ist es, den Wettkampf zu beenden. „Die Geschwindigkeit wird nebensächlicher, je älter man wird. Nach 17 Stunden muss man im Ziel sein – unter 15 Stunden wäre ein Erfolg für mich.“
Vom Boxer zum Triathlet
Hartsleben war in jungen Jahren Amateurboxer, zählte in seiner Klasse zu den Besten Vorarlbergs. Im Alter von 40 Jahren begann er zu Laufen und kam später zum Triathlon. Bis zu seinem 60. Lebensjahr bestritt Hartsleben 13 Ironman-Bewerbe und 13 Marathons. Dann legte er ab 2002 eine zehnjährige Wettkampf-, aber keine Trainingspause ein. 2011 stieg er wieder ins Renngeschehen ein. „Der neu gegründete Verein Trigantium Bregenz mit Obmann Gabriel Netzer war ein Grund dafür. Die Jungen haben mich mit ihrem Wettkampffieber mitgerissen und es macht mir unheimlich Spaß“, beschreibt der Triathlet. „Man knüpft durch den Sport viele Kontakte, ist unter jungen Menschen und bleibt fit.“
Siege bei Halb-Ironman
Hartlebens Vorbereitung auf die Herausforderung verlief reibungslos. Im Vorjahr hat er einige Halb-Ironman-Bewerbe bewältigt und Siege in seiner Altersklasse in Rapperswil und St. Pölten gefeiert. Dadurch hat er sich das Ticket für Klagenfurt gesichert und sich sogar für die Halbdistanz-WM in Las Vegas qualifiziert. Aufgrund einer Fußverletzung musste er zwar passen, war aber als Betreuer der Vorarlberger Abordnung vor Ort.
Beim Ironman Klagenfurt gibt es einen Startplatz für die Ironman-WM auf Hawaii zu holen. „Das ist nicht vorrangig. Meiner Meinung nach wird Hawaii überbewertet, es steckt viel Kommerz dahinter“, beschreibt Hartsleben, der im Jahr 1999 auf Big Island an den Start gegangen war und den 15. Rang in der AK 55 belegt hatte.
Langlaufen im Winter
Im Winter stand für den Athleten viel Langlaufen auf dem Programm. In dieser Saison hat der 72-Jährige bisher 7000 Radkilometer, wöchentlich 50 bis 60 Laufkilometer und sechs Kilometer Schwimmen pro Woche absolviert. „Früher bin ich mehr gelaufen, heute weiß ich, dass ich meine ‚Karosserie‘ schonen muss“, meint er lachend. Im Schnitt trainiert der leidenschaftliche Sportler 20 Stunden pro Woche, in der intensiven Vorbereitung bis zu 36 Stunden. Seinen schönsten Ironman erlebte er in Lanzarote, weil ihm die hügelige Radstrecke entgegenkam. „Aber wer weiß, vielleicht kann Klagenfurt das ja noch toppen.“
Beim Wettkampf geht dir das halbe Leben durch den Kopf.
Hermann Hartsleben
Zur Person
Hermann Hartsleben
Der 72-Jährige aus Bregenz startet am Sonntag beim Ironman Klagenfurt.
Geboren: 15. März 1941
Familie: verheiratet mit Sieglinde, zwei Kinder (40, 46 Jahre alt)
Beruf: Pensionist, ehem. Berufsschullehrer in Dornbirn
Verein: Trigantium Bregenz
Größte sportliche Erfolge: Sieg Ironman Lanzarote AK 55,15. AK 55 Ironman-WM Hawaii 1999, 2. AK 60 ITU Langstrecken-WM Dänemark.