Auf wanderbaren Pfaden

Wetter / 02.08.2013 • 19:28 Uhr
Walter Zudrell ist bei seinen Kontrollgängen auf den Wanderwegen stets gut ausgerüstet unterwegs. Foto: VN/Hofmeister
Walter Zudrell ist bei seinen Kontrollgängen auf den Wanderwegen stets gut ausgerüstet unterwegs. Foto: VN/Hofmeister

Walter Zudrell geht in seiner ehrenamtlichen Tätigkeit als Wegewart des ÖAV auf.

Silbertal. (VN-mm) Dass Walter Zudrell seine Heimatgemeinde Silbertal kennt wie die sprichwörtliche Westentasche, ist nicht nur so dahergesagt. Er tut es tatsächlich. Benennt jeden Gipfel, jeden Weiler, ja fast jeden Stein. Vor allem aber kennt Zudrell jeden Wanderweg. Und sei der noch so gut im Wald versteckt. Verwundern muss einen das nicht. Seit 30 Jahren hegt und pflegt er die Steige mit der Leidenschaft eines echten Bergfreundes, der Walter Zudrell auch im wirklichen Leben ist. Doch Enthusiasten wie er sind selten geworden. Im Montafon etwa gibt es kaum noch ehrenamtlich tätige Wegewarte im Dienst des Österreichischen Alpenvereins.

Mit Säge, Rechen und Pinsel

In Walter Zudrell hat die Alpinorganisation einen gefunden, der seine Aufgaben sehr ernst nimmt. Selbst bei den Markierungen passt er scharf auf. „Bei der Hitze darf man nicht zu viel Farbe nehmen, sonst verrinnt sie“, erklärt er und zieht mit Bedacht die weiß-rot-weißen Linien nach. Wird ein neuer Stein markiert, muss er zuerst mit einer Drahtbürste gereinigt werden. „Damit die Farbe hält“, sagt Zudrell, der über Diavorträge für Touristen zu seinem Engagement als Wegewart gekommen ist. „Damals waren die Wege nur schlecht ausgeschildert“, erzählt er. Den Gästen da eine Tour zu empfehlen, hielt er für wenig sinnvoll. Also begann er mit den notwendigen Kennzeichnungen.

1988 gründete Walter Zudrell schließlich die „Bergfreunde Silbertal“. Seitdem kümmern sie sich gemeinsam darum, dass die Gemeinde wanderbar bleibt. Ausrücken heißt es vor allem im Frühjahr. Mit Säge, Rechen, Hacke, Farbe und Pinsel macht sich Walter Zudrell an den freien Tagen auf den Weg und lässt ein bisschen seine ordnende Hand in der wild wuchernden Natur walten. „Bis die Kristbergbahn fährt und das Gasthaus Fellimännle öffnet, sind alle Wege gerichtet“, merkt er zufrieden an. Es ist offenkundig: Diese Arbeit bedeutet dem gelernten Maler viel.

Dank ist Lohn genug

Rund 200 Stunden im Jahr erfordert die Instandhaltung der Wege. Viele Kilometer davon müssten er und seine Kameraden gar nicht beackern. „Das wäre deutsches Arbeitsgebiet“, so Zudrell. Dies deshalb, weil die Einzugsgebiete der Wormser, Reutlinger und Heilbronner Hütte bis an die Litz reichen. Doch der DAV krümmt keinen Finger. Warum es Walter Zudrell macht? „Wer soll es sonst tun?“, fragt er achselzuckend. Und: „Schlechte Wanderwege schaden dem Image einer Gemeinde.“ Deshalb hält er eben die ÖAV-Fahnen hoch. Aber der Dank jener, die die Wege benutzen, ist ihm ohnehin Lohn genug.

Freundlich winken sie Walter Zudrell zu, wenn er mit dem vereinseigenen Allradfahrzeug auftaucht. „Wegewart“ steht hinten und vorne zu lesen. „Sie wissen, dass wir etwas für sie tun“, meint er. Und vermutlich hat er recht damit.

Schlechte Wanderwege schaden dem Image einer Gemeinde.

walter zudrell

Zur Person

Walter Zudrell

Geboren: 9. März 1958 in Silbertal

Wohnort: Schruns

Familienstand: Lebensgefährtin

Beruf: Maler

Hobbys: Bergsteigen, Fotografieren, Skitouren, Tanzen, Diavorträge halten