Nur der Schnee fehlte ihm

Ansonsten fühlte sich Philipp Ammann während des Zivildiensts in Kamerun wohl.
Nüziders. (VN-mm) Zivildienst im Ausland oder im Inland? Für Philipp Ammann war das keine Frage. Ein Bekannter hatte ihm sein Jahr in der Fremde in den aufregendsten Farben geschildert. „Da wusste ich, das wäre auch etwas für mich“, erzählt er. Auf der Suche nach möglichen Einsatzorten wurde der junge Mann aus Nüziders auf der Webseite der Pfarre Frastanz fündig. Sie vermittelt unter anderem Zivildiener an Russ-Preis-Trägerin Dr. Elisabeth Neier, die seit 25 Jahren als „Busch-Ärztin“ in Kamerun arbeitet und dort das Krankenhaus von Ngaoubela auf- und ausgebaut hat.
Unkomplizierte Anmeldung
Dieses Projekt habe ihn besonders angesprochen, so Philipp Ammann in der Rückschau. Außerdem, war eine andere Überlegung, könnte er dabei sein Schulfranzösisch auf Vordermann bringen. Was das betrifft, hat sich der Abstecher nach Kamerun gelohnt. Jetzt beherrscht der ehemalige Gymnasiast die Sprache fließend. Aber auch die direkte Begegnung mit den Menschen und mit der afrikanischen Kultur trug zur „Erweiterung des Weltbilds“ bei. Und: Die kurze Zusammenarbeit mit Architekturstudenten aus München, die Elisabeth Neier bei der Errichtung des neuen Operationssaals unterstützten, festigten seinen Wunsch, Architektur zu studieren. Im Oktober geht es in Innsbruck los.
Seit drei Wochen ist Philipp Amann wieder zurück in der Heimat. Der „Kulturschock“ hielt nicht allzu lange an. Wiewohl er beim ersten Einkauf in einem hiesigen Supermarkt „vieles als überflüssig“ empfand. Das einfache Leben sei nicht das schlechteste gewesen, meint er. Unkompliziert verlief auch die Anmeldung zum Auslandsdienst. „Die Projekte sind auf der Homepage sehr gut beschrieben“, fügt er hinzu. Elisabeth Neier wiederum freut sich über jeden tatkräftig anpackenden Besuch aus Vorarlberg. „Sie spannt ihre Leute gehörig ein“, beschreibt Philipp Ammann die engagierte Ärztin als „nette, jedoch sehr genaue Chefin“, die selbst „beinahe Tag und Nacht durcharbeitet“.
40-Stunden-Woche obligat
Eine 40-Stunden-Woche gehört daher zum Standardprogramm eines solchen Einsatzes. Die Spitalsleiterin überprüft auch, was geleistet wurde. Den „Zivi aus Nüziders“ spannte Neier beim Bau des OP-Trakts ein. Anschließend half Philipp Ammann in der örtlichen Schreinerei bei der Herstellung des notwendigen Mobiliars. Er hätte auch im Krankenhaus mitarbeiten können. Einmal durfte er bei einer Operation zusehen. Da stand für den Hobbygitarristen fest, dass ihm das Handwerkliche doch mehr liegt. Er lacht bei dieser Erinnerung.
Nebenbei war Philipp Ammann in ein von Anni Purtscher aus Feldkirch geleitetes Schulprojekt eingebunden. Unter anderem sorgte er dafür, dass österreichische Spenden für die Schule an die richtige Stelle kamen. Alles in allem sei es ein sehr intensives, oft auch hartes Jahr gewesen, fasst er zusammen. Dennoch würde er jedem einen solchen Einsatz empfehlen. Oder zumindest jenen, die „ein bisschen abenteuerlustig, unempfindlich und nicht allzu abhängig vom Internet sind“. Ihm selbst hat nur der Schnee gefehlt.
Interessenten für das nächste Jahr können sich schon jetzt bei der Pfarre Frastanz anmelden.
Elisabeth Neier ist eine nette, jedoch sehr genaue Chefin.
Philipp Ammann
Zur Person
Philipp Ammann
Geboren: 11. April 1994 in Bludenz
Wohnort: Nüziders
Beruf: angehender Architektur-student
Hobbys: Gitarre spielen, Skifahren