Protestfront erste Reihe

Lehrer-Gewerkschafter Gerhard Rüdisser hat diese Woche wieder einmal Hochbetrieb.
Bregenz. (VN-hk) Aufregende Tagen stehen in der heimischen Schulszene an. Die Lehrer wehren sich vehement gegen das ihnen aufoktroyierte neue Dienstrecht, das am 17. Dezember im Parlament beschlossen werden soll. Besonders die Pädagogen an den Höheren Schulen befürchten massive Verschlechterungen, sollte das ohne sozialpartnerschaftliche Einigung von der Regierung beschlossene Dienstrecht in dieser Form tatsächlich Gesetz werden. Nicht nur mitten drinnen in der Protestfront, sondern in der ersten Reihe in Aktion: Gerhard Rüdisser, Obmann der Unabhängigen Bildungsgewerkschaft. Der AHS-Lehrer hat noch nie eine Konfrontation gescheut, wenn es um die Anliegen der Lehrerschaft geht.
Immer ein Kämpfer
So ist es auch dieses Mal. Rüdisser unterstützt Kampfmaßnahmen gegen jene, die aus seiner Sicht das Leben der Lehrer schwerer machen und den Jungen den Lehrerjob vergällen. Ein Kämpfer war der Lauteracher schon immer. Sowohl als Jugendlicher im Leichtathletik-Zehnkampf, als auch in seiner Zeit als Junglehrer gegen das Establishment.
„Ich bin Mitglied der Vorarlberger Lehrerinitiative seit deren Beginn“, erzählt der heute 57-Jährige. Prominente „Rebellen“ zählte er damals zu seinen Kollegen: Unter anderem Meinrad Pichler, Harald Walser oder Werner Bundschuh. Das war Anfang der 1980er. Eine Zeit, in der zum politisch linken Spektrum zugeordnete Pädagogen von den hiesigen Schulautoritäten noch skeptisch beäugt wurden. „Als man beim Landesschulrat schon wusste, wie du politisch denkst, noch bevor du in den Schuldienst getreten warst“, erinnert sich der heutige Veteran schmunzelnd. Es hätten sich damals eben jene zusammen getan, „die schon zu jener Zeit etwas andere Ideen von Schule hatten. Wie heute forderten wir bereits damals Direktoren auf Zeit oder Teamteaching.“
Weniger politisch
Die Junglehrer von heute sieht der zwischenzeitlich zum Lehrerveteran gereifte Familienvater als „sehr engagiert, aber vielleicht ein bisschen zu wenig politisch“. Gerne denkt Rüdisser an den Geist der Universitäten vor 30 Jahren. „Damals ging es wahrlich noch um einiges politischer zu.“ Er selber habe jedoch als Student nie einer bestimmten Gruppierung angehört. Den jungen Lehrern attestiert er, dass sie es heute doch um einiges strenger haben als zu seiner Zeit.
Es hat Gerhard Rüdisser nie gereut Lehrer zu werden. „Aber hätte ich als Mathematiker noch einmal die Wahl zwischen Lehramt und Diplomstudium, würde ich mich wohl für Letzteres entscheiden. Und zwar vor allem wegen Vorgängen wie den jetzigen.“
Viele Mitstreiter
Als Lehrer in der Klasse mag es der UBG-Gewerkschafter ruhig und verständnisvoll. Sagt Rüdisser über Rüdisser. „Ich habe keine hohen Fünfer-Quoten. Ich versuche, den Schülern die Angst vor Mathematik zu nehmen. Das gelingt mir freilich nicht immer.“ Was ihm unter vielen Lehrerkollegen gelingt, ist, eine natürliche Autorität auszustrahlen. Seine Worte haben Gewicht, wenn es um die gemeinsame Sache der Pädagogen geht.
Gerhard Rüdisser wird sich mit seinen Mitstreitern in den kommenden Tagen vehement dafür einsetzen, dass das neue Lehrerdienstrecht in der vorgesehenen Form nicht kommt. In dieser Sache werden die Mitstreiter viele sein, weit über den Kreis der UBG-Mitglieder hinaus.
Denn das jetzt drohende Dienstrecht will von den Pädagogen Höherer Schulen niemand.
Mathematik würde ich heute nicht als Lehramt studieren.
Gerhard Rüdisser
Zur Person
Gerhard Rüdisser
Geboren: 21. April 1956
Beruf: AHS-Lehrer
Wohnhaft: Lauterach
Familie: verheiratet, drei Kinder
Hobbys: Schach, Lesen, Familie
Lieblingsspeise: Wiener Schnitzel