Zurück zu den Wurzeln

Bei der Weltbank ist der Hörbranzer Armin Fidler für Gesundheitspolitik zuständig.
Wien. (VN-joh) Wen holen sich Staaten, wenn sie ein Gesundheitssystem aufbauen wollen? Auf wen hören sie, wenn sie die Krankenversicherung reformieren müssen? Sehr oft heißt die Antwort: Armin Fidler. Der gebürtige Hörbranzer ist bei der Weltbank in Washington Chefberater für Gesundheitspolitik und -strategie: „Zuletzt hat uns der Premierminister von Kasachstan eingeladen, ihn zu unterstützen. Und zuvor hatte uns die thailändische Regierung um eine Evaluierung gebeten“, berichtet der 55-Jährige.
1977 in Bregenz maturiert
Zu seinem Beruf kann man nicht über eine standardisierte Ausbildung kommen. Fidler hat ihn aber immer angestrebt – und das Ziel dann auch mit etwas Glück erreicht: Nach der Matura an der Gallusstraße in Bregenz 1977 studierte er Medizin in Innsbruck, kehrte danach für den Turnus ans Landeskrankenhaus Bregenz zurück und lernte dort „durch Zufall einen Mentor kennen“: „Der ehemalige Mitarbeiter der Weltgesundheitsorganisation, der heute leider nicht mehr lebt, hat mich an der Hand genommen und mir gesagt, was ich machen muss.“ Seiner Empfehlung folgend absolvierte er beispielsweise eine Tropenmedizin-Ausbildung in Hamburg.
Von der Hansestadt ist es nicht mehr weit in die große Welt: Anfang der 90er-Jahre übersiedelte Armin Fidler in die USA, wo er zunächst bei einer staatlichen Gesundheitsorganisation in der späteren Olympia-Stadt Atlanta arbeitete. Im Dezember 1993 wechselte er schließlich zur Weltbank. Das bedeutet: „Dieser Tage habe ich mein 20-jähriges Betriebsjubiläum gefeiert.“
Die Frage, was die Weltbank mit Gesundheitspolitik zu tun hat, hat Fidler schon oft gehört, geht der Laie doch davon aus, dass sie mit Geld oder Wertpapieren arbeitet. Doch das ist ein Missverständnis, um es vorsichtig auszudrücken: „Die Weltbank hat zwei Ziele“, klärt Fidler auf: „Auf der einen Seite die Eliminierung der Armut und auf der anderen die Herstellung von Solidarität und Chancengleichheit.“
So wird der Job des Vorarlbergers nachvollziehbarer: In seiner bisherigen Karriere ist er schon in vielen Entwicklungsländern in Asien, Afrika und Lateinamerika tätig gewesen. Aber auch in Schwellen- und Industrieländern. Wesentlicher Bestandteil von Wohlstand und sozialer Sicherheit ist schließlich eine funktionierende Gesundheitsversorgung: „Wir sehen das besonders in den USA, einem der reichsten Länder der Welt: Viele können sich dort keine Krankenversicherung leisten. Und wenn sie dann bei einem Unfall verletzt werden, sind sie mit so hohen Spitalskosten konfrontiert, dass sie in die Armut gestoßen werden.“
Neues Zuhause in Hörbranz
Immer öfter ist Armin Fidler in seiner alten Heimat anzutreffen: Vor drei, vier Jahren hat er sich dazu entschlossen, in Hörbranz zu bauen. Mittlerweile bewohnt er das Haus regelmäßig: „Man kann mich fast schon als Pendler bezeichnen“, schmunzelt er: Zum Glück gebe es eine direkte Verbindung zwischen Washington, wo er mit seiner Familie lebt, und München. Das erleichtert winterliche Ski- und sommerliche Badeurlaube hierzulande, und Zwischenstopps: „Wenn ich über Europa nach Asien fliege, schaue ich, dass ich ein paar Tage hier sein kann.“
Eine Möglichkeit, in der US-Hauptstadt Heimweh abzustreifen, ist Fidler ja leider abhanden gekommen: Während dessen Zeit als ORF-Korrespondent zählte der Dornbirner Hanno Settele zu seinen Nachbarn – so klein kann die Welt sein.
Ich bin fast ein Pendler zwischen Washington und Hörbranz.
Armin Fidler
Zur Person
Dr. Armin Fidler
Arzt, Weltbank-Mitarbeiter
Geboren: 19. November 1958
Ausbildung: Matura am BG Bregenz (1977), Medizin-Studium in Innsbruck, Tropenmedizin-Ausbildung in Hamburg, Turnus am LKH Bregenz (1984 bis 1988)
Laufbahn: Seit 1993 Mitarbeiter der Weltbank (u.a. in Lateinamerika), zurzeit leitender Berater für Gesundheitspolitik.