Leben ohne Handbremse

Wetter / 28.02.2014 • 18:55 Uhr
Die Zeit in Malawi war für Judith Mader ein besonderes Erlebnis. Privat
Die Zeit in Malawi war für Judith Mader ein besonderes Erlebnis. Privat

Harte und intensive Monate. Judith Mader war für „Ärzte ohne Grenzen“ im Einsatz.

feldkirch. (VN-mm) Sie hat zwar Pharmazie studiert, doch ein Leben als Apothekerin konnte sich Judith Mader nie so recht vorstellen. Sie wollte mehr aus ihrem Wissen machen, wollte etwas aufbauen, etwas bewegen. Die junge Bregenzerin erhielt die Chance und wusste sie zu nutzen. Im LKH Feldkirch baute Mader ein Labor für die zentrale Zubereitung von Zytostatika auf. Bald danach bekam sie die Möglichkeit, für „Ärzte ohne Grenzen“ in Malawi zu arbeiten. Vor Kurzem ist Judith Mader von ihrem Afrika-Einsatz zurückgekehrt. Noch immer begeistert, schwärmt sie von „sechs harten und intensiven, aber fröhlichen Monaten“.

Mangel an Berufserfahrung

Es dauerte länger, als ihr lieb war, bis es mit dem Engagement bei „Ärzte ohne Grenzen“ klappte. „Mir fehlte anfangs die nötige Berufserfahrung“, erzählt sie. Denn zwei Jahre müssen Bewerber mindestens vorweisen können. Also hieß es, die Zeit entsprechend zu überbrücken. Der erste Weg führte Judith Mader schließlich doch in eine Apotheke. Aber wie schon gesagt: „Das lag mir nicht.“ Sie wechselte an ein Linzer Krankenhaus, wo ihr unter anderem die Qualitätssicherung oblag. Schließlich zog es die umtriebige Hobby-Fechterin wieder zurück ins Land. Hier konnte sie sich im LKH Feldkirch einbringen. Im Rahmen eines eigenen Projekts erhielt Mader die Aufgabe zugeteilt, eine zentrale Zytostatika-Zubereitung einzurichten. „Die pharmazeutische Onkologie ist ein Bereich, der mich sehr interessiert“, sagt sie beiläufig, um dann in der schon erlebnisreichen Chronologie ihres bisherigen Lebens fortzufahren.

Schulung der Mitarbeiter

Den nächsten beruflichen Halt legte Judith Mader in Tirol ein. Jetzt befand sie, wäre auch die Zeit gekommen, sich neuerlich bei „Ärzte ohne Grenzen“ zu bewerben. Diesmal erledigte sich die Sache schnell. „Zwischen dem Anruf, dass ich genommen werde, und dem Abflug lagen nur vier Wochen“, so Mader. Sie wurde einem Bezirk im Süden von Malawi zugeteilt, der eine besonders hohe Quote an HIV-Betroffenen aufweist. Zu ihren Tätigkeiten als Pharmazeutin gehörte es, Medikamente zu verteilen, die kleinen Apotheken der zehn Gesundheits-Center zu betreuen und die Mitarbeiter vor Ort entsprechend zu schulen. Dazu kam noch die eine oder andere Fallbetreuung. Auf diese Weise habe sie sehr viel über HIV und Aids erfahren. Mehr jedenfalls, als in ihrem Beruf üblich ist.

Gute Zusammenarbeit

Besonders beeindruckt zeigte sich Judith Mader jedoch vom hohen Niveau der interdisziplinären Zusammenarbeit. „Dort ist auch der Pharmazeut ein Teil des Behandlungsteams.“ Etwas, das sich die junge Frau im eigenen Land ebenfalls wünschen würde. Die Menschen in Malawi beschreibt sie als zurückhaltend. „Sobald man aber Zugang zu ihnen gefunden hat, ist es ein wunderbares Erlebnis.“ Das sie, zurück in der Heimat, nicht missen möchte. „Zum Glück gibt es Facebook“, meint Judith Mader, die derzeit Urlaub macht. Nach einem halben Jahr, in dem sie ein „Leben ohne Handbremse“ geführt hat, ist jetzt Erholung angesagt.

Ich habe während meines Einsatzes viel über Aids erfahren.

Judith Mader

Zur Person

Judith Mader

Geboren: 16. Dezember 1978

Wohnort: Feldkirch

Beruf: Pharmazeutin

Hobbys: Fechten, Skifahren, Goldschmiedearbeiten