„Singen liegt mir im Blut“

Für die Ukrainerin Olena Fischer ist Vorarlberg eine zweite Heimat geworden.
Klaus. (VN-jwa) Der russisch-ukrainische Gesangsverein „Russinka“ mit Sitz in Klaus hat im November letzten Jahres seinen ersten Geburtstag gefeiert. Obfrau Olena Fischer freut sich über den bisherigen Erfolg: „Wir hatten im letzten Jahr 24 Auftritte. Es macht mich stolz, den russisch-ukrainischen Gesang und Tanz sowie unsere Tracht zu präsentieren.“
Die 36-Jährige ist in Dnipropetrowsk, der drittgrößten Stadt der Ukraine geboren. Neben dem regulären Unterricht besuchte Fischer sechs Jahre eine Kunstschule. „Ich male sehr gerne. In der Ukraine habe ich außerdem eine Reitschule besucht und war im Schützenverein.“ Das Nähen zählt auch zu ihren Hobbys, die Trachten für den Gesangsverein näht die zweifache Mutter teilweise selbst.
In Österreich geheiratet
Nach ihrer Matura absolvierte sie eine Lehre als Köchin. „Die Vorliebe zur Küche war schon immer da“, schwärmt Fischer. Mit 21 Jahren ging sie für ein Jahr ins Tessin und arbeitete als Köchin im Restaurant ihrer Cousine. Dort lernte sie nicht nur Italienisch, sondern auch ihren Mann, einen Vorarlberger, kennen. Der Tunnelbauer arbeitete an einem Projekt in der Schweiz und kam meistens ins Restaurant zum Essen. Die Hochzeitsglocken läuteten im Jahr 2000. Heute lebt das Paar mit zwei Söhnen in Klaus. „Meine Mutter ist mittlerweile auch nach Vorarlberg gezogen. Da ich ein Einzelkind bin, hat sie mich sehr vermisst und wollte in meiner Nähe leben“, sagt die 36-Jährige.
„Habe nachts schon geweint“
Die Ukrainerin hat sich in Vorarlberg schnell eingelebt. „Wir haben tolle Nachbarn, die mich gut aufgenommen haben. Vorarlberg ist meine zweite Heimat. Es ist sehr schön hier.“ Die Bilder dagegen, die sie derzeit aus ihrer Heimat, der Ukraine, erreichen, erschüttern sie: „Mir blutet das Herz, wenn ich die schlimmen Bilder sehe. Ich habe nachts schon geweint.“
Mit ihrem Mann hat sie anfangs ausschließlich Italienisch gesprochen, bis sie Deutsch gelernt hat. Ihren Beruf als Köchin hat Fischer bis zur Karenz auch in Vorarlberg weiter ausgeübt und dort auch die meisten Deutschkenntnisse erworben. „Durch meine Arbeitskollegen und den Kundenkontakt habe ich sehr schnell gelernt“, erinnert sich die 36-Jährige, die auch den Fernseher zum Üben nutzte. Doch sie gesteht: „Ich habe schon mehrmals die Koffer gepackt, da ich an der Sprachbarriere beinahe verzweifelt bin. Du lernst Hochdeutsch und dann sprechen alle im Dialekt mit dir. Wochenlanges Lernen war praktisch umsonst.“ Mittlerweile spricht die Ukrainerin sieben Sprachen: „Spanisch habe ich von meiner Schwiegermutter gelernt.“ Eine Ausbildung steht auch noch auf dem Plan: „Ich würde gerne etwas Pädagogisches machen. Außerdem werde ich an der VHS Hohenems und Götzis einen Kurs zur russischen Nationalküche leiten.“
Gesang und ukrainische Küche
Fischers zweite Leidenschaft ist das Singen. In Vorarlberg traf sie sich regelmäßig mit einer Gesangsgruppe. „Das Singen liegt mir im Blut. In der Ukraine war ich auch im Schulchor.“ So entstand dann die Idee, den Gesangsverein „Russinka“ zu gründen. „Wir wollten unsere Folklore und Tracht öffentlich präsentieren“, erzählt die Sängerin. Als Obfrau organisiert sie die Auftritte für die zehn Künstler: „Wir treten hauptsächlich auf kulturellen Veranstaltungen auf. Daneben auch auf Hochzeiten, Geburtstagen und Privatpartys.“ Bei vielen Auftritten gibt es für die Besucher auch ukrainische Küche. „Ich koche dann meistens“, schmunzelt Fischer.
Mir blutet das Herz, wenn ich die schlimmen Bilder sehe.
Olena Fischer

Zur Person
Olena Fischer
ist Obfrau des „Russinka“ Gesangsvereins Vorarlberg
Geboren: 6. Jänner 1978 in Dnipropetrowsk (Ukraine)
Wohnort: Klaus
Familie: verheiratet, zwei Kinder
Ausbildung: Köchin