Frau der offenen Worte

Eva Fitz tritt mit den „Kirchfrauen“ heute beim Frauenfest im Landhaus auf.
Dornbirn. (VN-mm) Ja, wenn sie noch jünger wäre, könnte sie sich ein Leben als Pfarrerin durchaus vorstellen. „Es ist ein faszinierender Beruf“, meint Eva Fitz. Und einer, der nicht nur Männern vorbehalten sein sollte. Doch weil die katholische Kirche Frauen im Priestergewand noch nicht zulässt, bringt sich die Dornbirnerin eben anderweitig ein, zum Beispiel lautstark: Mit der Kabarettgruppe „Kirchenfrauen“ gastiert Eva Fitz heute im Rahmen des Frauenfestes zum Weltfrauentag im Landhaus. „Wir müssen den Mund aufmachen, so lange Frauen weiterhin weltweit unterdrückt, misshandelt und als Menschen zweiter Klasse betrachtet werden“, mahnt sie, nicht zuletzt aufgrund der jüngsten EU-Daten, laut denen jede sechste Frau von Gewalt betroffen ist, umfassende Solidarität ein. Diese Studie habe gezeigt, dass es den Weltfrauentag noch immer brauche. Denn: „Was nicht in den Medien ist, wird nicht wahrgenommen.“
Nur „zaghafte Hoffnung“
Als jemand, der sich seit Jahrzehnten ehrenamtlich für kirchliche Belange einsetzt und 25 Jahre Religion unterrichtete, bedrückt es Eva Fitz, dass alle Religionen benutzt werden, um Frauen zu unterdrücken. Dabei wäre es ihrer Ansicht nach Aufgabe der katholischen Kirche, genau hier einzuschreiten. Doch das tue sie viel zu wenig. „Die Kirche setzt sich zwar für die Beseitigung der Armut ein, aber sie sollte inzwischen wissen, dass Armut weiblich ist“, meint die nimmermüde Kirchenfrau. Eine Kehrtwende lässt allerdings auf sich warten. Selbst der neue Papst konnte bislang nur eine „zaghafte Hoffnung“ auf Besserung wecken. Trotzdem ist Eva Fitz überzeugt, dass die Kirche um die Frage des Vollpriestertums für Frauen nicht herumkommen wird. „Das Argument, wonach Jesus nur Männer als Priester wollte, hält einer kritischen Auseinandersetzung nicht stand“, wirft sie ihrerseits kämpferisch in die unendliche Diskussion.
Schließlich gehe es auch um das Ernstnehmen der Schöpfung, laut der Jesus die Menschen als Mann und Frau erschaffen habe. „Und“, fügt Eva Fitz noch an, „Frauen wären ebenfalls imstande, eine Pfarre zu leiten. Dann könnte den leidigen Pfarrzusammenlegungen besser begegnet werden.“ Von dieser Maßnahme hält sie nämlich herzlich wenig, wiewohl sie weiß, dass der Priestermangel kaum anderes zulässt.
Zum Nachdenken anregen
Solche Dinge sind es, die die Kirchenfrauen in ihren Kabarett-Programmen aufzeigen. „Wir können damit nicht die Welt verändern“, weiß die dreifache Großmutter. Aber den Anspruch, Menschen zu sensibilisieren und zum Nachdenken anzuregen, haben sie sich sehr wohl auf ihre Fahnen geheftet. Mittlerweile neun Programme und 50.000 Besucher in 20 Jahren belegen den Erfolg. Da ist auch keine Spur von Müdigkeit. „Wir dürfen nicht die Augen verschließen“, sagt Eva Fitz bestimmt. So stört es auch nicht, dass die Gruppe ob ihrer scharfzüngigen Anstrengungen, den sturen Klerus weichzuklopfen, immer noch angefeindet oder belächelt wird. Viel mehr zählen die vielen positiven Rückmeldungen. Auch heute werden die Kirchenfrauen zu Ehren des Frauentags ihre Meinung lautstark kundtun. „Die Frauen sind auf gutem Weg“, schwärmt Eva Fitz von „herzerfrischenden Vernetzungen“, die es unter Frauen schon gibt. So gesehen habe der Frauentag doch Gutes hervorgebracht.
Frauen wären ebenfalls imstande, eine Pfarre zu leiten.
Eva Fitz
Zur Person
Eva Fitz
Geboren: 23. Juli 1941 in Altach
Wohnort: Dornbirn
Familie: verheiratet, 1 Sohn, 3 Enkelinnen
Beruf: Pensionistin
Hobbys: Bergwandern, Lesen, Reisen,
Ehrenamtliches Engagement: Obfrau der Selbstbesteuerungsgruppe Bischof Kräutler, Gründung und Unterstützung von Frauengruppen in Migori/Kenia,