Bodenhaftung vermitteln

Wetter / 19.03.2014 • 18:13 Uhr
„Wer sich wohlfühlt, lernt freudvoller“,sagt Keßler-Kirchmayr. privat
„Wer sich wohlfühlt, lernt freudvoller“,sagt Keßler-Kirchmayr. privat

Daniela Keßler-Kirchmayr ist die neue Geschäftsführerin des Ländlichen Fortbildungsinstituts.

Bregenz. (VN-MaM) Was sich in Ausbildung und Beruf so alles zu einem authentischen Ganzen entwickeln kann, dafür ist die gebürtige Montafonerin Daniela Keßler-Kirchmayr ein Beispiel: Hochbautechnik, Gartenbau, Lehre, Beratung und Konzeption. Nur versteckt in den Genen stammt die Akademikerin aus dem bäuerlichen Bereich und ist aber da „gelandet“. Als Bauingenieurin studierte sie in Wien Gartenbau mit den Schwerpunkten Gemüse und Obst, schnupperte auf Hochschulniveau in den Niederlanden, wandte sich dann der Agrarpädagogik zu und verdiente sich ihre ersten Sporen an den Akademien des „Technischen Überprüfungsvereins“ (TÜV) in Wien und Graz, wo sie für den Standortaufbau verantwortlich war.

Mehr als 3200 Teilnehmer

Schließlich zog es sie wieder nach Vorarlberg zurück. Die zierliche Frau bewarb sich um die ausgeschriebene Stelle als Geschäftsführerin des LFI, der Bildungseinrichtung der Landwirtschaftskammer. Diese Teilorganisation ist die größte für den ländlichen Raum. Wie ein Faden zieht sich die Pädagogik durch ihren untypischen bisherigen Weg. Bäuerinnen und Bauern sind nicht die einzige Zielgruppe. „Wir wollen auch allen Menschen, die an der Natur interessiert sind, eine gute Wissensgrundlage vermitteln.“ Vom Kind bis zum Erwachsenen. Fachliche und gesellschaftliche Entwicklungen werden aufgegriffen und daraus innovative Angebote geschnürt.

Immerhin haben im vergangenen Jahr mehr als 3200 TeilnehmerInnen die rund 150 Veranstaltungen des LFI Vorarlberg besucht. Gefragte Weiterbildungsthemen sind Nahrungsmittel und deren Verarbeitung, Kräuter und ökologische Anbaumethoden. In Zertifikatslehrgängen wie reitpädagogische Betreuung oder Natur- und Landschaftsvermittlung ist der Mix aus Theorie und Praxis für Daniela Keßler-Kirchmayr ebenso spannend wie das gegenseitige Lernen der Bildungswilligen. Selbstverständlich kommt der landwirtschaftliche Fachbereich nicht zu kurz, etwa Stallbau und Hofübergabe.

Lernen, begeistern, umsetzen

„Mit Hirn, Hand und Herz vermitteln, lernen, umsetzen und begeistern“, stecke dahinter. Das Fünf-Frauen-Team im LFI betreut auch Projekte wie „Schule am Bauernhof und auf den Alpen“. Trotz des in Vorarlberg eng strukturierten Nebeneinanders von kleinstädtischen Siedlungsgebieten und dem ländlichen Raum sei das Verständnis der nichtbäuerlichen Bevölkerung begrenzt, „aber es ist da schon einiges in Bewegung geraten“, ortet Keßler. „Die globalen Unsicherheiten und der gefürchtete Kollaps der Finanz­oligarchie führen dazu, dass die Leute wieder Bodenhaftung suchen.“ Gleichzeitig warnt sie vor der „Heile-Welt-Vorstellung“, dass sich jeder selbst versorgen kann. Und: „Die Landwirtschaft verdient mehr Wertschätzung. Unsere Bauern sind bei Lebensmittelskandalen zu Unrecht die Geprügelten.“ Das Bildungsangebot wird regelmäßig angepasst – in den Bereichen Persönlichkeit und Gesundheit, EDV und Technik, Dienstleistungs- und Einkommenskombination, aber auch Kultur und Brauchtum.

„Wir versuchen, alle Interessierten, Konsumenten und Landwirtschaftskammermitglieder zu den Themen und Herausforderungen in den Lebens- und Arbeitswelten im agrarischen Gefüge anzusprechen.“ Mit den Vorstandsmitgliedern – an der Spitze Bundesbäuerin Andrea Schwarzmann – sei das Klima „äußerst stimmig. Wir gehen auf gleicher Augenhöhe miteinander um“.

Die Landwirtschaft verdient mehr Wertschätzung.

Daniela Keßler-Kirchmayr

Zur Person

DI Daniela Keßler-Kirchmayr

Geschäftsführerin des Ländlichen Fortbildungsinstituts (LFI) Vorarlberg

Geboren: 5. August 1976 in Bartholomäberg

Wohnort: Mäder

Ausbildung: HTL Rankweil, Universität für Bodenkultur, Wien, Wageningen University, Niederlande, Agrarpädagogische Akademie, Wien

Hobbys: Natur, Pflanzen, Lesen

Familie: verheiratet

Nächste Veranstaltung: „Wilden Frühlingsboten auf der Spur“, Fr., 21.März, 16–20 Uhr, „Gemüse selbst gesät und vermehrt“; Anmeldung unter lfi@vbg-lk.at, 05574 400-190