Messe-Finanzen im Griff

Prokurist Anton Schwendinger trägt die Verantwortung für ein mehrere Millionen Euro schweres Budget.
Dornbirn. (ha) Wenn heute die 66. Dornbirner Herbstmesse eröffnet wird, wird man Anton Schwendinger eher nicht unter der Prominenz antreffen. Denn der Herr über die Messefinanzen steht selbst nicht gerne im Rampenlicht. Seine Welt sind Zahlen und Bilanzen. Das heißt nicht, dass er sich in geselliger Runde im Wirtschaftszelt nicht auch wohl fühlt.
Bevor Anton Schwendinger vor sechs Jahren als Finanzchef zur Messe kam, war er in mehreren großen Unternehmen mitverantwortlich für deren Aufschwung. Dass die Messe eine besondere Herausforderung ist, wusste er von Anfang an. Denn da reden viele mit, vor allem Vertreter der Hauptaktionäre von Stadt, Land und Wirtschaftskammer. Sie haben aber schnell erkannt, dass das Geld in guten Händen ist.
Dass die insgesamt 121 Gesellschafter nicht mit einer Gewinnausschüttung rechnen können, stört sie nicht, denn seit vielen Jahren gibt es klare Regelungen für die Verwendung der freien Mittel. „Überschüsse verwenden wir ausschließlich für die Entwicklung oder den Ausbau neuer Messeprodukte“, ist der 59-Jährige überzeugt, dass die seit rund 50 Jahren gelebte Firmenphilosophie die richtige ist. Damit die Jahresabrechnungen stimmen, ist ein vorsichtiger Umgang mit den zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln erforderlich. Immerhin wird der Betrieb mit Geld aus dem operativen Geschäft finanziert. „Subventionen für die Erhaltung des Messebetriebs und der anderen Geschäftszweige brauchen wir keine“, stellt Schwendinger klar und legt die Zahlen auf den Tisch.
Der Jahresumsatz beträgt rund 6,5 Millionen Euro. Die wichtigste Einnahmequelle sind Erlöse aus der Vermietung von Flächen an die Aussteller. Bei der Herbstmesse etwa liegen die Preise pro Quadratmeter je nach Lage zwischen 43 und 96 Euro. Während der messefreien Zeit werden Hallen vermietet. Auch das bringt Geld in die Kassa. In etwa zwei Jahren, wenn die beiden geplanten neuen, hochmodernen Messehallen stehen, soll das Mietgeschäft weiter angekurbelt werden. Die Hallen sind so konzipiert, dass sie sich auch für Großereignisse inkl. TV-Übertragungen eignen.
Unter der Lupe
Im Büro des Prokuristen werden vor allem neue Messen genau analysiert, ehe es grünes Licht gibt. Mit dabei sind in allen Fällen die verantwortlichen Projektleiter. Dabei ist dem Finanzchef bewusst, dass neue Projekte nicht auf Anhieb viel Geld bringen. Sollte sich ein Flop abzeichnen, was auch schon der Fall war, dann wird früher oder später auch einmal ein Schlussstrich gezogen. Ein Beispiel ist die „intertech“, die erst kürzlich aus dem Messeprogramm genommen wurde. Bei der Genussmesse „Gustav“, die letzten Herbst erstmals stattfand, schaut es hingegen gut aus. „Die wurde sofort gut angenommen und hat deshalb Zukunft“, spricht Schwendiger von einem erfolgversprechenden Start.
Seine positive Einschätzung der Messe-Entwicklung führt er vor allem auf den Teamgeist und den neuen Geschäftsführer Daniel Mutschlechner zurück: „Er ist jung, kennt das Messegeschäft und ist offen für Neues.“ Schwendinger selbst wird noch nicht so schnell den Hut nehmen: „Ich habe mich darauf eingestellt, bis 65 hier zu arbeiten.“
Er wird jede Neuentwicklung, die der Messe gut tut, weiterhin unterstützen. „Denn nichts bleibt, wenn sich nichts ändert“, zitiert Schwendinger gerne Gertrud Höhler, Beraterin des ehemaligen deutschen Bundeskanzlers Helmut Kohl, wenn er nach der Zukunft der Messe gefragt wird.
80 Prozent der Einnahmen machen die Standmieten aus.
Anton Schwendinger
Zur Person
Anton Schwendinger
Geboren: 1955
Familie: verheiratet, drei Kinder, ein Enkelkind
Wohnort: Dornbirn
Beruf: Leiter Finanz- und Rechnungswesen bei der Dornbirner Messe
Hobbys: Fotografieren, Radfahren, Motorradfahren