“Ich liebe meine Männer”

Die Friseurin Karin Heinzle ist die heimliche Chefin amMarktplatz.
Dornbirn. (daw) Ein kleiner Raum mit dunkelbrauner Holzdecke. Ein Stuhl vor einem großen Spiegel und einer Ablage mit vielen Katzenfiguren. Dann kommt sie: mit Humor, Wucht und Offenheit. Wer einmal bei ihr Kunde war, den vergisst Karin Heinzle nicht – und umgekehrt. Selbst wenn der letzte Besuch schon länger her ist, ihr Gedächtnis lässt sie nicht im Stich. „Soll ich die Haare wie beim letzten Mal schneiden?“, fragt sie dann ihren Kunden.
Mehr Information braucht sie nicht. Denn nach so langer Zeit in ihrem Beruf hat sie genug Erfahrungen für das Haar-Styling gesammelt.
Sie ist die dienstälteste Frau am Platz. Seit 33 Jahren arbeitet Karin Heinzle bereits am Dornbirner Marktplatz, im Herrenfriseursalon
Zanetti. Nach all den Jahren hat sie immer noch Spaß am Job. Begonnen hat sie damals bei ihrem Chef Helmut Zanetti, ehe sie dann vor acht Jahren den Salon übernommen hat.
Den Namen des Salons hat sie beibehalten. Mit zwei Angestellten führt sie nun das Geschäft. Helmut Zanetti schaut noch jeden Freitag vorbei und betreut dann die Kundschaft selbst. Bei Heinzle wird immer noch mit der klassischen Messertechnik geschnitten, und auch der Bart wird dem Mann zurechtgestutzt.
Hausbesuche
„Die Männer sind die treueste Kundschaft, die man sich vorstellen kann, sagt Heinzle. Deshalb werden bei ihr auch nur Herren umsorgt. „Viele kommen bereits in der dritten Generation zu mir.“
Aus Erfahrung weiß die 55-Jährige, dass die Menschen gern über ihre Sorgen und Alltagsprobleme sprechen. „Für meine Männer habe ich immer ein offenes Ohr“, sagt sie.
Sogar Hausbesuche macht sie. Vor allem für Herren, die aufgrund ihres Alters nicht mehr selbst kommen können.
Bekanntheit am Marktplatz
Mit den anderen Unternehmern am Markplatz pflegt Heinzle einen regen Kontakt und jahrelange Freundschaften. Wenn sie sich samstags die Zeit nimmt, über den Marktplatz zu laufen, vergeht keine Minute, in der sie nicht angesprochen wird. Oft verbringt sie ihre Mittagspause im Café Steinhauser. „Da gibt’s nämlich super Schnitzel.“ Wer wissen will, wo es den besten Leberkäse oder die besten Kartoffeln am Platz gibt, der erfrägt dies bei der Friseurin. Nicht selten bekommt sie auch mal was geschenkt – von anderen Marktarbeitern oder von Kunden. „Es ist ein Geben und Nehmen, und es kommt jeden Tag etwas zurück.“ Bekannt ist sie nicht nur am Dornbirner Marktplatz, sondern auch auf dem Golfplatz. Das hängt auch damit zusammen, dass ihre Golfbälle ihr eigenes Logo mit ihrem Konterfei tragen.
Roter Lippenstift ist Pflicht
Neben ihrem Arbeitsplatz hängt ein Bild, auf dem sie selbst als Karikatur der Freiheitsstatue abgebildet ist. Das Bild zeigt alles, was die Bregenzerwälderin ausmacht. „Ein Glas, stellvertretend für das Gläschen Prosecco, das ich jeden Tag trinke. Der Schneebesen als Zeichen für meine Kochleidenschaft. Am wichtigsten ist natürlich die Schere, mit der ich meinen Männern die Haare schneide.“
Was nie fehlen darf, ist der rote Lippenstift, den sie täglich aufträgt: „Das ist Pflicht, bevor ich aus dem Haus gehe. Wenn ich nach dem Aufstehen in den Spiegel schaue, sage ich zu meinem Spiegelbild immer: ,Guten Morgen, Schönheit‘. So fängt der Tag für mich schon witzig an. Das brauche ich, um mit Spaß durchs Leben zu gehen.“
Es ist ein Geben und Nehmen, es kommt immer was zurück.
Karin Heinzle
Zur Person
Karin Heinzle
Geboren: 26. Juni 1959
Beruf: Friseurin
Familienstand: ledig
Wohnort: Bregenz
Hobbys: Golf spielen, Kochen