Dankbares Andenken

Wetter / 30.10.2014 • 18:54 Uhr
Brigitte Fink leitet seit 17 Jahren Totenwachen, seit sie selbst die Feier für ihren verstorbenen Gatten als so tröstlich erlebt hat.  Foto: Matt
Brigitte Fink leitet seit 17 Jahren Totenwachen, seit sie selbst die Feier für ihren verstorbenen Gatten als so tröstlich erlebt hat. Foto: Matt

Brigitte Fink gestaltet Totenwachen. So schenkt sie Menschen eine kostbare Zeit der Ruhe.

Bregenz. (VN-tm) Hier sitzen also 40 Jahre kirchliches Ehrenamt am Tisch. Ganz schön tapfer. „Ach was“, entgegnet Brigitte Fink, „das ist wunderschön.“ So selbstverständlich wie ihr die Erzählungen über die Lippen kommen, nahm das alles 1974 seinen Anfang. Damals war August Paterno Kaplan in Bregenz Mariahilf. „Der hat gemeint: Nur Hausfrau allein, das ist nix für dich.“ Also stieg Brigitte Fink als Büchereileiterin ein. Das Sonntagscafé hat sie streckenweise betreut. „Und im Herbst 1996 habe ich begonnen, in der Liturgie mitzuarbeiten.“

Solide Ausbildung

Liturgie ist ein griechisches Wort. Es bedeutet „öffentlicher Dienst“ und umfasst alle Zeremonien und Riten des Gottesdienstes. Brigitte Fink hat das erlernt. Drei Jahre lang hat sie in Salzburg eine ganz solide Grundausbildung in allen Formen liturgischen Feierns erfahren. Seit damals ist sie mehr oder minder intensiv in Mariahilf hängen geblieben.

Ihre ganze Familie fand dort ihre religiöse Heimat. „Mein Mann war Lektor und Kantor. Unsere Kinder sind dort zur Erstkommunion gekommen, waren Ministranten.“ Als Brigittes Mann dann vor 17 Jahren starb, erlebte sie in Mariahilf eine besonders schöne Totenwache. Inwiefern? „Die Feier ist einfach dem Leben meines verstorbenen Gatten und uns Hinterbliebenen absolut gerecht geworden. Sie hat uns aufgefangen.“ Liturgisch schlüssig, kein Sammelsurium von Texten und Liedern. Brigitte Fink erfuhr so ein ganz starkes Hoffnungszeichen.

Heute hält sie selber Totenwachen und bildet andere darin aus. Das gibt sie ihren Leuten mit auf den Weg: „Dass wir uns im Glauben an den auferstandenen Herrn festmachen können, das mit den Menschen zu feiern ist unsere Aufgabe.“ Wenn Brigitte Fink Hausbesuche macht, hört sie zu, wie trauernde Angehörige erzählen, wie sie klagen. Sie erfährt viel von den Beziehungen, von den Brüchen im Leben. Fast immer findet sie erstaunlich rasch eine Stelle aus der Bibel, die sich zu den Erzählungen der Angehörigen fügt.

Nicht mehr selbstverständlich

Brigitte Fink sucht sich eine Lektorin, einen Kantor, Instrumentalisten. Mit ihnen bereitet sie die Feier vor. „Manchmal fragen die Angehörigen: Was ist das, Totenwache?“ Denn längst nicht mehr jeder Beerdigung geht so eine abendliche Andacht voraus. Dabei bietet gerade die Totenwache jenes kostbare Quäntchen Zeit, in der die Angehörigen nichts leisten müssen. Todesfälle sind ja Ausnahmesituationen. Tausenderlei Dinge wollen erledigt werden. Auch ganz profane: Rechnungen bezahlen, Telefon abbestellen, Versicherungen verständigen. In diesem Durcheinander bietet die Totenwache einen Raum und eine Zeit der Ruhe für die Angehörigen. Vor allem, wenn sie am Vorabend der Beerdigung stattfindet, bietet sie allen die Chance, noch einmal ruhig zu werden, ein dankbares Andenken zu feiern, abgeholt und gehalten von der Gemeinde.

Gerade hat Brigitte Fink in Dornbirn zukünftigen Vorstehern von Totenwachen gezeigt, wie sie das macht: „Konsequent und schlicht“, als eine Zeit des Gebets, des dankbaren Erinnerns, das Leben des Verstorbenen und das eigene noch einmal in den Blick nehmen.

Brigitte Fink verrichtet diesen Dienst ganz offensichtlich gern. Aber da stutzt sie. Das Wort trifft es nicht. Besser formuliert sie: „Es ist mir einfach wichtig, den Menschen diese kostbare Erfahrung möglich zu machen.“

Es ist mir wichtig, den Menschen diese kostbare Erfahrung möglich zu machen.

Brigitte Fink

Zur Person

Brigitte Fink

Geboren: 13. September 1946

Wohnort: Bregenz

Familienstand: verwitwet, vier Söhne und eine Enkeltochter

Beruf: gelernte Familienhelferin, Hausfrau und Mutter, 40 Jahre Ehrenamt in der Kirche