Bergführer mit Krawatte

Patrik Seyfried (22) ist einer von 25 Organisatoren des Symposiums St. Gallen.
ST. GALLEN. (VN-mip) Nestlé, La Roche, IBM. Konzerne, die wohl jedem ein Begriff sind. Jean-Claude Trichet, Joseph Blatter, Guido Westerwelle. Namen, die dem tagespolitischen und fußballinteressierten Menschen nicht unbekannt sein dürften. Und mittendrin ein 22-jähriger Student aus Weiler.
Das Klischee des faulen, unentschlossenen, gleichgültigen Studenten ist längst überholt, falls es überhaupt jemals in der Realität existiert hat. Studenten von heute wissen, was sie wollen. Beispiel? Patrick Seyfried aus Weiler. 22 Jahre jung und schon mit allen Wassern gewaschen: „Soll ich fürs Foto im Anzug oder im Bergführer-Outfit erscheinen?“, fragt er bei der Terminabsprache. Als Mitorganisator des St. Gallen Symposiums entscheidet er sich für den Anzug mit schwarzer Krawatte und weinrotem Einstecktuch. Schon rein äußerlich ist er für die ganz Großen dieser Welt gerüstet, die beim Symposium zu Gast sein werden.
Die 45. Ausgabe
Auch innerlich. Patrik Seyfried sprüht vor Enthusiasmus, wenn er über die Veranstaltung erzählt. Das Symposium St. Gallen geht im Mai 2015 zum 45. Mal über die Bühne. Es ist eine zweitägige Veranstaltung mit 600 Größen aus Politik und Wirtschaft, die mit Studenten über das Weltgeschehen plaudern. „In der Schweiz wird es liebevoll das kleine Weltwirtschaftsforum genannt“, erzählt Seyfried und grinst. Das Wort „klein“ ist ob der Gäste aber nicht angebracht. Für dieses Jahr haben bereits der ehemalige NATO-Generalsekretär Anders Rasmussen, OMV-Chef Gerhard Roiss und Thomas Jordan, Chef der Schweizer Nationalbank, zugesagt. Nicht minder interessant sind die Konzerne, die ihre Teilnehmer entsenden, und da kommt Patrik Seyfried ins Spiel. Der 22-Jährige ist für die Schweizer Industrie zuständig, er soll Sponsoren finden. Wobei er das Wort Sponsoring nicht gelten lässt: „Sie unterstützen uns und nehmen dafür am Symposium teil.“ Im Jänner und im Februar hat er nach eigenen Angaben über 100 Termine bei Nestlé und Co. Für diese Mammutaufgabe braucht er seine ganze Energie, sein BWL-Studium muss ruhen.
Das Symposium wird von Studenten der Uni St. Gallen organisiert. Patrik Seyfried und 24 Kollegen pausieren für ein ganzes Jahr, um die Großveranstaltung auf die Beine zu stellen. Drei Vorarlberger sind im Team, neben Seyfried sind das Daniel Hopfner und Dominik Driessen. Geld gibt es dafür keines, für den Lebenslauf ist es unbezahlbar.
Bergführer aus Leidenschaft
Wie besagter Lauf weitergeht, hat Seyfried schon genau im Kopf. Nach der Matura in der HAK Feldkirch zog es ihn zu den Eidgenossen: „Ich bin halb Österreicher und halb Schweizer. Wegen der Berge bin ich nach St. Gallen. Außerdem wollte ich in ein anderes Land.“ Nach dem Studium will er reisen und einen Job in der Musikbranche ergattern. „Bei Universal zum Beispiel“, blickt er in die Zukunft. Und Bergführer will er sein. Es ist jetzt schon sein großes Hobby, erzählt er: „Ich liebe es, zu klettern. Ich würde mich als echten Abenteurer bezeichnen.“ Auf dem Symposium heißen die Konzernchefs nicht Konzernchefs und die Studenten nicht Studenten. Laut Prospekt treffen „Leader of today“ auf „Leader of tomorrow“, Chefs von morgen. Wer weiß, vielleicht kommt Patrik Seyfried einmal an die Wirkungsstätte als Chef von heute zurück? Von Universal vielleicht? Jetzt zählt erst einmal das Symposium. „Und das ist eine wirklich coole Sache“, sagt der 22-Jährige und richtet sich seine Krawatte.
Das Symposium St. Gallen ist eine wirklich coole Sache.
Patrik Seyfried
Zur Person
Patrik Seyfried
Geboren: 14. September 1992
Wohnort: St. Gallen, Weiler
Ausbildung: Matura HAK Feldkirch, drittes Semester BWL und WiPäd Uni St. Gallen
Hobbys: Sport, besonders in den Bergen, Fotografie, Reisen