Mit Gespür für den Schnee

Im Nebenberuf ist Bernhard Anwander als Lawinensachverständiger tätig.
hohenweiler. (VN-mm) Bei Seilbahnbetreibern und Wintersportfreunden sorgten die starken Schneefälle nach Weihnachten für Erleichterung und Freude, in der Landeswarnzentrale für regen Betrieb. Die Menge des weißen Goldes ließ nämlich auch die Lawinengefahr extrem schnell ansteigen, was die Verantwortlichen entsprechend forderte. „Es war tatsächlich eine sehr turbulente Woche“, resümiert Bernhard Anwander, der seit vergangenem Montag für den jeweils tagesaktuellen Lawinenlagebericht zuständig war. Jetzt wird es ein bisschen gemütlicher, denn ab heute übernimmt wieder Andreas Peczl. Gemeinsam erledigen sie während der Wintermonate diesen Sachverständigendienst. Komplettiert wird die Mannschaft durch Herbert Knünz, der im Urlaubs- und Krankheitsfall einspringt.
Auf der sicheren Seite
Im Hauptberuf beschäftigt sich Bernhard Anwander mit der Luftreinhaltung. „Die Mitarbeit beim Lawinenwarndienst ist eine Nebenbeschäftigung“, erklärt er. Aber eine, die der Landesbedienstete gerne übernimmt. Auch, weil es ihn selbst mit Leidenschaft in die Berge und in den Schnee zieht. Schon lange gehört Anwander der Bergrettung Bregenz an und war dort auch Mitglied der Lawinenhundestaffel. Außerdem engagiert er sich als Führer beim Österreichischen Alpenverein. Der gebürtige Wiener liebt auch Skitouren. „Ich bin aber einer, der eher die sichere Seite sucht“, sagt er. Erlebnisse, wie sie Bernhard Anwander bei Einsätzen mit der Bergrettung oder bei Erhebungen von Skiunfällen schon oft genug hatte, will er sich und seiner Familie nach Möglichkeit ersparen.
Die gleiche Wirkung erhofft er sich von den Lawinenlageberichten. Ein Netz an Beobachtern und automatischen Messstationen liefern jeden Morgen die neuesten Wetterdaten und Schneehöhen. „Die ersten Informationen kommen meist schon vor sieben Uhr früh herein“, erzählt Anwander. Dann gilt es, das vorhandene Wissen in eine verlässliche Einschätzung der Lage zu gießen. Eine über Tage stabile Lawinensituation macht diese Arbeit zumindest einfacher. „Heikel sind sprunghafte Änderungen“, weiß der Experte. Wie auch immer: An der täglichen Neueinschätzung der Situation zu früher Morgenstund‘ führt kein Weg vorbei, nicht einmal bei niedrigen Warnstufen. „Die ist extrem wichtig“, betont Bernhard Anwander, und sie erfordert Erfahrung. Stubenhocker sind in diesem Job fehl am Platz. Wer Lawinenlageberichte schreibt, muss hinaus, muss draußen unterwegs sein, Situationen einschätzen, Schneeprofile graben, eben „die Nase in den Schnee stecken“, wie es Anwander salopp formuliert. Das gilt selbst dann, wenn kein Dienst ansteht. Bernhard Anwander hat die nächsten Tage frei. Der dreifache Familienvater freut sich auf ein paar schöne Stunden im Schnee. Entwarnung bezüglich der Lawinensituation kann er allerdings noch nicht geben. Es gilt nach wie vor ein „scharfer Dreier“. Doch jetzt tragen für einmal wieder andere die Verantwortung.
Heikel bei der Einschätzung sind sprunghafte Änderungen.
Bernhard Anwander
Zur Person
Bernhard Anwander
Geboren: 1959 in Wien
Wohnort: Hohenweiler
Familienstand: verheiratet, drei Kinder
Beruf: Landesbediensteter
Hobbys: Bergsteigen, Skifahren, Skitouren