Kein Tag ohne den Wald

Innovativ und vorbildhaft: Jäger Werner Wohlgenannt wurde mit dem Georg-Fritz-Preis ausgezeichnet.
Dornbirn. (VN-ger) „Unser Waldfest verwurzelt“ lautet das Motto der diesjährigen „Woche des Waldes“, die vom 8. bis 14. Juni 2015 in ganz Österreich über die Bühne geht. Ein Motto, das Werner Wohlgenannt wie auf den Leib geschnitten scheint. Der 61-jährige Dornbirner ist leidenschaftlicher Jäger und in dieser Funktion seit 35 Jahren fest mit dem Wald und seinen Bewohnern verwurzelt. Für seine innovativen und vorbildhaften Maßnahmen und Handlungen für Wald und Wild wurde er in der Vorwoche mit dem Georg-Fritz-Preis 2015 ausgezeichnet. „Ein Tag ohne Wald ist eine verlorener Tag“, sagt Wohlgenannt. Der hauptberufliche Landwirt geht hauptsächlich in Dornbirn in mehreren Revieren im Firstgebiet auf Jagd, rückt aber auch zur Verstärkung aus, wenn es in Nachbarrevieren Probleme gibt. „Wald und Wild sind miteinander verbunden“, erläutert der 61-Jährige. „Der Wildbestand sollte so sein, dass er waldverträglich ist und trotzdem noch ein gewisser Artenreichtum da ist.“
Weniger ist mehr
In Vorarlberg ist ein Drittel der Landesfläche beziehungsweise rund 97.400 Hektar mit Wald bedeckt. Bei der Waldwoche soll die Bevölkerung im Rahmen von zahlreichen Veranstaltungen auf die vielfältigen Funktionen des Waldes aufmerksam gemacht und den wichtigen Stellenwert des Forstbereiches in Österreich verdeutlicht werden.
Wohlgenannts Jagdbezirk Dornbirn gilt unter Experten als Vorreiter in einer Lebensraum orientierten Jagdwirtschaft. Im Ebnittal beispielsweise wurden die Bestände von 250 auf etwa 60 Stück reduziert. Hat der preisgekrönte Jäger früher einen Pirschgang gebraucht, sind heute zehn bis 20 Pirschgänge notwendig, bis ein schusstaugliches Stück Wild erlegt werden kann. „In Dornbirn haben wir schon vor 25 Jahren angefangen, den Wildbestand zu reduzieren. Die Wildreduktion sollte man frühzeitig machen, dann gibt es auch keine Waldprobleme, und die Jäger haben auch nicht so einen Stress“, verdeutlicht er.
Wild als Wildtier
Ein weiterer Grundsatz von Wohlgenannt lautet: Das Wild als Wildtier behandeln, also nicht übertrieben füttern und keine Trophäenzüchtung betreiben. So gibt es im Bezirk Dornbirn mittlerweile nur noch eine Rotwildfütterung, die ausschließlich mit Heu befüllt wird. „Viele füttern Sachen, die für das Wild nicht richtig sind. Die Tiere brauchen für die Verdauung dann viel mehr Energie“, führt Wohlgenannt aus und ergänzt: „Wildtiere gibt es schon weiß ich wie lange, ohne dass sie der Mensch gefüttert hat. Sie brauchen eigentlich nur Ruhe und Lebensraum.“
Wilde Erlebnisse
Bei 35 Jahren Jagderfahrung weiß der 61-Jährige selbstredend über das eine oder andere „wilde“ Erlebnis im Wald zu berichten. Um einen Keiler zu erlegen, harrte er auch schon mal zehn Stunden im Ansitz aus. Und einer Wildsau lief er im Firstgebiet bei Schnee so lange nach, bis sie nicht mehr weiterkam, wieder zurücklief und schließlich von anderen abbestellten Jägern erlegt werden konnte. Doch Jagd bedeutet für Werner Wohlgenannt nicht nur schießen. Die Jagd ist für ihn vielmehr Natur, Erholung und Beobachtung. „Wenn man die Augen offen hat, dann gibt es in der Natur immer etwas zu sehen. Wenn es geht, bin ich jeden Tag am Morgen oder am Abend im Wald“, schwärmt der Dornbirner.
Viele füttern Sachen, die für das Wild nicht richtig sind.
Werner Wohlgenannt
Zur Person
Werner Wohlgenannt
setzt sich für einen waldverträglichen Wildbestand ein
Wohnort: Dornbirn Kehlegg
Geboren: 8. Februar 1954
Beruf: gelernter Metzger, seit 15 Jahren hauptberuflicher Landwirt
Familie: verheiratet, zwei Töchter, zwei Söhne
Hobbys: Natur, Wald, Jagd, Wandern