Dame in heißem Dienst

Wetter / 15.07.2015 • 18:48 Uhr
Ein Hitzedienst steht Erika Ammann bevor. Foto:VN/Paulitsch
Ein Hitzedienst steht Erika Ammann bevor. Foto:VN/Paulitsch

Erika Ammann steht als Rotkreuzhelferin fürs angekündigte Sauna-Wochende bereit.

Bregenz. (VN-hk) „Nein“, sagt die Bregenzerin Erika Ammann, „ich schaue mir nicht den Wetterbericht an, bevor ich mich für einen Dienst einteilen lasse. Dass man am kommenden Wochenende wohl wieder Spiegeleier auf heißen Automotorhauben braten könnte, ist eben Schicksal. Die 58-jährige gelernte Diplomkrankenschwester kennt sich aus, wenn es extrem wird.

Kein Helfersyndrom

Früher arbeitete sie auf der Intensivstation, danach bei ihrem Mann als Zahnarzthelferin. Als ihre zwei Töchter groß waren, suchte sich die engagierte Frau eine neue Herausforderung. Sie fand sie bei der Rettung. „Ich wollte etwas tun, wo ich mit Menschen in Kontakt kommen. Das Rote Kreuz erschien mir dafür ideal.“ Ein Helfersyndrom habe sie nicht. Durch ihre Erfahrung und ihre Kompetenz ist Erika Ammann bei der Rettungsorganisation eine Galionsfigur. Als Erste-Hilfe-Lehrbeauftragte und Lehrsanitäterin nimmt sie Schlüsselaufgaben wahr.

Alle machen Dienst

Doch was beim Roten Kreuz vom Rettungskommandant abwärts allen gemein ist: Sie sind eine Gemeinschaft, in der jeder und jede Dienste übernimmt. Erika Ammann trifft es wieder am kommenden Sonntag. An einem Tag, der brütend heiß zu werden verspricht, und an dem es wohl wieder dementsprechende Einsätze gibt.

„Menschen mit Kreislaufproblemen und schwere Verletzungen bei Mopedunfällen mit Personen, die nur leicht bekleidet und daher nicht geschützt waren, stehen an heißen Tagen auf der Tagesordnung“, weiß die Bregenzerin nur allzu gut. Sehr oft sind es ältere Personen, die Einsätze auslösen. Sie trinken zu wenig, muten sich zu viel zu, kollabieren.

Auch Retter schwitzen

Dass den Rettern beim Retten selbst sehr heiß wird und sie darunter leiden, ist eine Tatsache, die vielen nicht bewusst ist. Sie, die in Uniformen stecken und oft bei brütender Hitze in der Sonne blitzschnell tätig werden müssen, sind dabei großen Belastungen ausgesetzt. „Allerdings“, sagt Erika Ammann über sich, „vergisst du bei der Patienten-Versorgung die Hitze. Du bist dann voll konzentriert auf deine Arbeit, ob du nun schwitzt oder nicht.“ Vier bis sechs Dienste macht die Mutter und Großmutter gewöhnlich pro Monat. Gerne ist sie an Sonntagen im Einsatz. „Da hat man mehr Zeit, mit den Patienten zu sprechen.“ Reden ist überhaupt etwas, was zum zentralen Bestandteil einer ersten Hilfe gehört. Keine weiß das besser als Erika Ammann. „Du musst Leute in außergewöhnlichen Situationen immer zu beruhigen versuchen. Dazu musst du reden“, bemüht Ammann die Logik.

Dass einer Retterin harte Extremerfahrungen nicht erspart bleiben, liegt in der Natur der Sache. Als ehemalige Krankenschwester auf der Intensivstation kann Ammann gut damit umgehen. „Klar, gibt es auch schwer verdaubare Erlebnisse. Aber in der Regel kann ich zu Hause bei der Familie gut abschalten.“

Auch wir schwitzen. Aber bei der Arbeit vergisst du das.

Erika Ammann

Zur Person

Erika Ammann

Geboren: 3. September 1956

Wohnhaft: Bregenz

Beruf: Krankenschwester

Familie: verheiratet, zwei Kinder

Hobbys: Urlaub, Skifahren

Lieblingsspeise: Steak