Zum Allroundler geboren

Der Lustenauer Dietmar Gantner gehört zur aussterbenden Spezies der universellen Handwerker.
Lustenau Es ist eine besondere Welt, in welcher Dietmar Gantner sich täglich bewegt. In seiner Werkstatt. Ein Ort mit unzähligen Werkzeugen an den Wänden, mit kleineren und größeren Maschinen, mit Motorrädern und Rasenmähern, die überall herumstehen. Zwei Räume, die eine Atmosphäre von vielfältiger Schaffenskraft vermitteln.

In die Welt hinaus
Dem Schild “Didi, der Allroundler” an der Hausfassade werden die Eindrücke hinter der Werkstatttür gerecht. “Ich betreibe diese Werkstatt gewerblich seit 15 Jahren, habe vorher viele andere Dinge gemacht”, fängt der 63-Jährige mit der langen Erzählung über seine aufregende Berufslaufbahn an.
Gelernt hat er Automechaniker. Doch die guten Verdienstmöglichkeiten verschlugen ihn sehr bald in die Stickereibranche. Dort war sein Geschick beim Reparieren von Maschinen bald offensichtlich, sodass ihn ein professioneller Mechaniker bald abwarb. “Ich hab’ dann später Stickmaschinen ab- und an anderen Orten wieder aufgebaut. Diese Tätigkeit öffnete mir die Tür zur Welt. Ich war in Argentinien, Nigeria, Deutschland und Thailand”, erzählt Gantner. Besonders Nigeria bleibt ihm unvergessen. “Ich war damals als junger, weißer Mann der Liebling vieler Frauen”, lächelt er verschmitzt.

Mann für besondere Fälle
Ausgesuchte Maschinenbauer und Exporteure bemühten sich um die Dienste des universellen Lustenauers. Er lernte schweißen und fräsen, war erste Adresse für vornehmlich Schweizer Unternehmer, die komplexe Aufbauten von speziellen Maschinen zu bewerkstelligen hatten. “Wer was Schwieriges nicht kann, ruft am besten den Didi an”, galt als Slogan in einschlägigen Kreisen. Doch dem wurde es irgendwann zu viel. “Ich habe oft wochenlang von vier Uhr früh bis acht Uhr abends gearbeitet. Das hielt ich nicht mehr aus.”

Mit der Werkstatt in der Holzstraße hat der ruhelose Alleskönner endlich seine feste und eigene Operationsbasis gefunden. Mit kaputten Rasenmähern, Trimmern, Motorrädern, Gebläsemaschinen und vielem anderen rennen sie ihm die Tür ein.

Schicksalsschläge
Didi Gantner wollte nie etwas anderes tun, als das, was er immer getan hat. “Ich war als Mechaniker immer neugierig, wollte wissen, wie man was macht, habe mich stets für Neues interessiert.” In die Beschreibung seiner Entscheidung für den gewählten Beruf mischt sich jedoch plötzlich Kopfschütteln. Gantner kommt auf die Jugend von heute zu sprechen. “Was mein Berufsfeld angeht, kann ich da nur Negatives berichten. Vielen jungen Leuten fehlt es heute an Hausverstand für handwerkliche Tätigkeiten und auch an der Bereitschaft, einen Beruf wie den meinigen zu lernen. Da brauchst du Neugierde, darfst nicht aufhören, Fragen zu stellen. Junge tun das immer weniger.”

Als Retter in handwerklicher Not fällt Dietmar Gantner leider auf unbestimmte Zeit aus. Nach dem Tod seiner Partnerin wurde er schwer krank, befindet sich derzeit auf einem langen Weg der Genesung. “Ich will so schnell wie möglich zurückkommen”, gibt er sich entschlossen. Das hoffen viele, die sonst nicht mehr wüssten, wohin mit ihren kaputten Rasenmähern oder Motorrädern.

Dietmar Gantner
Geboren: 3. 10. 1962
Wohnhaft: Lustenau
Beruf: Mechaniker,
Familie: Single
Hobbys: Motorradfahren, Skifahren
Lieblingsspeise: Gulasch