Ein Steirer in Oberblons

Wetter / 30.08.2015 • 21:21 Uhr
Berge im Hintergrund, Musik im Herzen. Nun sammelt Matthias Härtel für Traiskirchen. Foto: Stiplovsek
Berge im Hintergrund, Musik im Herzen. Nun sammelt Matthias Härtel für Traiskirchen. Foto: Stiplovsek

Matthias Härtel ist Jodellehrer und berufliches Multitalent. Nun sammelt er Spenden für Traiskirchen.

Blons. (VN-mip) Oberblons trägt seinen Namen zu Recht. Die Parzelle liegt wirklich ein kräftiges Stück über Blons. Nur wenige Häuser stehen dort. In einem wohnt Matthias Härtel (28) mit seiner Verlobten Simone (22). Ein Multitalent: Matthias Härtel ist Jodellehrer; spielt zahlreiche Instrumente; verbrachte den Sommer auf einer Alm; jobbte auf Baustellen und hinter Bars; jetzt organisiert er einen Spendentransport ins Flüchtlings-Erstaufnahmezentrum nach Traiskirchen.

Ankunft in Oberblons. Das Panorama würde jeden Postkartendesigner in orgastische Ekstase versetzen. Klassische Geigenmusik untermalt diese Idylle. Simone Türtscher steht auf dem Balkon und schickt liebliche Streichmusik Richtung Großes Walsertal. Drinnen, in der Stube, sitzt Matthias Härtel. Seit fast drei Jahren ist er hier.

Traditionelle Musik als Mission

Der 28-Jährige ist Jodellehrer. Unter dem Namen „Jodlhiasi“ gibt er Kurse. „Nach der mündlichen Überlieferung“, erklärt er. Er steht auf, geht zum Bildschirm, öffnet Youtube und spielt vor. Zunächst traditionelle Jodelmusik: „Die Naturstimme. Jeder Mensch kann das.“ Dann das aus Film- und Fernsehen bekannte Volksmusik-Jodeln. „Das machen wir nicht.“ Traditionelle Musik ist seine Leidenschaft. Und die Mission der Familie Härtel.

Die Härtels. Eine steirische Familie. Mutter, Vater, sieben Kinder. Gretl Steiner, Heli Gebauer, Franz Zöhrer – die Stars der Jodelszene waren Stammgast in den Stuben der Härtels. “Gewährsleute” nennen sie die Insider. Es ist nur konsequent, dass die Kinder allesamt jodeln und mit zahlreichen Instrumenten vertraut sind. Auch Matthias Härtel. Auf die Frage, welche er beherrscht, antwortet er: „Puh, jetzt muss ich überlegen, welche ich nicht kann.“ Was er kann: Kontrabass, Gitarre, Schlagzeug, Geige. Vor Kurzem hat er sich eine Nyckelharpa bestellt, ein traditionelles Streich-Tasten-Instrument. Die Bands, in denen er spielt, heißen Tanzhausgeiger, Alpin Ramblaz oder Walserfidlar. Letztere sind er und Simone.

Der Mensch lebt nicht von Musik alleine – zumindest können das nur wenige. Simone und Matthias wollen sich etwas aufbauen. Das kostet Geld. Den Sommer verbrachte das Paar auf einer Alm. Jetzt ist Matthias Härtel auf Jobsuche. „Ich bin gelernter Restaurantfachmann“, erklärt er. Er war auch schon: Fliesenleger, Ofenbauer, Dachdecker, Maler, Barkeeper, Skilehrer; Härtel hat sogar auf einem Weingut gearbeitet. „Ich wollte alles ausprobieren.“ Am meisten Spaß machen ihm Baggerarbeiten, damit will er seinen Traum finanzieren: Einen Bauernhof. „Wir wollen uns selbst versorgen und Flüchtlinge aufnehmen“, sagt er.

Sammlung organisiert

Der Blonser will helfen: „Wir sind alle nur Gast auf dieser Erde und müssen uns gegenseitig helfen.“ Im September fährt er in die Steiermark. „Wenn ich eh schon Richtung Osten fahre, dann kann ich gleich auch nach Traiskirchen.“ Deshalb organisiert er nun eine Spendensammlung. Vor allem Hygieneartikel werden gebraucht. Am 11. September ist es so weit. Es ist seine nächste Reise. Auch privat steht ein weiteres Kapitel bevor. Vor Kurzem hat er sich mit Simone verlobt.

Ein Familienmitglied gibt es noch: Hund Luis. Benannt nach Luis Trenker, weil der Hund ein echter Bergsteiger sei. Naturnah eben. Wie Matthias Härtel, der Musiker, der Jodler, der Helfer, der Baggerfahrer. Und bald: der Ehemann.

Jodeln kann jeder Mensch. Das ist die Naturstimme.

Matthias Härtel

Zur Person

Matthias Härtel

Jodellehrer, Flüchtlingsaktivist

Geboren: 27. Jänner 1987 in der Steiermark

Ausbildung: Restaurantfachmann

Wohnort: Blons

Familie: verlobt mit Simone (22)

Informationen zur Spendensammlung und zu den Jodelkursen:
www.jodlhiasi.net