Noch fit wie ein Turnschuh

Max Vogel ist ein medizinisches Phänomen und wohl der älteste Autofahrer Vorarlbergs.
Lustenau. (VN-dg) Die „VN“ berichteten in der Silvester-Ausgabe über die früheren Motorradrennen von Lustenau und über den einzigen ortsansässigen Rennfahrer zu jener Zeit: Max Vogel. Leser Otmar Holzer machte die Redaktion darauf aufmerksam, dass der damalige PS-Lokalmatador selbst gut 67 (!) Jahre nach dessen Renneinsatz noch immer sportlich unglaublich aktiv und eine aktuelle „Nachschlag“-Geschichte wert wäre.
Der Autor ist der Anregung nachgegangen, besuchte Max Vogel in seinem schmucken Holzhäuschen und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus: Max ist im 95. Lebensjahr, quietschlebendig und wirklich noch fit wie ein Turnschuh! Der Drittplatzierte des Motoradrennens (Klasse über 350 ccm) von 1948 ist über all die vielen Jahre drahtig geblieben, kerngesund und auch geistig noch glasklar. Wie aus der Pistole geschossen kommen die Antworten und diverse Datumsangaben. „Mich zwickt es wirklich nirgends, einzig das Gehör ist etwas abhanden gekommen.“
Täglicher Hand- und Kopfstand
Max zeigt seine „Fitnesskammer“ im Keller und vollführt im zweiten Anlauf gleich einen lupenreinen Handstand! „Täglich mache ich hier meine Übungen. Kopfstand, Handstand und mehrere Liegestützen.“ Bis vor zwei Jahren ist Vogel noch auf Skiern gestanden. „Mit 92 bin ich noch beim ‚Weißen Ring‘ in Lech mitgefahren“, schmunzelt der Lustenauer, der jetzt auf Tennis umgestellt hat. „Jede Woche spiele ich mit meiner Trainerin mindestens eine Stunde.“
Nach den Kriegsjahren, die in englischer Gefangenschaft vor Kiel endeten, lernte Max bald seine spätere Frau Friederike kennen, die er liebevoll „Fritzi“ nannte. Das kinderlose Ehepaar bereiste die ganze Welt. „Wir machten in den 62 Jahren unseres gemeinsamen Lebens mehr als 100 Auslandsreisen, waren in China, Südamerika, Neuseeland, Australien, Mexiko, Alaska, usw. Über 50 Mal machten wir Urlaub in Draga in Kroatien. Fritzi erstellte über jede Reise einen Bericht mit separatem Fotoalbum. So sind über 120 Alben zusammengekommen.“ Vogel meint: „Aber schlussendlich ist Vorarlberg das schönste Land der Welt! Landschaftlich, klimatisch, politisch und wirtschaftlich leben wir im Paradies.“
Paradies auf Erden
In seinem 40-jährigen Job bei der Vorarlberger Handelskammer stieg er rasch zum Sekretär für Baugewerbe, Holzwirtschaft, Sägeindustrie und Immobilien auf. Vogel: „Wenn Geburt, Beruf und Partner stimmen, hast du das Paradies auf Erden. Ich hatte dieses Glück.“
2011 ist ihm seine Gattin leider vorausgegangen. „Sie ist plötzlich eines Morgens am Frühstückstisch kollabiert. Danach kam sie ins Seniorenhaus, wo ich sie bis zu ihrem Ableben täglich besuchte.“ Max ist daran aber nicht zerbrochen: „Ich konnte loslassen!“ Er selbst hat bereits alles notariell geregelt. „Ich habe eine tolle Gesundheit, schlafe gut, jeder Tag ist noch ein Geschenk.“
Den Haushalt erledigt Max noch immer allein. Einzig zum Mittagessen fährt der 94-Jährige ins Seniorenhaus.
Es versteht sich von selbst, dass er das selbst bewerkstelligt: nämlich mit einem bestens gepflegten, sportlichen VW-Scirocco, Baujahr 1983, der übrigens noch mit einer schwarzen V-Nummerntafel ausgestattet ist …
Ich hatte eigentlich immer ein Leben wie im Paradies.
Max Vogel
Zur Person
Max Vogel
Der Lustenauer ist möglicherweise der fitteste Vorarlberger seines Jahrgangs.
Geboren: 4. Juli 1921
Wohnort: Lustenau
Familie: Witwer, keine Kinder
Ehemaliger Beruf: Sekretär der Handelskammer Vorarlberg
Hobby: Tennis