“Der Hermann vom Lift”

Wetter / 19.02.2016 • 18:48 Uhr
Mit dem Finger auf der Stopptaste sorgt Hermann Sagmeister für Sicherheit am Übungslift. Foto: privat
Mit dem Finger auf der Stopptaste sorgt Hermann Sagmeister für Sicherheit am Übungslift. Foto: privat

Seit 26 Saisonen ist Hermann Sagmeister der gute Geist am Schlepplift Innerbach.

vandans. (VN-mm) „Du bist doch der Hermann vom Lift.“ Diese Ansage bekommt Hermann Sagmeister immer wieder zu hören. Sogar in Wien, das er im Sommer gerne mit seiner Frau und per Zug besucht, wird der Vandanser als „Hermann vom Lift“ erkannt. Im benachbarten Lindau kann er fast gar keinen Schritt tun, ohne auf Gäste zu treffen, deren Kinder er im Winter am Schlepplift Innerbach betreut hat. Seit 26 Saisonen ist Hermann Sagmeister dort schon zugange. Und nur an acht Tagen musste er wegen einer Erkrankung passen.

Über 25.000 Fahrten

Seine Augen sprechen Bände. Wenn Hermann Sagmeister von seiner Arbeit erzählt, leuchten sie, und das freundliche Gesicht geht in einem Lachen auf. Wie beliebt er auch bei den jungen Wintersportlern ist, zeigen die Frequenzen der gut 250 Meter langen Aufstiegshilfe, die einen mit Kunstschnee präparierten  Übungshang erschließt. Knapp sechs Wochen ist der Lift erst in Betrieb, trotzdem verzeichnete er bereits über 25.000 Fahrten. Hermann selbst musste das Skifahren wegen diverser Bandscheibenoperationen vor 35 Jahren aufgeben. Umso mehr freut er sich, wenn „seine“ Kinder in zwei bis drei Tagen sicher auf den Brettern stehen. „Das ist ein schöner Ersatz“, meint er mit einem Schmunzeln.

Der erklärte Naturfreund hat ursprünglich das Installationshandwerk erlernt. Doch zwei Bandscheibenoperationen zwangen ihn in die Invaliditätspension. Da war Hermann Sagmeister gerade einmal vierzig Jahre alt. „Aber in meinem angestammten Beruf ging nichts mehr“, erzählt er. Dann suchte die Gemeinde jemanden, der den Schlepplift Innerbach unter seine Fittiche nimmt. Sie fragte bei Hermann Sagmeister an, der besprach sich mit seiner Frau, worauf beide zu dem einhelligen Ergebnis kamen: „Wir probieren es einen Winter lang.“

Für die Kinder da

Aus dem einen wurden inzwischen 26 Winter. Und „d’r Hermann vom Lift“ denkt noch längst nicht ans Aufhören, obwohl er schon wieder wegen der Bandscheiben unter das Messer musste. „So lange es gesundheitlich geht, mache ich weiter“, verspricht er. Denn die Kinder liegen ihm einfach am Herzen. Er zeigt Anfängern den richtigen Einstieg und Umgang am Lift, passt dessen Geschwindigkeit an, wenn es die Situation erfordert, oder drückt die Stopptaste, wenn ein Pistenfloh in der Spur stürzt. „Das geht schon ganz automatisch“, merkt Hermann Sagmeister an. Ihm ist wichtig, dass alle Kinder den Skitag unverletzt beenden. Für sie ist der Mann im Lifthäuschen auch eine Vertrauensperson geworden. „Die Kinder erzählen mir viel.“ Er sagt es mit väterlichem Stolz in der Stimme.

Hermann Sagmeister schaut auch dazu, dass der Lift reibungslos läuft. Heuer wurde die Anlage gründlich überholt. „Jetzt funktioniert sie wunderbar“, freut er sich. Ist die Wintersaison vorbei, denkt der zweifache Vater wieder an sich. „Im Sommer genieße ich“, fasst Sagmeister sein Leben nach der Arbeit am Lift zusammen. Dann lassen er und seine Frau die Haustüre ins Schloss fallen, setzen sich in den Zug und gondeln in der Weltgeschichte herum. Morgens nach Wien, abends wieder zurück: für die Sagmeisters kein Problem. Schließlich will auch die Sommersaison gut genutzt sein.

In meinem angestammten Beruf ging nichts mehr.

Hermann Sagmeister

Zur Person

Hermann Sagmeister

Geboren: 2. März 1946 in Vandans

Wohnort: Vandans

Familienstand: verheiratet, ­
zwei erwachsene Kinder

Beruf: Pensionist und „Liftler“

Hobby: die Natur