Kämpferin für die Frauen

Am 8. März ist Internationaler Frauentag. Katja Matt setzt sich als Anwältin seit Jahren für Frauen ein.
Bregenz. (VN-kum) Ihre Urgroßmutter und ihre Großmutter lebten als Geschäftsfrauen ein selbstbestimmtes Leben. Ihre Mutter hingegen übte keinen Beruf aus. Sie kümmerte sich ausschließlich um die Kinder und den Haushalt. „In ihrem Leben fehlte die Selbstständigkeit. Mama hatte das Gefühl, dass es nicht das Richtige war, keinem Beruf nachzugehen. Wahrscheinlich hat sie mich deshalb zum Lernen motiviert und mir nonverbal die Botschaft übermittelt, dass ich einen Beruf ergreifen soll“, vermutet Katja Matt, die in eine Juristenfamilie hineingeboren wurde.
Als Anwältin unter Druck
Ihr Vater war Richter und Staatsanwalt, ihr Urgroßvater war ebenfalls Jurist. Nach der Matura fiel ihr die Studienwahl nicht schwer. „Es war naheliegend, dass man das studiert, was in der Familie Tradition hat.“ Das Jus-Studium finanzierte sie sich weitgehend selber, „weil ich nicht abhängig sein wollte“. Als Studentin begann Matt, für eine Zeitung Gerichtsreportagen zu schreiben. Nach dem Studium blieb sie in der Zeitungsbranche, ließ sich aber gleichzeitig zur Rechtsanwältin ausbilden. Denn: „Ich wollte selbstständig sein.“ Als sie im Jahre 1989 ihre Tätigkeit als Anwältin aufnahm, war sie eine von rund zehn Rechtsanwältinnen in Vorarlberg. Matt wollte aber beides: Beruf und Familie. Die Bregenzerin, die einen Juristen zum Mann hat, bekam drei Söhne. „Ich habe eine Kinderfrau angestellt. So konnte ich weiter meinem Beruf nachgehen.“
Zu der Rechtsanwältin sind von Anfang an vor allem Frauen gekommen, „die Probleme hatten und auf Empathie hofften“. An ihren ersten großen Fall erinnert sie sich noch gut: „Eine Frau kam zu mir, deren kleine Tochter nach einem Unfall querschnittgelähmt war. Sie bekam jahrelang kein Geld. Ich erkämpfte für sie schließlich eine Pflegegeldentschädigung.“ Als Anwältin ist Matt schon oft unter großem Erfolgsdruck gestanden, „weil nicht selten ganze Existenzen auf dem Spiel stehen“. Ihre Dankbarkeit ist jedes Mal groß, „wenn ich es für jemanden richten konnte“.
Es sprach sich herum, dass sie sich für Frauen einsetzt. Das Femail-Fraueninformationszentrum kam auf sie zu und fragte, ob sie nicht kostenlose Rechtsberatung für Frauen machen könne. „Ich musste eine Weile überlegen, weil ich nicht in die Schiene der Radikalfeministin gedrängt werden wollte.“ Matt ist gegen jede Art von Radikalismus. „Wenn es um Gleichstellung und Gleichberechtigung geht, bin ich Feministin. Aber das radikale Element fehlt mir. Ich bin für Frauen, aber nicht gegen die Männer.“ Soziale Überlegungen gaben den Ausschlag dafür, dass sie dem Femail zusagte. Aber es gab noch einen anderen gewichtigen Grund: „Das Leben hat es bislang gut gemeint mit mir. Darum möchte ich etwas zurückgeben. Die Dinge fielen mir zu, ohne dass ich groß kämpfen musste. Vielleicht bleibt mir deshalb die Energie, um für andere zu kämpfen.“
Ihr Engagement fürs Femail währt jetzt schon 17 Jahre. Ein Hauptproblem an der „Frauenfront“ ist laut Matt das Scheitern von Beziehungen bzw. Ehen. „Frauen sind dann der Armut preisgegeben, wenn sie zu wenig Pensionszeiten erworben haben.“ Deshalb müsste die Politik Rahmenbedingungen schaffen, die es Frauen ermöglicht, genauso viel zu arbeiten wie Männer. „Aber das System
in Österreich meint es mit den Frauen nicht gut.“ Die Anwältin will weiter für die Frauen kämpfen, „weil
noch längst nicht alles erreicht ist“.
Das System in Österreich meint es mit den Frauen nicht gut.
Katja Matt
Zur Person
Katja Matt
ist seit 1989 Rechtsanwältin in Bregenz. Rund 80 Prozent ihrer Klienten sind Frauen.
Geboren: 21. April 1960
Ausbildung: Juristin
Familie: verheiratet, drei Söhne
Hobbys: Lesen, Theater, Skitouren