Neue Würze für das Leben

Martin Draxler wechselte von der Haubenküche in die 24-Stunden-Betreuung.
dornbirn. (VN-mm) Das Kochen ist noch immer eine große Leidenschaft von ihm. Schließlich war es elf Jahre lang sein Beruf, und dazu noch einer, der Martin Draxler in die besten Hotels und auf noble Kreuzfahrtschiffe führte. Inzwischen ist die große Welt weit weg. Aber der junge Dornbirner vermisst
sie nicht. Er hat seine Erfüllung in einem ganz anderen Metier gefunden. Seit vier Jahren ist Martin Draxler im Feld der 24-Stunden-Betreuung zugange. Sein kleines Unternehmen, das zuerst „Rudub“ hieß und sich jetzt „Martins 24-Stunden-Betreuung“ nennt, organisiert Betreuungsverhältnisse für pflegebedürftige Menschen. Eigene Erfahrungen mit der Pflege seiner Großmutter haben ihn zu diesem Schritt veranlasst.
Mit wenig Wissen ans Werk
Das Büro ist in einem Privathaus untergebracht. Drei Mitarbeiterinnen, Edith, Sabine und Michaela, gehen Martin Draxler zur Hand. Und der geht in seinem neuen Beruf auf. Dabei waren es ursprünglich andere, die ihm eine soziale Ader zuschrieben. „Für mich war das nie ein Thema“, erzählt Draxler. Das änderte sich schlagartig, als er bei einem Heimaturlaub mit ansehen musste, wie seine Oma immer mehr abbaute. Da sie sonst niemanden hatte, beschloss der Enkel, die Kochschürze an den Nagel zu hängen und ihre Betreuung zu übernehmen. Mit wenig Kenntnis, aber viel Idealismus ging Martin Draxler die Sache an. „Ich hatte keine Ahnung, dass es einen Krankenpflegeverein oder einen Mohi gibt“, räumt er freimütig ein. Als die Großmutter bettlägerig wurde, begann Martin sogar mit Krafttraining, um sie richtig lagern zu können. Dabei lernte er eine Krankenschwester kennen. Sie hat ihm gezeigt, dass es eigentlich nur auf die richtigen Techniken ankommt.
Trotzdem wuchs ihm irgendwann alles über den Kopf. Martin Draxler schlitterte ins Burn-out. Erst da suchte er Unterstützung und organisierte eine zusätzliche Betreuung. Gleichzeitig begriff er das Tief als Chance, seinem Dasein eine neue Würze zu geben. Heute möchte der Dornbirner nichts anderes mehr machen. „Während der Pflege meiner Großmutter merkte ich, dass mich diese Aufgabe mit Freude erfüllt und ich Menschen helfen möchte“, erinnert er sich an die Anfänge einer Karriere, die so gar nichts mehr mit Hauben und Sternen zu tun hat. Was jetzt für ihn zählt, sind Menschen, die Hilfe brauchen.
Hoher Anspruch
Sein Anspruch ist es, Pflegebedürftigen das Leben so schön wie möglich zu gestalten. „Sie sind für mich wie meine eigenen Omas und Opas“, stellt Martin Draxler die Wünsche und Bedürfnisse der Menschen deshalb vor jene des Geschäfts. „Die Leute sollen zu Hause professionell, vor allem aber mit viel Aufmerksamkeit und Zuwendung betreut werden“, sagt er. Er besucht seine Kunden auch in regelmäßigen Abständen und ist sofort zur Stelle, wenn es irgendwo irgendwelche Probleme gibt. Wobei sich der Jungunternehmer bemüht, solche von vornherein zu vermeiden, indem er das Umfeld des zu Betreuenden genau analysiert. „Ich kann eine Betreuerin, die vom Land kommt, nicht in einen Wohnblock stecken, oder jemanden, der aus der Stadt kommt, nicht aufs Land verpflanzen“, erklärt Draxler seine Strategie, mit der er bislang gut fährt. Obwohl die Tätigkeit fordernd ist, ist er mit ganzem Herzen dabei.
Ausgleich findet Martin Draxler beim Schleifen und Polieren von Steinen. Danach glänzen sie wie seine Augen, wenn er von seiner Arbeit redet.
Ich hatte damals keine Ahnung, dass es einen Mohi gibt.
Martin Draxler
Zur Person
Martin Draxler
Geboren: 18. Jänner 1982
Wohnort: Dornbirn
Laufbahn: Kochlehre, danach Koch; jetzt Geschäftsführer einer Agentur für 24-Stunden-Betreuung (www.martinsbetreuung.at)
Hobbys: Sport, Steine schleifen