Geschmackvolles Wissen

Wetter / 28.03.2016 • 18:34 Uhr
Der Architekt Vito Mussner setzt sich als Slow- Food-Präsident für regionalen und nachhaltigen Genuss ein. Foto: doh
Der Architekt Vito Mussner setzt sich als Slow- Food-Präsident für regionalen und nachhaltigen Genuss ein. Foto: doh

Feinschmecker mit Bezug zu Nahrungsmitteln: Slow-Food-Präsident Vito Mussner.

Feldkirch. (VN-doh) Es ist ein ungewöhnlicher Zugang, der Vito Mussner zu Slow Food brachte. Die Grundsätze der Vereinigung, die auf der Regionalität von Lebensmitteln beruhen, lernte er in Indien kennen. Im Rahmen seines Studiums verbrachte er dort mehrere Monate und lernte die Wissenschafterin Vandara Shiva kennen. Die wurde für ihr Engagement in den Bereichen Umweltschutz, biologische Vielfalt und Nachhaltigkeit mehrfach ausgezeichnet. Eines der Ziele von Slow Food ist es, weltweit die Artenvielfalt und die Vielfalt im Lebensmittelbereich zu erhalten und zu fördern. Ein Bereich, der Vito Mussner fasziniert. Besonders spürbar ist diese Faszination, wenn er von den Märkten in Peru und Bolivien erzählt – von Hunderten Sorten Mais oder Kartoffeln und deren Geschmack.

Der gebürtige Italiener ist ein Weltenbummler und sucht immer die regionalen Spezialitäten eines Landes. Im Urwald Südamerikas werden dann schon mal Insekten oder Piranhas probiert. „Ein außergewöhnlicher Genuss, dieser Fisch“, meint Mussner.

„Gut, sauber und fair“

Der Genuss ist ebenfalls ein wichtiger Teil von Slow Food und „die größten Genießer sind die Italiener“, fügt der 45-jährige Südtiroler hinzu. In Italien wurde Slow Food auch gegründet, als Protest gegen die Eröffnung eines Fast-Food-Lokals. „Buono, Pulito e Giusto“ – gut, sauber und fair sind für die Vereinigung die drei Dimensionen des Essens. Slow Food steht für Produkte mit authentischem Charakter (regional, saisonal), die auf traditionelle oder ursprüngliche Weise hergestellt und genossen werden. Seit 1996 ist der Verband auch in Vorarlberg vertreten, in den kommenden zwei Jahren mit Vito Mussner als neuem Präsidenten. Der Architekt kam vor 16 Jahren aus beruflichen Gründen aus seiner Heimat St. Ulrich im Grödnertal nach Vorarlberg und engagierte sich bald bei Slow Food.

„Wir sind Menschen, die gerne genießen, und die meisten Mitglieder sind eben auch Feinschmecker“, meint Mussner schmunzelnd. So könne etwas allen Biorichtlinien entsprechen, wenn es aber nicht schmeckt, hilft das wenig, erklärt der Wahl-Feldkircher. Slow Food ist also nicht gleich bio. Es gibt Produkte, die nicht nach Bio-kriterien hergestellt werden, und bei denen dennoch auf die Saisonalität, die Regionalität und die Fairness geachtet wird. „Der größte Genuss ist für mich, wenn ich sehe, wie ein Essen entstanden ist. Es ist eine Kombination zwischen Geschmack und dem Wissen, was es ist und woher es kommt.“

Besuche bei Produzenten

Mit mehreren Slow-Food-Veranstaltungen möchte Mussner seine Definition von Genuss weitergeben. So werden regionale Produzenten besucht und anschließend deren Produkte verkostet. In diesem Jahr ist geplant, die Montafoner Steinschafe zu besuchen, es wird Vorträge zu Bodenseefischen in Hard geben, und im Herbst wird zur Mostdegustation geladen. Die Veranstaltungen sind in erster Linie für die Mitglieder organisiert, aber Gäste sind gerne gesehen. Einer der Höhepunkte des Jahres wird die Fahrt zum „Salone de gusto“, der Slow-Food-Messe in Turin.

Die Grundsätze von Slow Food auch an jüngere Generationen weiterzugeben, ist für den Südtiroler ebenfalls wichtig. So lernen Kinder bei den Mini-Köchen in Rankweil, regionale Lebensmittel zu verarbeiten. Laut Mussner soll die Veranstaltungsreihe auch in anderen Gemeinden etabliert werden. Etwa in Hard, wo die Planungen schon sehr konkret seien.

Genuss ist der Geschmack und das Wissen über ein Produkt.

Vito Mussner

Zur Person

Vito Mussner

Präsident von Slow Food Vorarlberg

Geboren: 11. Juni 1970

Wohnort: Feldkirch

Familie: ledig

Beruf: Architekt

Lieblingsessen: Selbstgemachte Lasagne mit Rehhack